Klimawandel

Klimaschutz: Keine Zeit zum Aufschieben

Um ein Scheitern der Pariser Klimaziele zu verhindern, müssen Politik und Wirtschaft ihr Engagement in Sachen Klimaschutz verstärken. Das wird die kommende Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow deutlich machen. Wie die Europäische Union in den letzten Monaten die gesetzlichen Rahmenbedingungen bereits verschärft hat und welche Rolle die Digitalisierung und Unternehmen als Treiber von Nachhaltigkeit einnehmen können, zeigt ein Überblick von UmweltDialog. Dabei wird insbesondere der Nachhaltigkeitsansatz von Telefónica Deutschland / O2 aufgegriffen.

15.10.2021

Klimaschutz: Keine Zeit zum Aufschieben

Als der Weltklimarat im Sommer dieses Jahres seinen aktuellen Bericht über die Entwicklung des Klimawandels veröffentlicht hat, waren die Ergebnisse mehr als besorgniserregend. Der Tenor: Reduzieren wir nicht drastisch unsere weltweiten Treibhausgasemissionen, können wir die Pariser Klimaziele nicht erreichen. Auf der Weltklimakonferenz COP26 im schottischen Glasgow, die Ende Oktober 2021 beginnt, wird genau diese Befürchtung aufgegriffen und nach gemeinsamen Lösungen gesucht werden, die ein Scheitern von Paris verhindern. „Wir haben in den nächsten drei bis fünf Jahren ein Zeitfenster, wo wir agieren müssen, da ist sich die Wissenschaft weitgehend einig, um das Pariser Abkommen überhaupt noch einhalten zu können“, erklärt zum Beispiel Prof. Dr. Alexander Bassen von der Universität Hamburg im Gespräch mit UmweltDialog, in dem er die aktuellen Entwicklungen des europäischen Nachhaltigkeitsverständnisses erläutert. „Diese Prozesse müssen von Seiten des Regulierers oder von Seiten der EU unterstützt werden.“ 

Valentina Daiber, Chief Officer for Legal and Corporate Affairs
Valentina Daiber, Chief Officer for Legal and Corporate Affairs

EU: Eine Klassifizierung nachhaltiger Wirtschaftsaktivitäten

Entsprechend verschärft die Europäische Union die Rahmenbedingungen in puncto Nachhaltigkeit – sowohl aus ökologischer als auch aus sozialer Perspektive. Ausgangspunkt ist hier der sogenannte Green Deal der EU, der eine nachhaltige Wirtschaftsstrategie artikuliert. Ziel ist es, bis 2050 die Netto-Treibhausgasemissionen auf null zu senken und Wirtschaftswachstum und Ressourcennutzung voneinander zu entkoppeln. „Im April 2021 hat die EU-Kommission hierzu ihre mittelfristigen Klimaziele bis 2030 deutlich nachgeschärft. Eine korrespondierende Klimataxonomie listet erstmals ein Klassifikationssystem für ökologisch nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten auf“, heißt es hierzu im UmweltDialog-Magazin „Reporting“. Mit deren Hilfe sollen Investitionen in nachhaltige Projekte geleitet werden. „Für Investoren sind ESG-Kriterien ein wichtiger Bestandteil ihrer Investitionsentscheidungen. Mit der EU-Taxonomie wird dieser Trend noch einmal verstärkt“, sagte etwa Valentina Daiber, Chief Officer Legal & Corporate Affairs bei Telefónica Deutschland, während einer Podiumsdiskussion, die die Rolle von Unternehmen im Jahrzehnt der Nachhaltigkeit („Dekade des Handelns“) beleuchtete. „Kapitalströme werden zunehmend in nachhaltig agierende Unternehmen fließen.“

Mit der Einführung des geplanten europäischen Lieferkettengesetzes, das im Gegensatz zur deutschen Variante die gesamte Wertschöpfungskette von Unternehmen einbezieht und „klare Bestimmungen zur zivilrechtlichen Haftung“ enthalten soll, so die Initiative Lieferkettengesetz, wird es dann auch ein starkes Instrument geben, Arbeits- und Menschenrechte in Lieferketten zu schützen und dort soziale Risiken zu minimieren. „Auch eine soziale Taxonomie ist bereits in Arbeit. Sie wird spätestens im nächsten Jahr kommen, da bin ich mir ziemlich sicher, weil dafür auch der gesellschaftliche Druck erstens zu groß ist und zweitens die Notwendigkeit auch da ist“, so Bassen. Auch Daiber ist von der Wichtigkeit sozialer Themen überzeugt: „Derzeit liegt der Fokus aus guten Gründen auf dem Klimawandel. Künftig werden Unternehmen aber das Thema der sozialen Gerechtigkeit wieder auf ihre Agenda setzen und darauf achten, dass es bei ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit nicht zu Zielkonflikten kommt. So macht sich Telefónica Deutschland / O2 zum Beispiel für die Überwindung digitaler Kluften stark.“

Weiterentwicklung des Reportings und Net Zero

All diese Entwicklungen haben zum Ziel, unsere Gesellschaften so zu verändern, dass auch künftige Generationen noch auf diesem Planeten gut leben können. „Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, müssen Regeln nicht nur aufgestellt, sondern vor allem eingehalten werden. Das erfolgt, gerade im Fall von Unternehmen, über Berichte“, heißt es hierzu im Reporting-Magazin von UmweltDialog. In Sachen Reporting gebe es jede Menge neue Trends: „Neu sind nicht nur zahlreiche Gesetze, sondern auch die Regelwerke, wie die Antworten bewertet werden. Neu ist auch, dass nicht nur große Betriebe davon betroffen sind, sondern praktisch alle mit mehr als 250 Mitarbeitenden.“ Dazu zählt die sogenannte „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD), die die EU-Richtlinie zur CSR-Berichterstattung „Non-Financial Reporting Directive“ (NFRD) weiterentwickelt.

Zwei Parteien schieben zwei Puzzlestücke vor einer Weltkarte zusammen.

„Unternehmen werden ihre Nachhaltigkeitsbilanz zukünftig in einem Atemzug mit ihren Umsätzen präsentieren. Es ist davon auszugehen, dass die Nachhaltigkeitsberichterstattung zunehmend reguliert und standardisiert wird, um Verbindlichkeit, Transparenz und Vergleichbarkeit zu erhöhen. Die Direktiven zur nichtfinanziellen Berichterstattung beziehungsweise zur EU-Taxonomie sind Beispiele dafür“, sagt Daiber. Darüber hinaus würden auf der Organisationsebene Unternehmens- und Nachhaltigkeitsstrategien konsequent miteinander verzahnt werden. „Nachhaltigkeitsaspekte werden etwa in Einkaufsprozessen zunehmend eine gleichbedeutende Rolle neben Preis- und Qualitätsaspekten spielen.“ Das gelte analog für alle anderen Unternehmensprozesse. „Nachhaltigkeit wird damit eine zentrale Aufgabe für die gesamte Organisation. Wir werden sehen, wie ein Großteil der Unternehmen in Deutschland spätestens bis 2030 Net Zero sein wird.“ Telefónica Deutschland selbst will das bis spätesten 2025 erreicht haben. Das O2 Telekommunikationsnetz des Anbieters ist es bereits.

Tatsächlich haben immer mehr Unternehmen hierzulande zumindest das Ziel der Klimaneutralität in ihren Klima- und Nachhaltigkeitsstrategien formuliert. Immer mehr Unternehmen schließen sich zudem Aktionsbündnissen an, die den Klimawandel bekämpfen, beispielsweise der „Business Ambition for 1.5⁰C“. Deren Teilnehmer sind dazu verpflichtet, sich im Rahmen der Science Based Targets initiative (SBTi) auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse Klimaziele zu setzen, und die gemachten Fortschritte beim Erreichen der Ziele an die SBTi zu übermitteln. Zu den Mitgliedern zählen neben Telefónica Deutschland zahlreiche weitere Unternehmen unterschiedlicher Branchen wie Miele oder E.ON. „Die Wirtschaft fängt langsam an, die echten durch die immer deutlicher werdende Klimakrise entstehenden Risiken zu realisieren. Neben dem wachsenden Druck nachhaltigkeitsbewusste Verbraucher zu befriedigen, die in ihrem Konsumverhalten immer mehr Wert auf ebenso nachhaltige Marken legen, werden sich die Unternehmen den Risiken und damit einhergehenden Anforderungen deutlich bewusst, die der Klimawandel für ihren Betrieb darstellt“, wie die Innovationsagentur itonics sagt.

Das Nachhaltigkeitsleitbild „Let’s Keep the Planet Blue“ von O2 fasst das gesamte Angebot an umweltschonenden Produkten und Services zusammen.
Das Nachhaltigkeitsleitbild „Let’s Keep the Planet Blue“ von O2 fasst das gesamte Angebot an umweltschonenden Produkten und Services zusammen.

Telefónica Deutschland / O2: Engagement und nachhaltige Produkte müssen sichtbar sein

Telefónica Deutschland beispielsweise setzt sich eigenen Angaben zufolge bereits seit 2005 mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander und hat hier eine Vorreiterrolle eingenommen; sowohl in Bezug auf die eigene Geschäftstätigkeit als auch in Bezug auf das Verbraucherengagement des Unternehmens durch seine Marke O2. Zu ihren nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen gehören etwa das branchen- und europaweite Eco Rating für Smartphones oder das sich im Angebot befindende Fairphone. Außerdem sei das Handyrecycling zugunsten des NABU prozesstechnisch etabliert und funktioniere: „Die Verbraucher*innen gehen immer bewusster mit Telekommunikationsprodukten und -dienstleistungen um. Um sie hierbei zu unterstützen, bauen wir unser Angebot stetig unter dem Nachhaltigkeitsleitbild ,Let´s Keep the Planet Blue´ aus“, erklärt Daiber.

Die Stärkung des nachhaltigen Angebots ist ein wichtiges Maßnahmenpaket des Responsible Business Plan (RBP), mit dem das Unternehmen seine Nachhaltigkeitsaktivitäten steuert. „Nachhaltigkeit lebt von Glaubwürdigkeit. Und die erreicht man mit Langlebigkeit der Programme, Beharrlichkeit und Professionalität in der Ausführung sowie Transparenz in der Berichterstattung“, erklärt Daiber. Neben Umwelt- und Klimaaspekten und nachhaltigen Produkten beinhaltet der RBP auch Maßnahmen zu Mitarbeitenden und der Gesellschaft insgesamt. 

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Digitalisierung als Treiber von Nachhaltigkeit

Neben dem eigenen Nachhaltigkeitsengagement ist für Unternehmen wie Telefónica Deutschland / O2 vor allem die Digitalisierung der entscheidende Treiber für Nachhaltigkeit und Klimaschutz: „Dank Digitalisierung können wir eine neue Qualität des Wirtschaftswachstums erreichen: allgemeinen Wohlstand bei gleichzeitiger Erreichung der Klimaziele und Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts“, ist sich Daiber sicher. Aus ökologischer Perspektive kann es hierbei aber zu einem Dilemma kommen, denn die Digitalisierung ist für den Klimaschutz Chance und Risiko zugleich: Einerseits spielen digitale Technologien bei der Umsetzung der Energie-, Verkehrs- und Wärmewende eine zentrale Rolle. Andererseits ist Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) selbst in wachsendem Maße für den Anstieg des weltweiten Energie- und Ressourcenverbrauchs sowie für den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase verantwortlich, wie die KfW berichtet. Dennoch könne man laut einer Bitkom-Studie bei einem beschleunigten Ausbau der Digitalisierung unter Berücksichtigung des CO2-Fußabdrucks der digitalen Infrastruktur einen Nettoeffekt von 33 Prozent CO2-Reduktion im Jahr 2030 erreichen.

Erneuerbare Energie für die Stromversorgung der digitalen Infrastruktur, energieeffiziente Geräte und Rechenzentren, Produktlanglebigkeit und -recyclingfähigkeit sowie die Stärkung kreislaufwirtschaftlicher Strukturen in diesem Bereich sind nach Experteneinschätzungen dabei entscheidend, um die Digitalisierung ökologisch zu gestalten. Als Telekommunikationsanbieter betont Telefónica Deutschland / O2 in diesem Zusammenhang: „Digitalisierung braucht Daten, diese verbrauchen Strom. Deshalb sind für uns nachhaltige Stromerzeugung und Stromeffizienz entscheidend. Mit 5G bauen wir gerade in Rekordgeschwindigkeit einen Mobilfunkstandard aus, der bis zu 90 Prozent stromeffizienter ist als die Vorgängergenerationen“, so Daiber.

Quelle: UmweltDialog
 

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