Circular Economy

Eine runde Sache? Wie P&G Kunststoffkreisläufe schließen will

Kunststoff ist ein wichtiger Bestandteil zahlreicher Verpackungen. Allerdings entsteht dadurch viel Müll, der nur zum Teil recycelt wird. Neue Lösungen müssen her, findet P&G. Das Konsumgüterunternehmen arbeitet gemeinsam mit weiteren Akteuren an alternativen Verpackungen, einem höheren Einsatz von hochwertigem Rezyklat und innovativen Recyclingmethoden.

05.03.2024

Eine runde Sache? Wie P&G Kunststoffkreisläufe schließen will

Ein Dreieck aus Pfeilen, eine Zahl in der Mitte und darunter eine Kombination aus Buchstaben: Wer die Verpackungen von Lebensmitteln oder auch Duschgel, Zahnpasta, Waschmittel und Co. einmal genauer untersucht, wird dieses Symbol in verschiedenen Varianten entdecken. Hierbei handelt es sich um (freiwillige) Recyclingcodes, die Informationen rund um das Verpackungsmaterial geben. Die Code-Nummern eins bis sechs (01-06) stehen zum Beispiel für Kunststoffe (eine Übersicht über alle Codes finden Sie bei der Verbraucherzentrale). Das Material spielt im Bereich Verpackung eine wichtige Rolle, denn es muss stabil, auslaufsicher, hygienisch und dabei trotzdem leicht sein. „Die Tatsache, dass ihre Einsatzmöglichkeiten praktisch unbegrenzt sind und dass ihre Eigenschaften an fast alle Anforderungen angepasst werden können, führt dazu, dass Kunststoffe eine Quelle für Innovationen in allen Lebensbereichen bilden“, erklärt das Fraunhofer UMSICHT.

Wir brauchen nachhaltigere Verpackungen und besseres Recycling

Allerdings ist klassischen Kunststoffen gemein, dass sie aus Erdöl, Erdgas oder auch Kohle hergestellt werden – aus fossilen und damit endlichen Rohstoffen. Darüber hinaus verbrauchen wir zu viel davon. Laut Umweltbundesamt fielen im Jahr 2021 in Deutschland rund 5,67 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle an. Mehr als 60 Prozent davon wurde verbrannt und damit energetisch verwertet. Grade mal etwas mehr als ein Drittel der Abfälle wurden zu neuen Rohstoffen verarbeitet, also werkstofflich verwertet. Dabei ist insbesondere letzteres wichtig für den Klima- und Umweltschutz, meint das Umweltbundesamt. Für das Konsumgüterunternehmen P&G ist daher klar: Zum einen müssen Verpackungen nachhaltiger werden. Zum anderen braucht das Recycling mehr Innovationen. „Ziel der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie muss es sein, Abfälle zu vermeiden sowie nicht-fossile Rohstoffe, einschließlich Recyclingrohstoffe, als Kohlenstoffquelle zu erschließen und möglichst lange und hochwertig im Kreislauf zu führen“, erklärt P&G.

 
 

In der Ambition 2030 hat sich das Unternehmen vorgenommen, hierbei voranzugehen und bis 2030 alle Verpackungen so zu gestalten, dass sie recycelbar oder wiederverwendbar sind. Für 78 Prozent der Verpackungen hat P&G das bereits geschafft. Recycelbar heißt für P&G, es muss eine Sammlung, Sortierung, Verarbeitung und Endmärkte für das Material geben. Die energetische Verwertung und Umwandlung zu Brennstoff sei für P&G kein geeigneter Endmarkt. Im Fokus der Verpackungsstrategie des Konsumgüterherstellers stehen daher die drei „Rs“: Reduce – Re-use – Recycling.

Weniger Plastik dank Alternativen …

Wo möglich und sinnvoll ersetzt P&G die Kunststoffverpackungen durch alternative Materialien wie beispielsweise Karton. So besteht die ECOCLIC Box der Waschmittel Ariel und Lenor zu 70 Prozent aus recycelten Fasern, die Frischfasern sind FSC-zertifiziert. Ein bisschen Kunststoff braucht es allerdings noch, um die Pods vor Feuchtigkeit zu schützen. Daher haben die Boxen auf einer Seite eine dünne Barriereschicht. Trotzdem lässt sich die Verpackung ganz normal im Altpapier entsorgen und recyceln. Die Verpackung der Always Cotton Protection Binde besteht sogar komplett aus recycelbarem Papier und kommt ganz ohne jegliche Beschichtung aus. Mit „Refill the Good“ bietet P&G ein Nachfüllsystem für Shampoos der Marken Pantene Pro-V und Head & Shoulders an. Das spart etwa 60 Prozent Kunststoff im Vergleich zu herkömmlichen Shampooflaschen (lesen Sie mehr dazu im UmweltDialog-Beitrag „P&G: Weniger Plastikverpackungen bei der Haarpflege“). Und die Rasurmarke Gillette ist auf dem gesamten Systemrasierer Portfolio inklusive der Rasierklingen von einer Blisterverpackung auf vollständig recycelbare Kartonverpackungen umgestiegen.

… und mehr recycelter Kunststoff

Ganz ohne Kunststoff geht es allerdings noch nicht. Ein weiteres Ziel der Ambition 2030 ist es daher, 50 Prozent weniger Neukunststoff zu verwenden. Stattdessen will P&G vermehrt Post Consumer Rezyklat (PCR) einsetzen, also recycelten Alt-Kunststoff. Beispielsweise bestehen die Flaschenkörper der Basislinien von Head & Shoulders und Pantene Pro-V vollständig aus PCR. Beim Einsatz von recyceltem Kunststoff stoßen viele Unternehmen aber noch an Grenzen: „Auch wenn das mechanische Recycling sich mittlerweile deutlich verbessert hat, steht der Industrie immer noch zu wenig Rezyklat in geeigneter Qualität zur Verfügung“, sagt Jürgen Dornheim, Director Corporate Packaging Sustainability & Innovation bei P&G . „P&G arbeitet daher mit Partnern aus Industrie und Forschung an neuen Lösungen. Ziel ist es, die Kreislaufwirtschaft zu stärken und so mehr qualitativ hochwertiges Rezyklat zurück in die Stoffkreisläufe zu bringen.“ So entwickelt P&G im Cospatox Konsortium mit weiteren Akteuren Qualitätsstandards für Rezyklate. Dazu gehören zum Beispiel Mindestquoten beim Einsatz von Kunststoffrezyklat oder auch beschleunigte Zulassungsverfahren für Rezyklate.

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Hochwertiges Rezyklat – aber wie?

Voraussetzung für qualitativ hochwertiges PCR ist unter anderem eine höhere Recyclingfähigkeit von Kunststoffprodukten. Einen entscheidenden Ansatz hierfür bietet das „Design for Recycling“. „Schon bei der Entwicklung von Produkten und Verpackungen muss mitgedacht werden, wie diese später gut recycelt werden können“, erklärt Dornheim. Der Konsumgüterhersteller ist daher Teil der Circular Plastics Alliance. Gemeinsam erarbeiten die Akteure entsprechende Pläne für unterschiedliche Branchen. So ist das Ziel beim Design von Kunststoffverpackungen, dafür zu sorgen, dass Verunreinigungen wie Etiketten beim Recyclingprozess effektiv entfernt werden können, heißt es in einem Paper der Circular Plastics Alliance. Außerdem sei es wichtig, dass die Polymere korrekt vom Recyclingsystem erfasst werden können.

Allerdings sind nicht alle Kunststoffabfälle mittels klassischen Recyclings immer wieder verwertbar. „Mechanisches Recycling von Plastik kann nur einige Male angewendet werden, da das Plastik dann spröde wird“, weiß Dr. Peter Dziezok. Hier könnten dann Advanced Recycling Methoden, wie das lösungsmittelbasierte Recycling, die Depolymerisation oder die Pyrolyse zum Einsatz kommen: „Beim Advanced Recycling, auch chemisches Recycling genannt, zerlegt man Kunststoffe in ihre Ausgangsstoffe, wie beispielsweise Öl, die man dann anstelle von Erdöl zur Kunststoffproduktion in Neuwarenqualität wieder einsetzen kann“, ergänzt Dr. Peter Dziezok, Director R&D Open Innovation bei P&G. Diese Verfahren gelte es weiterzuentwickeln und an Technologien, Prozessen und Innovationen zu forschen, die gut für den Klimaschutz sind. „Mechanisches und Advanced Recycling müssen sich so ergänzen, dass der gesamten Industrie sowohl quantitativ als auch qualitativ aufbereitete Recyclingrohstoffe zur Verfügung stehen und Umweltbelastungen reduziert werden. Erst damit lassen sich die Kreisläufe wirklich schließen.“

Mehr zum Thema innovativer Recyclingmethoden hören Sie auch im P&G Podcast „Geht das auch grüner?

Pilotprojekt zum Closed-Loop-Recycling von Einweg-Gesichtsmasken

Ein Beispiel für erfolgreiches Advanced Recycling ist das Pilotprojekt des Fraunhofer UMSICHT Instituts rund um Einweg-Gesichtsmasken, an dem auch P&G beteiligt war. Ein mechanisches Recycling von Mund-Nasen-Masken ist aufgrund der komplexen Zusammensetzung (u.a. Filterschicht, Ohrengummis, Metallstreifen) und der potentiellen Verschmutzung mit Viren und Bakterien nicht möglich. P&G hat daher an seinen Standorten gebrauchte Masken gesammelt, um diese dem chemischen Recycling zuzuführen. Bei Fraunhofer wurden diese Masken in einer Pyrolyseanlage bei rund 500 Grad Celsius in Gas, Öl und Koks transformiert. Das sogenannte Pyrolyseöl wurde dann wieder zur Herstellung von Rohstoffen in ursprünglicher Qualität für die Maskenproduktion benutzt. „Durch dieses Pilotprojekt konnten wir besser beurteilen, ob der Kreislaufansatz auch für Kunststoffe, die bei der Herstellung von Hygiene- und Medizinprodukten zum Einsatz kommen, geeignet wäre“, sagt Hansjörg Reick, Senior Director Open Innovation bei P&G. „Natürlich muss das Verfahren noch verbessert werden. Die bisherigen Ergebnisse sind jedoch durchaus vielversprechend.“

Mehr zum Projekt erfahren Sie auf der Website von Fraunhofer UMSICHT.

Quelle: UmweltDialog
 

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