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Pflanztöpfe beim Gärtnern: Muss es immer Plastik sein?

Heidekraut, Chrysanthemen und Fette Henne: Bunte Herbstpflanzen bereichern in dieser Jahreszeit unsere Gärten und Balkone. Doch die Pflanzen kommen aus dem Handel oft in Pflanztöpfen aus schwarzem Kunststoff daher. Dabei gibt es hier mittlerweile auch Alternativen – und einige davon kann man sogar gleich mit einpflanzen.

08.10.2021

Pflanztöpfe beim Gärtnern: Muss es immer Plastik sein?
Der einzige 100 Prozent biologisch abbaubare Kurturtopf aus reiner lokaler aus Frankreich stammender Holzfaser ist der fertilpot. Er ist im Bioanbau zugelassen und verwandelt sich im Boden wieder komplett zu Humus.

Wer einen Garten oder Balkonpflanzen pflegt, weiß: Egal ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter, es gibt immer etwas zu tun. Im Herbst gilt es vor allem, den Garten und die Pflanzen für die kalte Jahreszeit fit zu machen und auch schon erste Vorbereitungen für den Frühling zu treffen. So ist jetzt zum Beispiel der ideale Zeitpunkt, Blumenzwiebeln von Frühblühern einzupflanzen, Zwiebeln von Sommerblumen frostgeschützt einzulagern, den Rasen noch einmal zu vertikutieren, Laub zu harken sowie Stauden, Sträucher und Hecken zurückzuschneiden, rät das Online-Magazin „Garten-Freunde“.

Nahrung und Behausung für Tiere

Bei Sonnenblumen, Lavendel, Himbeeren, Brombeeren und auch Stachelbeeren ist es sinnvoll mit dem Rückschnitt bis zum Frühjahr zu warten. Über den Herbst und Winter dienen sie nämlich vielen Tieren als Nahrungsquelle: „So sind beispielsweise die Samen der Sonnenblumen, die sie nach ihrer Blüte im Herbst für ihre Vermehrung ausbilden, bei Distelfinken oder Grünfinken heiß begehrt“, informiert der Pflanzen-Großhändler Volmary im eigenen Online-Magazin. Und auch Laub dürfe unter Hecken und Sträuchern gerne etwas liegen bleiben. Das schütze Pflanzen vor Frost und beherberge zahlreiche Insekten, die wiederum Vögeln und Igeln als Nahrung dienen.

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Auf Farbe im Garten muss man auch in der kalten Jahreszeit nicht verzichten: Herbst- und Winterpflanzen wie zum Beispiel Alpen- und Winterveilchen, Schnee- und Christrosen, Stacheldrahtpflanzen, Heidekraut, Fette Henne, Chrysanthemen oder auch etliche Ziergräser können jetzt noch eingepflanzt werden. Nach dem Einkauf und dem Einpflanzen der bunten Farbenpracht stehen Gärtnerin und Gärtner aber erstmal vor einem Stapel Plastik. Denn die Pflanzen werden in der Regel in Pflanztöpfen aus Kunststoff verkauft, die zu Hause dann entsorgt werden. Die Plastiktöpfe gehören zum Standard im Handel und professionellen Gartenbau: „Sie sind optimal handhabbar – auch in Topfmaschinen –, liefern hohe Pflanzenqualitäten und sind dazu noch günstig zu haben“, erklärt das Informationsportal Ökolandbau, das von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung betrieben wird.

Nun ist Kunststoff aber bekanntlich nicht unbedingt nachhaltig. Er wird meistens aus fossilen Rohstoffen wie Erdöl hergestellt, belastet die Umwelt unter Umständen mit Mikroplastik, und besonders der schwarze Kunststoff, aus dem viele der Pflanztöpfe bestehen, hat noch ein weiteres Problem. Aufgrund der Farbe können ihn Recyclinganlagen nicht gut erkennen, und der Kunststoff landet daher bei der Verbrennung statt bei der Wiederverwertung (mehr über die Problematik erfahren Sie beim Magazin „Circular Technology“).

Circular Economy bei Kunststoff-Pflanztöpfen

Mittlerweile gibt es allerdings viele Alternativen zu den herkömmlichen Kunststoff-Pflanztöpfen. toom Baumarkt setzt zum Beispiel vor allem auf recycelbares Material. Eigenen Angaben zufolge gehen bei toom jährlich rund 60 Millionen Pflanztöpfe über das Kassenband. Das Unternehmen stellt sein Sortiment daher bereits seit Juli 2020 nach und nach auf recycelbare Pflanztöpfe um. Diese bestehen darüber hinaus zum Großteil aus Post-Consumer-Material und damit aus Kunststoffen, die zuvor mindestens einmal recycelt wurden. Bis Anfang 2022 sollen nahezu alle Pflanztöpfe bei toom recycelbar sein. Beim Pflanzentransport zwischen Gärtnereien, Lagern, Märkten und Kunden kommen wiederum Mehrwegpaletten zum Einsatz. Derzeit wird das System in 35 toom-Baumärkten im Pilotprojekt getestet.

Recycling-Pflanztopf von Pöppelmann
Recycling-Pflanztopf von Pöppelmann

Die Firma Pöppelmann hat im Rahmen der Initiative „PÖPPELMANN blue“ ebenfalls einen Pflanztopf aus Recycling-Material entwickelt. Der Kunststoffanteil des Topfes besteht zu 100 Prozent aus Post-Consumer-Rezyklat, also aus Wertstoffen aus dem gelben Sack oder der gelben Tonne. Als weitere Materialien kommen noch Farbe und Füllstoffe hinzu. Der Topf ist zu 100 Prozent recycelbar und schließt damit den Kunststoff-Kreislauf. Außerdem ist der Pflanztopf mit diversen Zertifikaten ausgezeichnet, darunter zum Beispiel das Umweltzeichen Blauer Engel und das RAL-Gütezeichen. Das Zertifikat des Instituts cyclos-HTP bestätigt zudem die Recyclingfähigkeit des Pflanztopfes.

Die können mit ins Beet: Kompostierbare Pflanztöpfe

Einen anderen Ansatz verfolgt das Start-up Pottburri. Den Topf des jungen Unternehmens kann man nämlich direkt mit ins Beet einpflanzen, denn er ist biologisch abbaubar. Der Pflanztopf ist zu einem großen Teil aus Sonnenblumenkernschalen hergestellt, die bei der Produktion von Sonnenblumenkernen als Nebenprodukt entstehen. ALDI SÜD hat das System schon ausprobiert. Im Sommer 2021 gab es in den Filialen den Topf – bepflanzt mit weißen, roten und pinken Nelken – kurze Zeit zu kaufen. Einmal eingegraben zersetzt er sich schließlich ganz von selbst. Um Plastikmüll muss man sich keine Sorgen machen, sondern kann direkt mit gutem Gewissen mit dem Gärtnern anfangen, meinen die Geschwister Antonia und Alexander Cox, die Pottburri gegründet haben im Unternehmensblog von ALDI SÜD. „Nach ca. zwölf Monaten ist nichts mehr von dem Topf übrig, nur Biomasse. Der Topf hat auch noch weitere Vorteile: Weil man ihn direkt mit der Pflanze in die Erde eingraben kann, spart man Zeit und entgeht der Gefahr, die Wurzeln beim Abziehen des Übertopfes zu verletzen.”

 

Anzuchttöpfe aus dem eigenen Haushalt

Wer sich schon auf das Frühjahr vorbereiten möchte, kann schon mal anfangen, leere (ungefärbte) Eierkartons und Toilettenpapierrollen zu sammeln. In diesen lassen sich nämlich wunderbar Pflanzen vorziehen. Sind die Jungpflanzen groß genug, kann man sie mitsamt diesen DIY-Anzuchttöpfen direkt ins Beet einpflanzen. Auch alte und saubere Konservendosen sowie Joghurtbecher eignen sich zur Anzucht von Pflanzen. Die aber bitte nicht mit einpflanzen. Mehr DIY-Tipps zu Anzuchttöpfen hat auch der kleine Horrorgarten.

Beim Versandhändler memo findet man – je nach Saison – ebenfalls Pflanzen in nachhaltigen Töpfen. Darunter ist aktuell zum Beispiel ein Pflanzset für eine Bio-Zwergsonnenblume, dessen Topf zu 70 Prozent aus Reishülsen besteht. Er kann genauso wie der Topf von Pottburri in die Erde mit eingepflanzt werden und zersetzt sich dort. Ebenfalls im Sortiment führt memo derzeit ein Nordmanntannen-Anzuchtset, das von meinwoody hergestellt wird. Das Besondere: Der zugehörige Pflanztopf, den das Start-up „HANFi“ getauft hat, besteht zu 99 Prozent aus den nachwachsenden Rohstoffen Hanffaser und Lingin. Er ist dadurch ebenfalls kompostierbar und kann in die Erde eingesetzt werden. „HANFi kompostiert sich dann mit der Zeit im Boden und zersetzt sich rückstandsfrei. Die Hanffasern kehren in den Boden und somit in den natürlichen Kreislauf zurück. Die Pflanze kann sich ohne umtopfen stressfrei im Boden ansetzen und verwurzeln“, heißt es auf der Website von meinwoody. Darüber hinaus gibt es bei memo ein Bio-Sonnenblumen-Pflanzset im Zinkeimer, das mit einem kleinen Tontopf ausgeliefert wird. Mit dem Pflanzset „Ginko-Baum“ kann man sich wiederum einen Ginko im Terrakottatopf heranziehen.

Bei der Nachhaltigkeit schneiden die mitpflanzbaren Töpfe gut ab, weil sie keinen Müll erzeugen, erklärt das Informationsportal Ökolandbau. Wie die Ökobilanz aussieht, wenn man auch die Herstellung mit einbezieht, sei aber noch nicht untersucht. Darüber hinaus sind nicht alle kompostierbaren Töpfe für industrielle Topfmaschinen (diese dienen zum halbautomatischen Eintopfen von Pflanzen) geeignet. Der HANFi und der Topf von Pottburri erwiesen sich in Versuchen aber als „topfmaschinengängig“.

Quelle: UmweltDialog
 

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