Circular Economy

Mit Zertifizierungen von nachhaltiger Biomasse kreislauffähig werden

Kreislauffähigkeit wird, angesichts des Klimawandels und knapper werdender Ressourcen sowie durch höhere regulatorische und Verbraucheranforderungen, branchenübergreifend immer wichtiger. Das fängt schon bei den Rohstoffen an und geht über die Abfälle hinaus. Um deren nachhaltige Herkunft zu belegen oder den Abfall nachhaltig zu verwenden, können Unternehmen auf Zertifizierungen wie das „International Sustainability & Carbon Certification“-System zurückgreifen. Die Zertifizierungsgesellschaft DNV unterstützt sie dabei.

04.05.2022

Mit Zertifizierungen von nachhaltiger Biomasse kreislauffähig werden

Um unseren weltweiten Ressourcenverbrauch zu decken, bräuchten wir aktuell 1,7 Erden, las man vergangenen Sommer anlässlich des Earth Overshoot Day. Dieser rückt seit vielen Jahren immer weiter vor, weil wir unser Ressourcenkonto immer stärker überziehen. Mit fatalen Folgen: „Der Abbau und die Verarbeitung von Rohstoffen sind die zentralen Treiber des Verlusts der Artenvielfalt und der Erderwärmung“, mahnt etwa der NABU. Um hier etwas zu bewirken, braucht es eine Abkehr von den klassischen Herstellungs- und Verbrauchsarten. „Wir müssen wegkommen von einem linearen Take-Make-Waste-Industriemodell hin zu einem System der Kreislaufwirtschaft, in dem Ressourcen wiederverwendet werden“, ist man beim Zertifizierungsunternehmen DNV überzeugt, das eine Verbraucherstudie zum Thema Kreislaufwirtschaft durchgeführt hat. Dass Verbesserungen möglich sind und welches Potenzial ein kreislauforientiertes Wirtschaftssystem bietet, zeigt das Beispiel Kunststoff.

Sei es die Cremedose, die Verpackung für die Gemüsebrühe, der Bodenbelag oder auch das Armaturenbrett unseres Autos: Viele Produkte des alltäglichen Lebens bestehen aus Kunststoff – ein Material mit vielen Vorteilen, das aber auch viele Probleme mit sich bringt. Das liegt auch an unserem Umgang damit: Von den 6,3 Millionen Tonnen Kunststoffabfällen, die in Deutschland pro Jahr produziert werden, wird knapp die Hälfte stofflich verwertet, also recycelt. Fast der ganze Rest wird energetisch genutzt. Das geht aus einer Studie von Conversio Market & Strategy hervor, die 2020 veröffentlicht wurde. Damit steht Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern noch gut da.

Aber: In die Recyclingquoten fließen auch jene Abfälle ein, die in andere Länder exportiert und dort, mangels ausreichender Kontrollen, teils auf Deponien oder in der Umwelt entsorgt werden. Wie der NABU informiert, exportiert Deutschland jährlich circa 720.000 Tonnen Plastikmüll im Wert von etwa 271 Millionen Euro. So verschmutzen weltweit immer mehr Kunststoffabfälle die Natur und die Ozeane, zulasten von Tierwelt, Gesundheit und Klima. Laut einem OECD-Bericht, hier zusammengefasst von K-ZEITUNG Online, gelangten allein im Jahr 2019 weltweit mehr als sechs Millionen Tonnen Kunststoffabfälle in die Gewässer und 1,7 Millionen Tonnen in die Ozeane.

Kunststoffgranulat in einer Recyclinganlage

Die gute Nachricht: Wie ebenfalls aus der OECD-Analyse hervorgeht, hat sich die weltweite Produktion von Kunststoffen aus recycelten oder sekundären Kunststoffen zwischen 2000 und 2019 mehr als vervierfacht. Auch in Deutschland stieg die eingesetzte Rezyklatmenge laut Conversio im Vergleich zu 2017 um rund zehn Prozent. Kunststoffrezyklat wird heute vor allem im Baubereich, in Verpackungen und in der Landwirtschaft wiederverwendet.

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Rolle des Abfalls bei Klimazielen

Das ist auch dringend notwendig: Forschende des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW) fanden heraus, dass die Herstellung einer Tonne Kunststoff fast zwei Tonnen CO2 erzeugt, die Verbrennung des Abfalls verursacht weitere 2,7 Tonnen CO2. Durch die Wiederverwertung des Plastikmülls wiederum könnten nicht nur erhebliche Mengen CO2 gespart werden, sondern jährlich auch hunderte Milliarden Liter Erdöl. Über das CO2-Einsparpotenzial, das von dem Einsatz von Rezyklat im Vergleich zur Verwendung von Neuplastik ausgeht, wird zum Beispiel hier berichtet. Frederik Lettow, Co-Autor der DIW-Studie, warnt: „Die Klimaziele Deutschlands und der restlichen EU werden verfehlt, wenn nicht erhebliche Anstrengungen zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft unternommen werden.“

Das fängt dem DIW zufolge beim Design der Produkte an, das eine spätere Wiederverwertbarkeit berücksichtigen müsse. Allerdings gebe es hierfür bisher kaum Anreize. Wichtig sei es auch, das Bewusstsein für die Abfalltrennung und nachhaltigen Konsum zu stärken, denn: Hochwertiges Recycling ist nur durch eine saubere Trennung möglich. Als weitere Hebel nennt das DIW Investitionen in eine verbesserte Recyclinginfrastruktur und klare Ziele für Recyclingquoten.

Wie fördert die Politik die Kreislaufwirtschaft?

Mit dem Neuen Aktionsplan Kreislaufwirtschaft stellt die Europäische Kommission dafür wichtige Weichen: Als einer der wichtigsten Hauptbestandteile des Europäischen Grünen Deals wurde der Aktionsplan vor gut einem Jahr veröffentlicht. Ziel ist es, den Ressourcenverbrauch in der EU reduzieren, und zwar durch die Förderung von nachhaltigen Produktionsbedingungen, einer längeren Nutzung und besseren Reparierbarkeit von Produkten sowie der wertstofflichen Wiederverwertung nach Gebrauch. Eine der zentralen Maßnahmen ist die Erweiterung der Ökodesign-Richtlinie um neue Produktgruppen und neue Nachhaltigkeitsanforderungen etwa an die Materialeffizienz und bezüglich Schadstoffe. Weitere Maßnahmen sind zum Beispiel die Verbesserung der Informationslage für Verbraucherinnen und Verbraucher durch Siegel und Logos oder auch strengere Vorschriften für das Design von Verpackungen.

Ein weiteres Signal zur Ressourcenschonung hat die deutsche Bundesregierung durch die Nationale Bioökonomiestrategie, die 2020 veröffentlicht wurde, gesetzt. Die vielfältigen Chancen und Risiken der Bioökonomie und wo sie Anwendung findet, hat der NABU hier zusammengefasst.

Unternehmen engagieren sich für die Kreislaufwirtschaft

Was bedeuten diese Entwicklungen für die Wirtschaft? Sich der Verantwortung für die Nachhaltigkeit ihrer Produkte bewusst zu sein und diese wahrzunehmen, lohnt sich für Unternehmen, wie man bei DNV weiß: „Der Druck von Investoren, Kunden und Regulierungsbehörden auf Unternehmen, Informationen zur Kreislaufwirtschaft offenzulegen, steigt. Jene Unternehmen, die in der Lage sind, die Nachhaltigkeit ihrer Produkte zu messen, zu verbessern und transparent darüber zu berichten, sind klar im Vorteil und übernehmen eine Vorreiterrolle“, erläutert Dr.-Ing. Karolina Kapsa, Auditorin Environment & Sustainability, Energy, Quality Management und Waste Management Systems / Entsorgungsfachbetriebe. „Nur durch solide Kennzahlen und eine klare Kommunikation kann Greenwashing-Vorwürfen vorgebeugt und das Vertrauen von Geschäftspartnern und Verbrauchern gestärkt werden.“

Zertifizierungen werden in diesem Zusammenhang immer wichtiger und stellen ein nützliches Instrument dar, wenn es darum geht, auf freiwilliger Basis einen Nachweis über die Erfüllung von Nachhaltigkeitskriterien zu erbringen. So lässt sich etwa über das Zertifizierungssystem ISCC Plus für Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie unter anderem die Nutzung von Rezyklaten aus Verpackungsabfällen sowohl in der chemischen Industrie als auch in nachgelagerten Industriesektoren wie der Verpackungsindustrie nachweisen. Darüber hinaus findet das System in der Nahrungs- und Futtermittelindustrie sowie im Bereich der Bioenergie Anwendung.

ISCC teilt sich in drei Zertifizierungssysteme: ISCC EU (für Biokraftstoffe), ISCC Plus (für Kreislauf- und biobasierte Produkte, erneuerbare Energien, Lebensmittel, Futtermittel, Biokraftstoffe außerhalb der EU) und ISCC Corsia (für Nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF)). Als unabhängiges Zertifizierungsunternehmen unterstützt DNV Unternehmen bei der Zertifizierung aller drei ISCC Zertifizierungssysteme.

Korn Weizen Feld Mäher Traktoren Landwirtschaft

Neue, kreislauffähige Lösungen gefragt

Wie das konkret aussehen kann, zeigen Beispiele von zertifiziertem Biokraftstoff, der für das Transportwesen und die petrochemische Industrie genutzt wird, oder zertifizierte Kunststoffe, die etwa in den „Knorr Professional“-Produkten von Unilever verwendet werden. Der Hersteller Vynova wiederum hat ein Produkt auf den Markt gebracht, das auf ISCC PLUS-zertifizierte Abfallbiomasse zurückzuführen ist. Zur Produktion des bio-attributierten PVC wurden somit 100 Prozent nachwachsende Rohstoffe anstelle von Petrochemikalien verwendet. So können Unternehmensangaben zufolge mehr als 90 Prozent CO2-Emissionen im Vergleich zu konventionell hergestelltem PVC eingespart werden. PVC wird zum Beispiel für Bau- und Medizinprodukte sowie in Fahrzeugen für Armaturenbretter verwendet. Ein anderes Beispiel für bioabbaubare Kunststoffe, die laut NABU eine nachhaltige Alternative zu konventionellem Kunststoff darstellen, sind etwa Clips oder Vliese, die in der Landwirtschaft eingesetzt und oft nicht eingesammelt werden und so in der Natur verbleiben. Ein weiteres Beispiel aus der Lebensmittelindustrie zeigt die vielfältigen Anwendungsbereiche der ISCC-Plus-Zertifizierung: Der Hersteller Barilla hat sich im Rahmen einer vom WWF mit entwickelten Charta dazu verpflichtet, 100 Prozent des Weichweizens aus ISCC-zertifizierter nachhaltiger Landwirtschaft zu beziehen. Das ISCC-Plus-Zertifikat bietet unter anderem den Beleg dafür, dass die Mühlen, Bäckereien und Landwirte die Anforderungen an Nachhaltigkeit, Rückverfolgbarkeit und Nichtabholzung einhalten.

Mit mehr als 10.000 ausgestellten Zertifikaten ist ISCC mit Abstand das bekannteste und weltweit anerkannteste Zertifizierungssystem für verschiedene nachhaltige Biomasse- und Abfallarten. Mit internationaler Präsenz und zahlreichen ISCC-Auditoren unterstützt DNV Unternehmen beim Thema Zertifizierung nach ISCC. „DNV steht für innovative Lösungen und ist Adressat von komplexen Fragestellungen rund um das Thema nachhaltige Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung“, so Dr.-Ing. Karolina Kapsa. Auf den Webseiten von DNV erfahren Sie mehr über die Vorteile der Zertifizierung nach ISCC EU und ISCC Plus, die Anwendungsbereiche und den Zertifizierungsprozess.

Quelle: UmweltDialog
 

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