Business Case

memo: Nachhaltigkeits-Know-how seit 30 Jahren

Vom Nischenprodukt zum Mainstream: Bereits seit 30 Jahren ist Versandhändler memo, der zunächst mit umwelt- und sozialverträglichen Büroartikeln für Gewerbekunden startete, im Geschäft. Mittlerweile hat das Unternehmen eine große Produktpalette auch für Privatkunden. Was sich in der Branche in dieser Zeit getan hat und warum memo auch heute noch als Pionier im nachhaltigen Versandhandel gilt, erzählt memo-CEO Frank Schmähling im UmweltDialog-Interview.

03.08.2021

memo: Nachhaltigkeits-Know-how seit 30 Jahren
Seit 30 Jahren vertreibt memo nachhaltige Büroprodukte.
memo Firmengelände

UmweltDialog: memo war bei der Gründung vor 30 Jahren einer der ersten Versandhändler in Deutschland, der umweltfreundliche Produkte verkaufte. Heute argumentieren viele so. Wie stellen Sie Ihren USP heute heraus?

Frank Schmähling: Wir haben uns in den letzten 30 Jahren ein enormes Know-how aufgebaut, damit unsere Kundinnen und Kunden sicher sein können, tatsächlich umwelt- und sozialverträgliche Produkte zu erhalten. Wir prüfen die Produkte, die wir in unser Sortiment aufnehmen, nicht nur sorgfältig vorab, sondern bieten unseren Kundinnen und Kunden darüber hinaus auch weitere Services, die sie bei anderen Versandhändlern nicht erhalten – beispielsweise unser Mehrweg-Versandsystem „memo Box“ und die Zustellung per Radlogistik in immer mehr deutschen Städten. Unsere Kundinnen und Kunden können sich also sicher sein, dass sie nicht nur vertrauenswürdige Produkte, sondern auch bei einem vertrauenswürdigen Unternehmen kaufen.

memo startete zunächst nur mit einem kleinen Produktsortiment an Büroartikeln und Schreibwaren für Gewerbekunden. Mittlerweile ist die Produktpalette viel größer. Wie haben sich die Produkte und auch die Kundinnen und Kunden im Laufe der Jahre verändert? Woher kommen diese Veränderungen?

Schmähling: Als wir vor 30 Jahren in den Versandhandel gestartet sind, waren nachhaltige Produkte noch ein absolutes Nischenprodukt und galten als gar nicht „trendig“. Zu Beginn haben wir auch ausschließlich an Gewerbekundinnen und -kunden verkauft. Das hat sich verändert: Nachhaltig zu handeln, ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen – die Menschen wollen heute bewusster konsumieren. Zu unseren Kundinnen und Kunden zählen deshalb mittlerweile auch Privatpersonen. Und die Produkte sind alles andere als verstaubt, sondern liegen voll im Trend. Diese Veränderungen ergeben sich durch einen gesellschaftlichen Wandel – vor allem in den letzten Jahren. Den meisten Menschen ist inzwischen klar, dass ein „Weiter so“ nicht möglich ist und handeln entsprechend. Und natürlich haben auch Bewegungen wie „Fridays for Future“ ihren Anteil an diesem Wandel.

Frank Schmähling, CEO der memo AG.
Frank Schmähling, CEO der memo AG.

memo gilt auch heute noch als Pionier für nachhaltigen Versandhandel. Wie identifizieren Sie künftige Themen und Trends?

Schmähling: Die Themen und Trends gehen uns bestimmt nicht aus. Mussten wir vor 30 Jahren noch recht lange nach nachhaltigen Produkten recherchieren, gibt es heute ein immer größer werdendes Angebot aus allen Bereichen des täglichen Lebens. Außerdem beobachten wir natürlich gesellschaftliche Strömungen und Entwicklungen sehr genau und analysieren darüber hinaus auch intern die Auswirkungen unseres Handelns, um gegebenenfalls gegenzusteuern. Beispiele dafür sind etwa die Zusammenarbeit mit Radlogistik-Unternehmen in immer mehr deutschen Städten, die die Pakete unserer Kundinnen und Kunden mit Elektrolastenrädern ausliefern, oder die Reduzierung beziehungsweise Optimierung der Verpackungen unserer memo Markenprodukte.

Um Transparenz für die Kundinnen und Kunden zu schaffen, bietet memo Produkte mit zahlreichen Zertifizierungen an, wie zum Beispiel „FSC“, der „Blaue Engel“ oder auch das Siegel „Grüner Knopf“. Auf dem internationalen Markt tummeln sich aber noch zahlreiche weitere solcher Zertifizierungen und Labels für nachhaltige Produkte. Nach welchen Kriterien wählt memo diese aus?

Schmähling: Wir wollen unsere Kundinnen und Kunden nicht mit unzähligen Labels verunsichern, sondern setzen in jedem Produktbereich vor allem auf die zuverlässigsten und strengsten Auszeichnungen, also zum Beispiel den „Blauen Engel“ bei Recyclingpapier, „FSC“ bei Holzprodukten oder „GOTS“ bei Textilien. Dabei hilft uns unsere jahrzehntelange Erfahrung, um zuverlässige Labels von anderen zu unterscheiden und davon profitieren auch unsere Kundinnen und Kunden.

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Marketingexperten sagen, dass viele Kundinnen und Kunden heute nicht so sehr ein Produkt, sondern die Story dahinter kaufen. Das gelte insbesondere bei nachhaltigen Narrativen. Wie handhaben Sie das?

Schmähling: Ein Produkt mit einer (guten) Story lässt sich immer gut verkaufen – das ist bei nachhaltigen Produkten nicht anders als bei konventionellen. Deshalb listen wir jetzt aber nicht nur Produkte mit einer entsprechenden Story, sondern legen den Fokus schon noch auf die Gebrauchstauglichkeit und die Nachhaltigkeit.

Welche Auswirkungen wird die Corona-Krise zukünftig auf den Versandhandel und unser Einkaufsverhalten haben? Welche Herausforderungen oder auch Chancen für Versandhändler wie memo bringt das mit sich?

Schmähling: Vor allem während der Lockdowns hat sich gezeigt, wie wichtig der Versandhandel ist und sicherlich auch weiterhin bleiben wird. Da der Versandhandel aber auch Auswirkungen auf Mensch und Umwelt hat, müssen entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, um sie zu schützen. An dieser Stelle bedarf es einer Zusammenarbeit aller Beteiligten – von den Lieferantinnen und Lieferanten über die Versandhändlerinnen und -händler, den ausliefernden Unternehmen bis hin zu den Kommunen. Nur zusammen haben wir die Chance, den Versandhandel möglichst nachhaltig zu gestalten.

Sie sind bekannt dafür, die ökologischen Auswirkungen des Versandhandels klein zu halten – Stichwort wiederverwendbare Boxen oder Lastenräder. Das funktioniert gut, wenn Kundschaft und Handel sich nahe sind. Aber je mehr memo wächst, desto länger werden auch die Lieferwege. Frisst der Erfolg die ökologische Bilanz?

Schmähling: Es sind nicht die längeren Lieferwege, sondern es ist vor allem die steigende Anzahl an Bestellungen, die unsere Treibhausgasemissionen im Bereich Warenversand in die Höhe treibt. Einerseits können wir Bestellungen durch eine hohe Anzahl besser bündeln und damit die Auswirkungen pro Lieferung kleiner halten und natürlich freut uns der wirtschaftliche Erfolg. Andererseits sehen wir es auch als unsere Verantwortung, die Emissionen im Warenversand mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu reduzieren. Wir bieten seit über zehn Jahren ein Mehrweg-Versandsystem an und arbeiten seit fast fünf Jahren mit Radlogistik-Unternehmen zusammen. Und auch hier gilt: Bedeutende Erfolge erzielen wir nur zusammen mit unseren Partnerunternehmen für den Warenversand. Auch der wirtschaftliche Erfolg unseres Unternehmens ist wichtig. Denn ohne die notwendigen finanziellen Ressourcen können wir besondere ökologische Maßnahmen wie die Radlogistik oder den Mehrwegversand nicht umsetzen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Quelle: UmweltDialog
 

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