Plastik & Müll

„Schnelldreher“: Mehrweg-Transportbox optimiert Logistikprozess

Weniger Kosten, eine bessere CO2-Bilanz als Einweg-Transportverpackungen und ein effizienterer Logistikprozess: Das sind die Vorteile der GS1 SMART Box. Die Mehrweglösung wird aktuell im Drogerie-Segment mit verschiedenen Unternehmen aus Industrie und Einzelhandel getestet. Auch P&G Deutschland wirkt mit.

15.09.2023

„Schnelldreher“: Mehrweg-Transportbox optimiert Logistikprozess
Die GS1 SMART-Box

„Ach, stimmt! Meine Bodylotion habe ich ja schon aufgebraucht. Und neues Shampoo benötige ich auch wieder.“ Wer kennt das nicht: Man springt abends schnell noch in den Supermarkt oder in die Drogerie, weil man eigentlich nur eine Sache kaufen wollte und plötzlich fällt einem ein, was noch alles fehlt. Der Kauf sogenannter schnelldrehender Konsumgüter (FMCG genannt), zu denen Nahrungsmittel, Kosmetikartikel oder Reinigungsmittel zählen, findet meist nach einem bestimmten Muster der Kaufenden ab: routiniert, spontan und vor allem häufig, wie GS1 Germany schreibt. „Unternehmen müssen daher die Bedürfnisse ihrer Kunden kennen und ihre Prozesse im Griff haben, GS1 Standards vom EAN Barcode über EDI bis hin zu Shopper Marketing Prozessen unterstützen dabei.“ GS1 hat die allseits bekannten maschinenlesbaren Barcodes entwickelt, die nicht zuletzt an der Supermarktkasse täglich unzählige Male gescannt werden.

Bevor die Produkte aber in den Regalen landen, müssen sie zunächst dorthin transportiert werden. Und dieser Prozess ist laut P&G Deutschland für Handel und Industrie ineffizient, teuer und mit viel Verpackungsmüll verbunden, und es kommen Transportverpackungen zum Einsatz die nicht optimal den Laderraum im LKW auslasten. „In der Produktion kommen unsere Produkte in ihre Umverpackungen in Kartons, werden auf Paletten gestapelt und per LKW in die Distributionszentren gebracht, etwa in Euskirchen. Je nach Auftrag kann es sein, dass die Paletten in kleinere Einheiten aufgeteilt werden“, so Ingo Schimmelpfennig, Geschäftsführer Produktion&Logistik DACH. Der isomodulare, tauschbare Mehrwegbehälter von GS1 schaffe hier Abhilfe und habe verschiedene ökonomische und ökologische Vorteile. So würde P&G Deutschland alleine mehr als 200 Tonnen Papier pro Jahr einsparen, würden alle Gillette- und Venus-Rasierer über die neuen Mehrweg-Transportboxen transportiert werden. „Seit Beginn des Projektes haben wir maßgeblich zu der Entwicklung der GS1 SMART-Box beigetragen. Für ihren nachhaltigen Erfolg werden wir aber auch in Zukunft viele Partner aus Industrie und Handel benötigen, um die Box breit aufzustellen und einen Industriestandard zu schaffen.“ Ingo Schimmelpfennig, Geschäftsführer Produktion&Logistik DACH.

Die GS1 SMART-Box

GS1 SMART-Box: Transport wird effizient

Seit mittlerweile über zwei Jahren im Einsatz, nutzen die Teilnehmenden zurzeit mehr als 100.000 Boxen im Konsumgüter-Segment in einem Pool, um Artikel von den Produzenten zu den Zentrallägern der Handelspartner zu transportieren. Von dort liefert der Pooling-Dienstleister IPP GmbH, der auch die Reinigung verantwortet, die Boxen wieder zum erneuten Befüllen an die Zulieferer. „Diese Kreislaufwirtschaft ersetzt das Einbahnstraßen-System von Einwegverpackungen, die nach einmaliger Benutzung entsorgt werden. Und sie macht das ständige Ein- und Auspacken, vor allem aber das entsorgen von Verpackung entlang der gesamten Lieferkette in vielen Fällen überflüssig“, wie GS1 Germany gegenüber der Presse mitteilt.

Außerdem werde so die zunehmende Automatisierung der Handelsläger unterstützt. „Durch den Einsatz der standardisierten GS1 SMART-Box lassen sich die Logistikprozesse so optimieren, dass in dieser Kette bis zu 20 Prozent der Logistikkosten eingespart werden. Dies hat der Praxiseinsatz in den vergangenen Monaten noch einmal bestätigt.“ Aktuell nutzen die teilnehmenden Partner Transportboxen mit einer Größe von 600x400x211 mm. In der Zukunft sind weitere Größen im Grundmaß 600x400 und 300x400 geplant die unterschiedliche Höhen haben werden.

EU-Regulierung nimmt zu

Die Mehrwegbox von GS1 Germany ist ein gutes Beispiel dafür, welche Innovationen im Rahmen des European Green Deal auf die Wege gebracht werden sollen. Als zentraler Eckstein der europäischen Klimapolitik, deren Ziel es ist, bis 2050 die CO2-Netto-Emissionen auf null zu reduzieren, umfasst er zahlreiche Maßnahmen in Bereichen wie Finanzmarktregulierung, Verkehr, Energieversorgung oder Handel. Außerdem ist der sogenannte EU-Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft ein wichtiger Bestandteil des Green Deals. 2020 verabschiedet, will er am Anfang der Prozesskette beim Design von Produkten ansetzen, um Eigenschaften wie ihre Langlebigkeit, Reparierbarkeit und das Recycling von Materialien und Rohstoffen zu ermöglichen. Außerdem zielt er darauf ab, die Entwicklung von Märkten und neue Geschäftsmodelle in diesem Bereich zu fördern.

Ende November 2022 hat die Europäische Kommission in diesem Rahmen neue EU-Vorschriften für Verpackungen vorgeschlagen (Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle), um gegen diese als Abfallquelle vorzugehen. „Im Durchschnitt fallen in Europa fast 180 Kilogramm Verpackungsmüll pro Kopf und Jahr an. Für Verpackungsmaterialien werden die meisten Primärrohstoffe verwendet, da 40 Prozent der Kunststoffe und 50 Prozent des Papiers in der EU für Verpackungsmaterialien bestimmt sind“, so die EU-Kommission. Wenn die EU nicht handelte, käme es dort bis 2030 zu einem weiteren Anstieg der Verpackungsabfälle um fast 20 Prozent und bei Verpackungsabfällen aus Kunststoff um über 45 Prozent. Die EU-Verordnung will diesem Trend entgegenwirken und „die Verpackungsbranche auf Kurs zur Klimaneutralität bis 2050 bringen.“

Infografik: Liefernetzwerk von Industrie und Handel
 
 

CO2-Bilanz im Vergleich zu Einweglösungen

Aber wie ist es um die CO2-Bilanz der GS1 SMART-Box im Vergleich zu Einweg-Transportverpackungen bestellt? Diese Frage hat das Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg (ifeu) geklärt. Dieses hat alle äquivalenten CO2-Emissionen, die während des gesamten Lebenszyklus der GS1 SMART-Box anfallen – von der Rohstoffgewinnung über die Nutzungsphase bis zum Recyclingprozess –, ermittelt und mit denen einer Einweglösung verglichen. Das Ergebnis: Die GS1 SMART-Box emittiert im Durchschnitt bis zu 35 Prozent weniger CO2 als ein Einwegkarton. „Die Mehrweg-Transportbox zeigt in der Klimabilanz aufgrund der Standardisierung, den Möglichkeiten des Poolings und den besseren Auslastungspotenzialen deutliche Vorteile gegenüber Einwegkartonagen bei kurzen und mittleren Distributionsdistanzen bis 1.400 km“, zitiert GS1 Germany die ifeu-Experten.

Die Klimabilanz der Mehrweg-Transportlösung würde sich bei steigender Anzahl an teilnehmenden Unternehmen und dezentralen Pooling-Dienstleistern weiter verbessern, da sich Transportwege innerhalb des Kreislaufs verkürzten, „sodass Langstrecken entfallen und die Überlegenheit der Smart-Box in Sachen CO2-Emissionen gegenüber dem Karton noch deutlicher wird“, wie Matthias Haubenreißer Senior Manager Competence Center Mehrweg Transportverpackungen GS1 sagt. Ein weiterer Nachhaltigkeitsaspekt ist laut ifeu-Institut zudem die Ressourcenschonung, da durch die Verwendung von Mehrwegbehältern entlang der Lieferkette bis zu 60 Prozent weniger Kartonagen verbraucht würden. Aktuell wird der zukünftige Einsatz von Rezyklat und Regenerat in der GS1 SMART Box getestet.

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Auszeichnung und Ausblick

Die Mehrweglösung wurde Ende 2022 von der europäischen Technologie- und Forschungsplattform für Logistik und Lieferkettenmanagement ALICE mit dem „Logistics Innovation Gold Award“ in der Kategorie „Umsetzbare Lösungen“ mit folgender Begründung ausgezeichnet: „Die GS1 Smart-Box ist eine innovative und wiederverwendbare Standard-Transportbox zur Steigerung von Effizienz und Nachhaltigkeit in logistischen Prozessen. Durch die Berücksichtigung der EUL-Ladehöhen von 1,20 m und 2,40 m wird eine optimale Transport- und Lagernutzung für weniger Transporte, geringere Kosten und nicht zuletzt weniger CO2-Emissionen ermöglicht.“

Herr Matthias Haubenreißer von der GS1 Deutschland zeigte sich darüber erfreut und ist davon überzeugt, dass die innovative Mehrwegbox als europäischer Standard wahrgenommen wird. „Der Einsatz der GS1 SMART-Box erfolgt bereits in grenzüberschreitenden Liefernetzwerken und soll sukzessive ausgeweitet werden.“

Quelle: UmweltDialog
 

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