Plastik & Müll

Tchibo verbannt Plastikverpackungen aus den Shops

Ob Biokaffee oder Mode aus Biobaumwolle: Tchibo baut sein nachhaltiges Sortiment immer weiter aus. Auch bei ihren Verpackungen haben die Hamburger auf „grün“ umgeschaltet: Ab sofort bietet Tchibo seinen Kunden neue Textilien nahezu plastikfrei verpackt an.

14.05.2020

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Plastikverpackungen sind kaum aus unserem Alltag wegzudenken und nützen uns in vielerlei Hinsicht: Sie halten Lebensmittel frisch und schützen Waren während des Transports in die Geschäfte oder zu uns nach Hause. Ihre Lebensdauer ist zum Teil jedoch sehr kurz. Das gilt vor allem für Einwegplastiktüten. Außerdem lassen sich nicht alle Verpackungen recyceln. Knapp die Hälfte der in Deutschland anfallenden Kunststoffverpackungen wird verbrannt. Damit gehen wertvolle Ressourcen verloren.

Allein in Deutschland produziert jeder von uns jährlich 107 Kilogramm Verpackungsabfall – Tendenz steigend. Dabei sei „die Akzeptanz für nachhaltige Verpackungen grundsätzlich groß“, wie aus einer von PwC in Auftrag gegebenen Verbraucherbefragung aus dem vergangenen Jahr hervorgeht. Ebenso groß sei der „Frust über die hohe Verpackungsflut“. Eine große Mehrheit der Verbraucher beanstande die Menge an Verpackungsmaterialien. Die meisten seien der Meinung, dass weniger Verpackungsmaterial ausreichen würde.

Mit dem Verzicht auf Plastikverpackungen wurden in Tchibo-Shops bislang 30 Millionen Kunststoffhüllen eingespart.
Mit dem Verzicht auf Plastikverpackungen wurden in Tchibo-Shops bislang 30 Millionen Kunststoffhüllen eingespart.

Tchibo: „Das Sparpotenzial ist gigantisch“

Der Handel macht es den Konsumenten jedoch nicht immer leicht, auf Verpackungen zu verzichten. Das weiß man auch bei Tchibo. Das Handelsunternehmen bietet inzwischen fast sämtliche Non-Food-Produkte in Verpackungen an, die beinah ohne Plastik und mit möglichst wenig Papier auskommen. Seit April gilt das auch für neue Textilien. „Unser oberstes Ziel ist es, Ressourcen zu schonen. Mit der Eliminierung von Plastik bei unseren Verpackungen haben wir einen wichtigen Meilenstein erreicht“, erläutert Sandra Coy, Sprecherin Nachhaltigkeit & Qualität.

Bei der neuen Verpackung handelt es sich Tchibo zufolge um ein weltweit einmaliges Konzept, das bereits zum Patent angemeldet wurde. Bei der Entwicklung hatten die hauseigenen Verpackungsexperten einige Herausforderungen zu bewältigen: Wie lässt sich Material einsparen und gleichzeitig dafür sorgen, dass die Produkte auf dem Transport geschützt und alle wichtigen Informationen (Größe, Material, Siegel, Waschanleitung) erhalten bleiben? Wie lässt sich das Produkt sowohl in den Filialen als auch in den Supermärkten vorteilhaft präsentieren?

Die Lösung: Eine Pappbanderole, die von unten um die Textilien gefaltet wird, kombiniert mit einem Pappeinleger in Bügelform, der der Stabilisation dient. Nur die Aufhängung besteht noch aus recyceltem Plastik, soll aber bis Jahresende ebenfalls durch Papier ersetzt werden. „Das Sparpotenzial ist gigantisch“, so Tchibo: Pro Jahr werden 30 Millionen Plastikverpackungen in den Shops und weitere 60 Millionen Transportverpackungen eingespart.

„Wir bewegen uns jeden Tag weiter, um unseren Kunden nachhaltige Produkte und Verpackungen anzubieten.“ (Sarah Herms, Tchibo-Nachhaltigkeitsmanagerin)

Ob recycelbare Kaffeekapseln, Mehrwegbecher oder die kostenpflichtige Einwegplastiktüte: Seit 2016 hat Tchibo einige Maßnahmen für mehr Ressourcenschonung und Müllvermeidung umgesetzt – mit Erfolg, wie Nachhaltigkeitsmanagerin Sarah Herms im Unternehmens-Podcast erläutert. „Wir bewegen uns jeden Tag weiter, um unseren Kunden nachhaltige Produkte und Verpackungen anzubieten.“ Die Kosten für die Tüten etwa hätten viel bewirkt: „Seit wir das eingeführt haben, wurden 90 Prozent weniger Plastiktüten ausgegeben.“

Das Thema Kreislaufwirtschaft sei seit circa vier Jahren ganzheitlich bei Tchibo verankert, führt Sarah Herms aus. „Konkret bedeutet das, dass wir für alle Produkte und Materialien, die wir einsetzen, schauen: Wie können wir recycelte Materialien einsetzen, das heißt: Wie können wir neue Materialien, neue Ressourcen vermeiden? Wie können wir unseren Kunden ermöglichen, unsere Produkte möglichst lange zu nutzen, Verpackungen beispielsweise auch wiederzuverwenden? Wie können wir es unseren Kunden auch ermöglichen, richtig zu entsorgen oder Produkte und Verpackungen so wegzugeben, dass hinterher etwas Neues daraus entstehen kann?“

Maßnahmen zur Ressourcenschonung auf einen Blick

  • 2016: Recycelbare Kaffeekapseln
  • 2017: Vergünstigte Mehrwegbecher und -taschen; Haushaltshelfer wie Spülbürsten aus recycelten Kunststoffen
  • 2018: Erste recycelte Kleidung aus Fischernetzen, PET-Flaschen und Textilabfällen (UmweltDialog berichtete)
  • 2018: Launch von Tchibo Share zur Vermietung von Kinderkleidung (UmweltDialog berichtete)
  • 2020: Plastikfreie Non-Food-Verpackungen

Für das Kernprodukt Kaffee könne man noch nicht darauf verzichten, unterschiedliche Materialien zu verwenden, ohne Einbußen beim Aroma und der Produktqualität in Kauf zu nehmen, heißt es im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht. Aber auch hier arbeite man „mit Hochdruck an ressourcenschonenden Lösungen“. Zum Unternehmensjubiläum ließ sich Tchibo bereits etwas einfallen: Seit letztem September ist es möglich, die eigene, gereinigte Kaffeedose in die Tchibo-Filiale mitzubringen und sich dort befüllen zu lassen.

Tchibo als Vorreiter bei Müllvermeidung und Ressourcenschutz

Mit seinem Engagement trifft Tchibo nicht nur auf Zustimmung bei seinen Kunden, sondern positioniert sich auch vor dem rechtlichen Hintergrund als Vorreiter. „Noch nie war das Plastikthema so weit oben auf der politischen Agenda“, heißt es im „Plastikatlas 2019“. So ist in Deutschland Anfang 2019 das neue Verpackungsgesetz (VerpackG) in Kraft getreten. Dieses verpflichtet die dualen Systeme bei ihren Lizenzentgelten, die Recyclingfähigkeit von Verpackungen und den Rezyklateinsatz zu berücksichtigen (Quelle: UBA, siehe oben). Das VerpackG zielt somit darauf ab, die Recyclingfähigkeit von Verpackungen zu verbessern und die Förderung von Mehrweg zu stärken. Es legt auch höhere Recyclingquoten fest. Kunststoffverpackungen etwa müssen seit 2019 zu mindestens 58,5 Prozent werkstofflich verwertet werden. Das Ende vergangenen Jahres beschlossene Verbot von Einwegkunststofftüten wiederum soll dazu beitragen, dass weniger Verpackungsmüll in Umlauf kommt. Und auch der neue Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft als Teil des europäischen „Green Deal“ beinhaltet das Ziel, das Verpackungsaufkommen zu verringern.

Quelle: UmweltDialog
 

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