Energiewende

Ohne Digitalisierung keine Energiewende

Wollen wir die schlimmsten Folgen des Klimawandels noch verhindern, müssen wir bei der Energiewende schneller werden. Ihr Erfolg hängt auch von der Digitalisierung ab. Wie diese beiden Großprojekte zusammenhängen und welche zukunftsweisenden Lösungen es gibt, wird in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft aktuell diskutiert. So etwa von Valentina Daiber, Vorständin für Recht und Corporate Affairs von Telefónica Deutschland.

17.01.2022

Ohne Digitalisierung keine Energiewende

3.700 Windenergieanlagen, 35.000 Fotovoltaikanlagen und über 500 Biomasseanlagen: Wer wissen will, wie die nachhaltige Energieversorgung der Zukunft aussieht, sollte nach Brandenburg fahren. Eigenen Angaben zu Folge ist es das Bundesland in Deutschland, das die höchste installierte elektrische Leistung aus grüner Energie pro Einwohner vorweisen kann; rein rechnerisch würden bereits zwei Drittel des dortigen Stromverbrauchs aus Ökostrom gedeckt werden.

Aber: Die Errichtung nachhaltiger Stromanlagen alleine macht noch keine gelungene Energiewende aus. Viel mehr gilt es, das Stromnetz so auszubauen, dass es eine konstante Stromversorgung trotz des volatilen Ertrags von Wind- und Solarkraftanlagen sichert. „Den Netzausbau mit dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien zu synchronisieren, stellt zukünftig eine zentrale politische und technologische Aufgabe dar“, so das Wirtschaftsministerium Brandenburg. Dabei müssten die Kosten sozialverträglich verteilt und die Bürgerinnen und Bürger von der Notwendigkeit der Weiterentwicklung der Energiewende überzeugt werden. Außerdem müsse die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes Deutschland erhalten bleiben. 

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Digitalisierung und Energiewende bedingen sich gegenseitig

Um die Energiewende voranzutreiben, setzen Politik und Wirtschaft in Deutschland auf die Digitalisierung. Die Energiewende wird gar als größtes nationales IT-Projekt unserer Zeit bezeichnet. Es geht darum, Stromnetze in intelligente Netze umzuwandeln, um die zunehmend dezentrale Stromerzeugung zu steuern. „Energienetzbetreiber und Energieversorger müssen immer mehr erneuerbare Energiequellen über Telekommunikationsnetze überwachen und die immer volatileren Stromflüsse kontrollieren. Sie ermöglichen es, Strom an verschiedenen Orten zu speichern oder zu verbrauchen und trotzdem das Stromnetz stabil zu halten“, sagt hierzu Valentina Daiber, Vorständin für Recht und Corporate Affairs von Telefónica Deutschland.

Energiewende benötigt Ressourcen 

Die Energiewende ist auch eine Frage der Rohstoffe, wie etwa Prof. Dr. Mario Schmidt vom Institute for Industrial Ecology der Hochschule Pforzheim weiß. Da regenerative Energien eine niedrigere Energiedichte haben als fossile Energieträger, benötige man große Flächen an Solar- oder Windkraftanlagen, um den Strombedarf zu decken. Auch die Anpassung der Stromnetze verbrauche Ressourcen. So werden alleine für einen Kilometer HGÜ-Leitung, die Energie über große Distanzen transportiert, 28 Tonnen Kupfer verarbeitet.

Gerade aus ökologischer Perspektive ist eine beschleunigte Digitalisierung im Energiesektor wichtig, können doch so bis zum Jahr 2030 bis zu 23 Megatonnen CO2 in Deutschland eingespart werden, wie eine Bitkom-Studie aus 2021 besagt. „Wir machen durch den Ausbau des Telekommunikationsnetzes die Digitalisierung möglich. Diese wiederum ist notwendig, um Klimaziele zu erreichen“, ist Daiber überzeugt.

Dabei müsse man aber das sich wechselseitig bedingende Verhältnis zwischen Energiewende und Digitalisierung beachten. Denn ihr volles Nachhaltigkeitspotenzial kann die digitale Transformation nur mit Hilfe von grüner Energie verwirklichen: „Derzeit sehen wir im Schnitt alle zwei Jahre eine Verdoppelung des im o2 Netz transportierten Datenvolumens“, erklärt Daiber, deren Unternehmen den Strombedarf der Netzwerktechnik – dieser macht 96 Prozent des gesamten betrieblichen Stromverbrauchs aus - aus 100 Prozent Grünstrom abdeckt. „Smarte Fabriken, Städte und Mobilität, aber auch Elektroautos auf den Straßen, Wärmepumpen in den Gebäuden und die Herstellung von grünem Wasserstoff werden den CO2-Ausstoß in Deutschland deutlich reduzieren. Sie werden allerdings auch den Strombedarf in die Höhen schnellen lassen.“

Da der Energiebedarf der Digitalisierung zeitgleich mit dem Energiebedarf konventioneller Industrien steige, müsse die Politik die Energiewende viel schneller umsetzen, fordert Daiber. Gemeinsam mit Jan Philipp Albrecht (Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur, Digitalisierung Schleswig-Holstein), Annika Rittmann (Fridays for Future), Michael von Roeder (CDO/CIO der ELIA Group) und Prof. Dr. Jörg Steinbach (Minister für Wirtschaft, Energie und Arbeit des Landes Brandenburg) hat Daiber kürzlich bei den Tagesspiegel Data Debates im BASECAMP über die Dynamik von Digitalisierung und Energiewende diskutiert.

(v. l.:) Jan Philipp Albrecht (Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur, Digitalisierung Schleswig-Holstein), Michael von Roeder (CDO/CIO der ELIA Group), Valentina Daiber, Vorständin für Recht und Corporate Affairs von Telefónica Deutschland, Prof. Dr. Jörg Steinbach (Minister für Wirtschaft, Energie und Arbeit des Landes Brandenburg) und Annika Rittmann (Fridays for Future) diskutierten gemeinsam über den Stand der digitalen Energiewende.
(v. l.:) Jan Philipp Albrecht (Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur, Digitalisierung Schleswig-Holstein), Michael von Roeder (CDO/CIO der ELIA Group), Valentina Daiber, Vorständin für Recht und Corporate Affairs von Telefónica Deutschland, Prof. Dr. Jörg Steinbach (Minister für Wirtschaft, Energie und Arbeit des Landes Brandenburg) und Annika Rittmann (Fridays for Future) diskutierten gemeinsam über den Stand der digitalen Energiewende.

Schnellere Genehmigungsverfahren notwendig

Die Mehrzahl der Teilnehmenden war sich einig, dass die neue Bundesregierung mit ihrem Koalitionsvertrag die richtigen Weichen für eine Beschleunigung der beiden Mammutaufgaben Digitalisierung und Energiewende gestellt habe. Nun gehe es aber vor allem darum, vom „Vorhaben-Modus“ in die konkrete Umsetzung zu kommen, wie etwa von Roeder feststellte. Von Roeder und Steinbach verwiesen in diesem Zusammenhang u.a. auf die langwierigen Genehmigungsverfahren bei Infrastrukturmaßnahmen, die beschleunigt werden müssten. „Bekommen wir das Breitbandkabel nicht in die Erde“, formulierte Steinbach recht trocken, dann seien Digitalisierung und Energiewende letztendlich auch keine Frage des Geldes oder der richtigen Konzepte. „Das Schlüsselthema ist Planbeschleunigung“, egal ob es sich um den Ausbau von Strom- oder Mobilfunknetzen handele.

Auf den aktuellen Stand der digitalen Energiewende hin befragt betonte Albrecht, dass man u.a. wichtige Rahmenbedingen im Hinblick auf die Bereitstellung von Frequenzen für die digitale Kommunikation im Sinne einer sicheren Energiesteuerung geschaffen habe.

Quelle: UmweltDialog
 

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