Biodiversität

„Der James Dyson Award hilft mir, Reichweite für mein Projekt zu generieren“

Wie kann man die Ausbreitung von Borkenkäfern schneller messen? Das weiß Konstantin Wolf von der Kieler Muthesius Kunsthochschule. Er hat dazu eine Sonde zur Langzeitüberwachung von Wäldern entwickelt. Für seinen konzeptionellen Ansatz wurde er mit dem James Dyson Award 2023 in Deutschland ausgezeichnet.

17.10.2023

„Der James Dyson Award hilft mir, Reichweite für mein Projekt zu generieren“
Konstantin Wolf

UmweltDialog: Herr Wolf, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Auszeichnung. Wie genau funktioniert Ihre Erfindung? Bitte erklären Sie uns Ihren Ansatz.

Konstantin Wolf: Das große Problem am Borkenkäfer ist, dass er in der Borke lebt und man ihn selten direkt sehen kann. Wenn der Käfer einen Baum befallen hat, kann man zwar Anzeichen erkennen; diese müssen aber kontrolliert werden. Das ist sehr ungenau. Die Idee hinter meiner Erfindung ist, sich die „Kommunikationsmethode“ der Borkenkäfer zu Nutze zu machen. Männliche und weibliche Borkenkäfer erkennen sich anhand des Geruchs, den sie über Pheromone aussenden. Auch die Larvenbildung sorgt dafür, dass sich die Pheromone umstellen. Anhand der Konzentration dieser Pheromone kann man feststellen, wo und in welchem Ausmaß sich der Käfer ausbreitet. 

Mit Hilfe der Sonde, übrigens PILUM genannt, kann man mehrmals am Tag messen, wie viele Pheromone in der Luft enthalten sind. Steigt dieser Anteil an, wird das über ein Signal übermittelt, das in eine App übertragen wird. Auf diese Weise lässt sich genau feststellen, an welchem Ort eine Vermehrung stattfindet, und man kann gezielt Gegenmaßnahmen ergreifen.

Kernprobleme, die durch Feldforschung im Bayerischen Wald analysiert wurden.zoom
Kernprobleme, die durch Feldforschung im Bayerischen Wald analysiert wurden.
Verfahren und Anwendung von PILUM.zoom
Verfahren und Anwendung von PILUM.

Der Waldbefall von Borkenkäfern ist ein großes ökologisches Problem für Waldbesitzer, das obendrein großen finanziellen Schaden anrichtet. Sie sind Industriedesigner. Wie sind Sie auf die spezielle Idee gekommen, diese Sonde zu entwickeln?

Wolf: Die Idee ist ja als Master-Thesis an meiner Hochschule entstanden. Es gab keine thematischen Vorgaben, sodass wir bei der Themenwahl völlig frei waren. Ich möchte in meinem Beruf nicht nur etwas um des Gestaltungswillens wegen entwickeln, sondern Lösungen finden, die mit möglichst geringem Aufwand viel bewirken. Und das am besten hier vor Ort. Wir haben in Deutschland viele Probleme in den Städten, in unserem Alltag; aber eben auch ökologische Risiken, die den Wald betreffen. Dabei kommt man um den Borkenkäfer nicht herum. Deswegen habe ich mich dafür entschieden.

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Eine gute Idee zu haben, reicht für eine Innovation alleine nicht aus. Dafür muss man auch erfolgreich am Markt sein. Wie kann Ihnen dabei die Teilnahme am James Dyson Award helfen? Was erhoffen Sie sich?

Wolf: Der James Dyson Award hilft mir, Reichweite für mein Projekt zu generieren. Denn durch den Gewinn interessieren sich automatisch mehr Menschen für meine Idee, und die Möglichkeiten, in Kontakt mit den „richtigen“ Leuten zu kommen, potenzieren sich. Durch das Preisgeld, das ich gewonnen habe, kann ich außerdem leichter an meiner Idee weiterarbeiten

Welche Hürden muss man als junger Erfinder sonst überwinden, um erfolgreich zu sein?

Wolf: Eine der schwierigsten Aufgaben ist es, Kontakte aus eigener Kraft zu knüpfen. Das kostet Zeit und Energie, weil man viel Überzeugungsarbeit leisten muss. Wenn man außerdem schon professionell arbeitet, läuft das neben dem Job parallel ab. Das macht es noch schwerer, am Ball zu bleiben. Da viele Studierende und Entwickler tolle Ideen haben, ist es sehr schwierig, die notwendige Aufmerksamkeit für sein Projekt zu bekommen und einen Partner zu finden. 

In Deutschland ist es außerdem nicht einfach, ein Patent zu bekommen und aufrechtzuhalten. Die Ideen basieren auf wissenschaftlichen und technischen Standards und wären umsetzbar. Zum Zeitpunkt der Patentanmeldung – diese schreibt vor, dass dann alle Daten festzustehen haben – müsste es aber eigentlich eine Phase geben, in der man weiter ausprobiert und an weiteren Prototypen testet. Das kann natürlich das bestehende Konzept weiterentwickeln und die Idee verändern, indem etwa technische Abläufe optimiert werden. Auf diese Weise wäre es einfacher für Entwickler, die Marktfähigkeit und das Alleinstellungsmerkmal ihrer Idee zu begründen. Konzeptionell ist es deswegen sehr schwierig, den richtigen Zeitpunkt der Anmeldung zu treffen. Auf der einen Seite soll man die Daten bereits offenlegen, auf der anderen Seite ist es aus Marktsicht nicht besonders klug, zu viele Informationen preiszugeben. 

Vielen Dank für das Gespräch!

Quelle: UmweltDialog
 

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