Biodiversität

Nestlé in Henniez: Wasserrisiken minimieren, Umwelt schützen

Gutes Wasser beginnt mit einer gesunden Natur: Nach diesem Motto engagiert sich Nestlé Waters für ein nachhaltiges Wassermanagement in den Henniez-Mineralwasserquellen in der Schweiz. Zum Schutz der Umwelt und für eine gute Wasserqualität rief das Unternehmen dort das ECO-Broye-Programm ins Leben, das einem ganzheitlichen Ansatz folgt.

12.11.2020

„Henniez hat als Marke einen Purpose“, sagt Alessandro Rigoni, CEO von Nestlé Waters Schweiz, zum Auftakt einer virtuellen Führung rund um das Umwelt- und Quellenschutzprogramm ECO-Broye im schweizerischen Henniez, in der waadtländischen Broye Region nördlich von Lausanne. Dort befinden sich die sieben Mineralwasserquellen der in der Schweiz sehr bekannten Mineralwassermarke Henniez. Seit 2008 ist sie im Besitz von Nestlé Waters. Schon etwa ein Jahr nach der Übernahme lancierte das Unternehmen gemeinsam mit lokalen Stakeholdern das ECO-Broye-Programm. Das Ziel dabei ist es, die Qualität des Wassers zu erhalten und die Quellen sowie die Umwelt in Henniez zu schützen. Um das zu erreichen, wurden viele verschiedene Maßnahmen ergriffen. So befolgen zum Beispiel die ansässigen Landwirte in der 120 Hektar großen zentralen Schutzzone einen strengen Katalog an Regeln: Pflanzenschutzmittel sind absolut tabu, auf chemischen Dünger muss verzichtet werden.

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Bäume für mehr Vielfalt und sauberes Wasser

Einer der am Programm beteiligten Landwirte ist Olivier Mayor. Er ist schon von Anfang an mit dabei, erzählt er im Interview mit Meike Schmidt, Leitung Kommunikation für Nestlé Waters Schweiz, während der virtuellen Führung. „Seitdem hat sich mein Blick auf die Natur und die Biodiversität verändert. Wir müssen sie schützen und fördern.“ Mayor zeigt auf die Bäume und grüne Wiesen hinter sich: „Das hier in der Domäne war vorher alles natürliche Wiese. Daher haben wir uns dazu entschlossen, Obstbäume wie Apfel-, Birnen- und Pflaumenbäume zu pflanzen.“ Im niedrigeren Gelände stehen auch Mandel-, Kastanien-, Maulbeer- und Pfirsichbäume, denn dort sind sie vor Kälte und Wind besser geschützt. Um eine möglichst große Vielfalt zu erreichen, wurden vor allem alte Sorten gepflanzt. Die Bäume bieten zum einen Lebensraum für viele Tiere. Zum anderen fungieren ihre Wurzeln als natürlicher Filter für das Wasser, so Mayor. Etwa sieben bis zehn Jahre sickert das Regenwasser durch den Boden sowie durch verschiedene Gesteinsschichten und Sedimente, bis es an der Quelle ankommt. Neben der Filterfunktion sorgen die Wurzeln, wenn sie im Boden absterben, zudem für mehr Humus. Dadurch wird der Boden nährstoffreicher und speichert mehr Wasser. Für die Farmer ein wichtiger Aspekt, da sie dort biologische Landwirtschaft betreiben und keinen chemischen Dünger einsetzen.

Domaine Leporello Henniez

In einer erweiterten Schutzzone, die rund 2.400 Hektar groß ist, dürfen zwar Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, allerdings nur in geringen Maßen. Dabei hilft auch ein solarbetriebener Roboter von Ecorobotix. Wie das funktioniert beschreibt Claude Juriens, CBO von Ecorobotix: Mit einer Kamera scannt der Roboter bis zu zwölf Stunden am Tag die Felder. Identifiziertes Unkraut wird dann durch den präzisen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln vernichtet, die angebauten Pflanzen werden dabei nicht beschädigt. Somit lässt sich die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln um über 90 Prozent verringern.

Ein Teil des kultivierbaren Bodens bleibt in der erweiterten Schutzzone außerdem naturbelassen, um die Pflanzen- und Tiervielfalt zu fördern. Insgesamt sind über 50 Bauern an dem Projekt beteiligt.

60 Tonnen Dung für Strom und Wärme

Biogasanlage Nestlé Waters henniezzoom

Das ECO-Broye-Programm stützt sich aber nicht nur auf eine nachhaltigere Landwirtschaft, sondern zielt auf einen ganzheitlichen Ansatz ab. Daher steht direkt neben der Henniez-Fabrik eine Biogasanlage, die der Energieversorger Groupe E Greenwatt betreibt. Jeden Tag werden dort rund 60 Tonnen Dung, die bei den landwirtschaftlichen Betrieben anfallen, gemeinsam mit anderen Abfällen wie zum Beispiel Kaffeeresten aus Nespresso-Kapseln in Fermenter eingespeist, erklärt Vincent Braillard, Projekt Manager Renewable Energy von Groupe E Greenwatt. Dort braucht das Gemisch etwa 20 Tage bis es fermentiert ist. Das dabei entstehende Methan wird in zwei Gasmotoren geleitet, die das Gas in Elektrizität und Wärme umwandeln. Pro Jahr produziert die Biogasanlage dadurch zirka 6,8 Gigawattstunden Strom, was dem Stromverbrauch von 1.500 Schweizer Haushalten entspricht, sowie acht Gigawattstunden Wärme. Die Wärme wird sowohl für den Betrieb der Henniez-Fabrik als auch zur Trocknung von Nespresso-Kapseln verwendet. Am Ende des Fermentationsprozesses entsteht schließlich „digestat“, was die Landwirte als natürlichen hocheffektiven und geruchlosen Dünger verwenden. Dadurch könne kontrolliert werden, was auf den Boden kommt, meint Braillard. Auch die Qualität des Wassers werde so besser.

Cédric Egger, Corporate Water Resources Manager Nestlé Waterszoom
Cédric Egger, Corporate Water Resources Manager Nestlé Waters

Davon ist auch Cédric Egger, Corporate Water Resources Manager bei Nestlé Waters, überzeugt. Die Biogasanlage sei Teil eines gesamtheitlichen Ansatzes: „Im Rahmen des Water Stewardship Ansatzes versuchen wir, überall wo wir tätig sind, gemeinsam mit den Stakeholdern die lokalen Herausforderungen zu identifizieren und zusammen an den Lösungen zu arbeiten.“ Das Ziel sei es, alle Wasserressourcen, die Nestlé entnimmt, auch wieder zu kompensieren und die Umweltauswirkung auf null zu reduzieren. Bis 2025 will Nestlé Waters alle Standorte der Wassersparte weltweit durch die Alliance for Water Stewardship (AWS) zertifizieren, um Wasserrisiken zu minimieren. Dieser Standard bietet den Unternehmen einen unabhängigen und überprüfbaren Rahmen, um die Wassernutzung in einer Region zu verstehen und nachhaltiger zu gestalten.

Nestlé und das Wasser

Für seine Wasserpolitik erhält Nestlé regelmäßig viel Kritik. So zum Beispiel in Vittel, wo der Konzern die Nutzungsrechte für die Mineralquellen hat. Pro Tag verkauft die Marke „Vittel“ etwa eine Millionen Flaschen abgefülltes Mineralwasser. Der örtliche Grundwasserspiegel sink derweil jährlich um etwa 30 Zentimeter. Der Vorwurf vieler Anwohner und Naturschützer: „Nestlé plündert und trocknet uns aus.“ Das Unternehmen kennt die Problematik und hat eigenen Angaben zufolge die Wasserentnahme seit 2010 bereits um 30 Prozent reduziert. Eine Reduzierung um weitere 100 Millionen Liter soll noch folgen.

Im US-Bundesstaat Michigan wiederum entschied sich ein Gericht gegen die Wasser-Privatisierung: In der kleinen Gemeinde Osceola wollte Nestlé 2017 eine Wasserpumpstation errichten. Die Bewohner wehrten sich dagegen und das Berufungsgericht aus Michigan untersagte die Errichtung schließlich. 

Hohe Wellen schlug auch der Film „Bottled Life“ aus dem Jahr 2012, der Nestlés Geschäfte mit dem Wasser scharf kritisiert. So soll eine Abfüllanlage des Konzerns in Pakistan zum Beispiel für die Austrocknung einer ganzen Region verantwortlich sein. Nestlés Stellungnahme zu den Vorwürfen finden Sie hier.

Quelle: UmweltDialog
 

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