Vielfalt & Inklusion

Diversity als Chance begreifen

Vielfalt im Team sorgt für mehr Toleranz und erweitert den Blickwinkel im Unternehmen, weiß Maria Schneider, Personal und Zufriedenheit bei HAKRO. Im Interview mit UmweltDialog erklärt sie, wie das Familienunternehmen mit dem Thema umgeht und an welchen Stellschrauben Politik und Wirtschaft noch drehen müssen.

07.06.2019

Diversity als Chance begreifen zoom

UmweltDialog: Als Unterzeichner der „Charta der Vielfalt“ ist Diversity ein wichtiger Eckpfeiler Ihrer Unternehmensstrategie. Wie definiert HAKRO Vielfalt?

Maria Schneider: Vielfalt spiegelt unsere Grundeinstellung wider und bedeutet für uns, jedes Teammitglied und jeden Kunden oder Geschäftspartner so individuell anzunehmen wie er ist. Denn Vielfalt entsteht durch jede einzelne, individuelle Persönlichkeit in unserem Umfeld. In unserem Team erhalten alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Chance unabhängig von Geschlecht, Nationalität, Religion und Weltanschauung, Behinderung, Alter und sexueller Orientierung. Wir sind aufgeschlossen und freuen uns über jeden, der mit einer offenen Art, Gemeinschaftssinn und Leistungsbereitschaft unser Team ergänzt.

Wie hat sich das Diversity-Management bei HAKRO in den letzten Jahren verändert? Welche Maßnahmen werden umgesetzt?

Schneider: Vielfalt gab es schon immer bei HAKRO. Denn Integration wird bei uns seit jeher gelebt und es werden Mitarbeiter mit unterschiedlichster Herkunft beschäftigt. Heute beschäftigen wir bei HAKRO Menschen aus zwölf Nationen. Seit einigen Jahren gehen wir das Thema Vielfalt ganz bewusst, strukturiert und intensiviert an. 2010 starteten wir beispielsweise das Thema Inklusion: Dieses Projekt liegt uns sehr am Herzen und wir sind stolz, dass mittlerweile 20 Menschen mit unterschiedlichsten Handicaps und in verschiedenen Modellen erfolgreich bei uns arbeiten. Seit diesem Jahr bieten wir auch eigene Deutschkurse für unsere Mitarbeiter mit Migrationshintergrund an. Für diejenigen, die ihre Religion ausüben möchten, gibt es flexible Arbeitszeitmodelle.

Wenn verschiedene Kulturen und Menschen aufeinandertreffen, bieten sich Chancen, es entstehen aber auch Probleme. Wie macht sich das bei HAKRO bemerkbar?

Schneider: Wir erfahren mehr Toleranz und einen breiteren Blickwinkel – das erleben wir als große Chance. Wir lernen so viel Neues und das fördert die Offenheit in unserem Team maßgeblich. Durch die multikulturelle Arbeitsgemeinschaft schaffen wir gemeinsame Werte und stärken unsere Unternehmenskultur. Aber selbstverständlich bringt die Zusammenarbeit unterschiedlicher Persönlichkeiten immer Herausforderungen mit sich – ungeachtet von Herkunft oder kulturellem Hintergrund.

Maria Schneider, Personal & Zufriedenheit bei HAKRO.
Maria Schneider, Personal & Zufriedenheit bei HAKRO.

Wie gehen Sie damit um?

Schneider: Es ist uns ein großes Anliegen, dass alle Parteien stets offen miteinander sprechen können und wollen. Konflikten, persönlichen Anliegen und Wünschen geben wir Raum und Aufmerksamkeit. Sollte es dennoch einmal zu einem Sprung ins Fettnäpfchen kommen, verzeihen wir einander – sofern dabei niemand persönlich angegriffen wurde oder klare Regeln verletzt wurden.

Kann Vielfalt vielleicht auch eine Lösung für den Fachkräftemangel sein?

Schneider: Wir befinden uns in der glücklichen Situation, dass wir den Fachkräftemangel bisher nicht spüren und aus zahlreichen Bewerbern und Bewerberinnen auswählen können. Jedoch möchten wir Unternehmen dazu motivieren, auf Vielfalt zu setzen. Wir sind überzeugt, dass dieser Ansatz bei uns stark dazu beiträgt, dass wir uns in dieser luxuriösen Bewerbersituation befinden: Weil wir jeden so annehmen, wie er ist und jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter eine Chance geben. 

Einige Unternehmen scheuen sich derzeit noch vor einem Diversity-Management. Laut einer Studie der PageGroup planen knapp 18 Prozent der befragten Unternehmen immer noch keine solcher Maßnahmen für die Zukunft. Sind die Hürden zu hoch?

Schneider: Hier können wir nur aus unserer eigenen Erfahrung berichten und, ja es stimmt, der erste Schritt ist nicht ganz einfach. Und wir können auch nicht leugnen, dass es besonders zu Beginn einer Maßnahme immer zusätzlichen Arbeitsaufwand bedeutet. Aber es lohnt sich und es ist wichtig, langfristig zu denken und zu handeln. Aus unserer Sicht zahlt es sich definitiv aus, bei jedem Projekt am Ball zu bleiben und sich von einzelnen Hürden oder Rückschlägen nicht abschrecken zu lassen. 

Sind gesetzliche Vorgaben wie beispielsweise die Frauenquote oder die Beschäftigungspflicht für Schwerbehinderte dann eine mögliche Lösung für mehr Diversity?

Schneider: Bei HAKRO erreichen wir beide geforderten Quoten und damit nicht genug, wir überschreiten diese Vorgaben sogar. Eine gesetzliche Regelung ist sicher sinnvoll, solange Chancengleichheit und Gleichberechtigung noch nicht in allen Köpfen als selbstverständlich verankert sind. Bei HAKRO sind 67 Prozent der Belegschaft weiblich. Dieser Anteil spiegelt sich auch in unseren Führungspositionen wider (Geschäftsführung, Team- und Bereichsleiter) – die Ebene ist mit sieben Frauen und fünf Männern besetzt. 

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Was muss ihrer Meinung nach noch getan werden, um Vielfalt in Unternehmen weiter voranzubringen? 

Schneider: Auf Unternehmensseite ist es wichtig, dass Vielfalt unterstützt und aktiv vorgelebt wird – von der Führungsebene bis zu den Mitarbeitern. Wir, als bereits engagierte Unternehmen, sollten alle lauter von unseren positiven Erfahrungen in diesem Bereich berichten, als Vorbild fungieren und andere für die Vorteile begeistern. Sehr schön finde ich die Idee, ein Netzwerk aufzubauen, das den Austausch über gelungene Projekte und Erfahrungen zwischen den Firmen ermöglicht. Denn man lernt nie aus. Sicherlich gibt es auch auf politischer Ebene noch die ein oder andere Stellschraube, um Firmen den Weg in die Vielfalt zu ebnen und zu erleichtern. Weniger Bürokratie oder leicht aufzufindende Beratungsstellen wären sicher hilfreich.

Was planen Sie für die weitere Zukunft in dem Bereich? 

Schneider: Wir möchten unsere Vielfalt-Projekte und den Erfolg, den wir damit haben, mehr mit der Öffentlichkeit teilen. Damit wollen wir in anderen Betrieben das Interesse für Diversity-Management wecken. Wir möchten uns austauschen und von anderen positiven Projekten lernen. Auch zukünftig werden wir unseren Fokus auf die individuellen Stärken unserer Mitarbeiter legen, denn wir sind uns aus langjähriger Erfahrung sicher: Jeder Mensch hat wertvolle Talente. 

Vielen Dank für das Gespräch!

Quelle: UmweltDialog
 

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