Mobilität & Logistik

Emissionsziele: Schifffahrt befindet sich in „entscheidendem Jahrzehnt“

Ob die Schifffahrt ihre neuen Emissionsziele bis 2030 erreichen wird, ist ungewiss. Wie der jüngste „Maritime Forecast to 2050“ von DNV darlegt, wird die ausreichende Versorgung mit kohlenstoffneutralen Kraftstoffen für die Branche zur Herausforderung. Denn die Konkurrenz aus anderen Branchen um umweltfreundlichere Treibstoffe ist hart.

23.10.2023

Emissionsziele: Schifffahrt befindet sich in „entscheidendem Jahrzehnt“

Um so wichtiger ist es laut dem Bericht, dass die Schifffahrt verstärkt alle Alternativen zur Emissionsreduzierung ins Visier nimmt und schnell handelt, damit sie ihre Ziele künftig erreichen kann.

Die Schifffahrt sieht sich in Hinblick auf die Dekarbonisierung einem zunehmenden regulatorischen Druck ausgesetzt. Zuletzt hat die Weltschifffahrtsorganisation (IMO) ihre Vorgaben im Juli verschärft. Demnach soll die Branche ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 um 20 Prozent und bis etwa 2050 auf netto null senken. Um ihren erwarteten Jahresbedarf von 17 Millionen Tonnen Öläquivalent (Mtoe) an Kraftstoff bis 2030 zu decken, benötigt die Schifffahrt 30 bis 40 Prozent des weltweit prognostizierten CO2-neutralen Treibstoffangebots. Schiffseigner sollten ihren Blick daher über das Thema Kraftstoffe hinaus weiten und prüfen, welche Maßnahmen sie schon heute ergreifen können, vor allem um die Energieeffizienz zu steigern und CO2 zu reduzieren.

Cover „Maritime Forecast to 2050“

„Die 2020er Jahre markieren das entscheidende Jahrzehnt für die Schifffahrt“, sagte DNV Maritime CEO Knut Ørbeck-Nilssen. „Die Sicherstellung einer umweltfreundlicheren Kraftstoffversorgung ist unverzichtbar. Sich allein auf die Treibstoffe zu fokussieren, kann uns jedoch davon abbringen, bereits in diesem Jahrzehnt etwas zu bewirken, und allein ehrgeizige Erklärungen für die Zukunft reichen nicht aus. Wir brauchen nachhaltige Schritte, um die Emissionen zu senken. Energieeffizienz-Maßnahmen können schon jetzt und bis 2030 zu Ergebnissen bei der Dekarbonisierung führen.“

Der „Maritime Forecast to 2050“ bietet einen aktualisierten Überblick über eine Vielzahl an Regelungen und Treibern für die Dekarbonisierung der Schifffahrt. Die wichtigsten sind die neuen IMO-Regeln, die Einbeziehung der Schifffahrt in den Emissionshandel der Europäischen Union (EU) und den eingehenden „Well-to-Wake“-Anforderungen. Diese Vorgaben werden den Einsatz von kohlenstoffhaltigen Kraftstoffen verteuern und Schiffseigner dazu bewegen, schon heute Pläne zur CO2-Reduzierung einzuführen.

„Unser jüngster Bericht stellt mehrere Energieeffizienz-Maßnahmen vor, die bereits jetzt zu Ergebnissen bei der Dekarbonisierung führen können“, sagte Eirik Ovrum, Principal Consultant bei DNV Maritime und Hauptautor des „Maritime Forecast“. „Zugleich verdeutlicht der Bericht, wie wichtig es ist, dass die maritime Wirtschaft einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt, um eine starke Entwicklung von Vorschriften und Technologien sowie eine langfristige Treibstoffversorgung sicherzustellen.“

Anzeige

Handlungsempfehlungen

Um die Herausforderungen bei der Dekarbonisierung zu bewältigen, kann die Branche im Schiffsbetrieb die Energieeffizienz beispielsweise durch Luftschmierverfahren zur Verringerung des Schiffswiderstandes im Wasser und durch windgestützte Antriebssysteme (Wind Assisted Propulsion Systems, WAPS) steigern. Letztere sind schon auf 28 großen Schiffen installiert worden, die dadurch bislang zwischen fünf bis neun Prozent an Treibstoff einsparen können. Bei WAPS-Nachrüstungen (Retrofits) liegen diese Einsparungen bei bis zu 25 Prozent.

Der Einsatz der CCS-Technik (Carbon Capture and Storage) zur Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoff an Bord sowie von Atomantrieben können weitere Technologien sein, mit denen Schiffseigner den Wettbewerb um nachhaltige Biomasse und erneuerbaren Strom umgehen können. Beide Optionen werden im „Maritime Forecast“ anhand detaillierter Fallstudien auf ihre Wirtschaftlichkeit analysiert. So können fundierte Entscheidungen zu diesen Technologien getroffen werden.

Wie der Bericht aufzeigt, ist der Technologiewandel beim Thema Treibstoff im vollen Gange: Die Hälfte der bestellten Tonnage ist dank Dual-Fuel-Antrieben dafür gerüstet, alternative Kraftstoffe wie Flüssiggas (LNG und LPG) oder Methanol zu verwenden. Im vergangenen Jahr lag dieser Anteil bei einem Drittel. Bei den schon betriebenen Schiffen können 6,5 Prozent der Tonnage mit alternativen Kraftstoffen angetrieben werden, verglichen mit 5,5 Prozent im Vorjahr. Auch der zunehmende Einsatz von Methanol und LPG spiegelt sich in den Statistiken wieder, ebenso wie die ersten mit Wasserstoff betriebenen Neubauten. Es gibt derzeit mehrere laufende Demonstrationsprojekte für mit Ammoniak angetriebene Schiffe und eine wachsende Pipeline von Ammoniak-betriebenen Schiffen, die bald in den Auftragsbüchern stehen werden.

Laden Sie hier die vollständige 2023 „Maritime Forecast to 2050“ herunter.

Quelle: UD/cp
 

Related Posts

Newsletter

Unsere Verantwortung/Mitgliedschaften

Logo
Serverlabel
The Global Compact
Englisch
Gold Community
Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik
Caring for Climate

© macondo publishing GmbH
  Alle Rechte vorbehalten.

 
Lasche