Circular Economy

Tchibo haucht alten Fasern neues Leben ein

Jede Saison bringt neue Trends mit sich. Seit geraumer Zeit feiern zum Beispiel Hosen mit weitem Schnitt ein Comeback. Für jedes neu produzierte Kleidungsstück werden jedoch auch jede Menge Ressourcen verbraucht. Dass es auch anders geht, zeigt Tchibo mit seinem Angebot an nachhaltigen Textilien. Neu dabei: Hosen und Röcke aus teilweise recycelter Baumwolle.

22.04.2022

Tchibo haucht alten Fasern neues Leben ein

Die Sommerzeit hat begonnen. Das bedeutet: Es bleibt abends länger hell und es wird wieder wärmer. Höchste Zeit, den Kleiderschrank auszumisten und die Winterkleidung einzumotten, um Platz für neue Frühlingsoutfits zu schaffen. Aber muss es wirklich zu jeder Saison etwas Neues sein? Die Europäische Umweltagentur EEA hat ausgerechnet, dass sich jeder Mensch in Europa jährlich 15 Kilogramm an Schuhen, Bekleidung und anderen Textilien zulegt. Das Problem: Die Produktion und der Konsum neuer Textilien haben beträchtliche Auswirkungen auf die Umwelt und den Klimawandel sowie auf die Menschen, die in der Textilindustrie beschäftigt sind. DER SPIEGEL online fasst zusammen: In Europa würden pro Kopf jedes Jahr 391 Kilogramm an Rohstoffen, 9.000 Liter Wasser und 400 Quadratmeter Landfläche verbraucht. Hinzu kämen 270 Kilogramm an CO2-Äquivalenten. Schädlicher wirken sich der EEA zufolge nur unser Nahrungsmittelkonsum, das Wohnen und die Mobilität auf die Umwelt aus.

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Die Umweltrisiken der Textilherstellung fangen schon beim Rohstoffanbau an. Die Anpflanzung von Baumwolle als eine der meistgenutzten Naturfasern in der Textilindustrie erfordert große Mengen Land. Nur acht Prozent der genutzten Flächen befinden sich dabei in Europa, so die EEA. Beim konventionellen Anbau von Baumwolle werden zudem große Mengen an Düngemitteln und Pestiziden verwendet, die das Grundwasser verschmutzen und die Gesundheit der Farmer beeinträchtigen können. Hinzu kommt der enorme Wasserverbrauch: In Indien, der Hauptbezugsquelle der in Deutschland genutzten Baumwolle, werden laut WWF für ein Kilogramm Baumwollfasern 23.000 Liter Wasser benötigt. Das ist allerdings weit mehr als der globale Durchschnitt, der immerhin bei schätzungsweise 11.000 Liter pro Kilogramm liegt. Das Klima wird durch Textilien vor allem in der Produktionsphase (80 Prozent) belastet sowie im Vertrieb und Einzelhandel, beim Gebrauch durch Waschen, Trocknen und Bügeln (14 Prozent) sowie bei der Entsorgung. Apropos Entsorgung: Viel zu häufig landen teils wenig getragene Kleidungsstücke im Müll oder der Altkleidersammlung – Tendenz steigend. Der Großteil taugt am Ende höchstens als Putzlappen, wird geschreddert oder ins Ausland verfrachtet. Hochwertiges Recycling? Fehlanzeige.

Tchibo: „Ziel ist, unsere Produkte kreislauffähiger zu gestalten“

Aus Sicht der EEA könnten der Einsatz von Stoffen aus Recyclingmaterial sowie ein besseres Produktdesign jedoch dazu beitragen, die Umwelt- und Klimabelastung durch die Textilindustrie zu senken. Tchibo geht hier mit gutem Beispiel voran. Der Umweltschutz in den Lieferketten – insbesondere der Ressourcenschutz und die Kreislaufwirtschaft – sind für den Einzelhändler wesentliche Nachhaltigkeitsthemen. Seit diesem Frühjahr ist das Sortiment an Bauwolltextilien deshalb um eine nachhaltige Alternative reicher. Erstmals können Kundinnen und Kunden jetzt nicht nur Kleidungsstücke aus Bio- und „Cotton made in Africa“-zertifizierter Baumwolle erwerben, sondern finden auch Jeanskleidung im Angebot, deren Stoffe eine Beimischung von jeweils 20 Prozent Recyclingbaumwolle haben.

„Als Teil der Bekleidungsindustrie ist es unser Ziel, unsere Produkte kreislauffähiger zu gestalten – und dieser Weg geht auch über Recycling“, erklärt Cristina Graack, Faser-Expertin bei Tchibo. Sie weiß, wie das Recyclingverfahren genau funktioniert und welche Vorteile es mit sich bringt: „Die Aufbereitung funktioniert mechanisch, so wie übrigens auch bei Kaschmir. Dafür werden die alten Textilien oder die Produktionsreste nach Farben sortiert, gereinigt und anschließend in möglichst kleine Fasern zerteilt. Diese Fasern werden dann zu neuem Garn versponnen. Das spart im Vergleich zu Frischfasern Wasser, Pestizide, Rohstoffe, Anbauflächen und Energie.“

Tchibo verwendet für seine Produkte zunehmend mehr recycelte Baumwolle aus Produktionsresten. Der Hintergrund: Altkleider bestehen oft aus Materialmischungen, das macht es schwer, sie zu recyceln. Nur ein extrem geringer Anteil, circa ein Prozent, der Altkleider wird aktuell zu neuen Fasern verarbeitet, so Cristina Graack. „Recycelte Baumwolle hat die gleichen guten Trage-Eigenschaften wie neue Baumwolle“, sagt Cristina Graack. Allerdings würden die Fasern im Recyclingprozess kürzer und hätten eine unregelmäßigere Oberfläche, etwa so, wie man sie vom „used look“ kenne. Deshalb werden in der Textilindustrie, wie bei Tchibo, in der Regel neue und wieder aufbereitete Baumwollfasern gemischt.

Produkte aus recycelten Materialien sind bei Tchibo übrigens nichts gänzlich Neues. So hat Tchibo zum Beispiel 2020 erstmalig recyceltes Kaschmir eingesetzt. Zudem bietet das Unternehmen seit mehreren Jahren verschiedene Textilprodukte und Hartwaren aus recyceltem Kunststoff wie Fischernetzen oder Plastikflaschen an. Beispiele sind Damen-Bade- und Laufshorts. Dabei will Tchibo es aber nicht belassen: Ziel ist, die Polyester- und Polyamidfasern in den Sporttextilien bis 2025 zu 100 Prozent durch recyceltes Material zu ersetzen.

Tchibo ist Vorreiter bei Bio-Baumwolle

Tchibo setzt sich mit seiner Einkaufspolitik seit vielen Jahren für mehr Bio-Baumwolle ein (UmweltDialog berichtete) und ist einer der größten Abnehmer von ökologischer Baumwolle weltweit. Ihr Anteil im Textil-Sortiment liegt inzwischen bei 98 Prozent. Der Bio-Anbau reduziert den Wasserverbrauch und insbesondere die Belastung durch Insektizide, Pestizide und andere Chemikalien, erläutert Philipp Wagnitz, Leiter des Fachbereichs Ökosysteme und Ressourcenschutz beim WWF. Die Folge seien eine Verbesserung der Bodenqualität, der Ökosysteme sowie der gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Lage der Menschen. Die Nachfrage nach ökologischer Baumwolle wächst zwar, am Markt ist sie jedoch nur eingeschränkt verfügbar. So macht Bio-Baumwolle laut Organic Cotton Market Report gerade einmal einen Anteil von einem Prozent des gesamten Baumwollmarktes weltweit aus.

Quelle: UmweltDialog
 

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