Geldanlage

Econsense-Chef Hölz über SRI-Markt: „Boom beim Klimaschutz, Stagnation bei Mikrofinanzierungen“

Auch das "grüne Geld" bekommt die Rezession zu spüren. Freute die Branche sich in den letzten Jahren, dass die Performance nicht schlechter sei als bei traditionellem Investment, so gilt dies eben auch in Krisenzeiten. Doch man muss differenzieren: Während Klimainvestments weiterhin boomen, liegen klassische Fonds und auch soziale Mikrofinanzierungsansätze am Boden. Im zweiten Teil unseres Exklusiv-Interview mit Hanns-Michael Hölz, dem Vorsitzenden von econsense, sprechen wir über Nachhaltigkeit als Business Case für Banken.

14.04.2009

Hanns-Michael  Hölz ist Vorsitzender von econsense, einem Think Tank der deutschen Wirtschaft, zu Nachhaltigkeit und Corporate Responsibility.  Foto: econsense
Hanns-Michael Hölz ist Vorsitzender von econsense, einem Think Tank der deutschen Wirtschaft, zu Nachhaltigkeit und Corporate Responsibility. Foto: econsense

Nachhaltigkeit können Banken vor allem in ihrem Kerngeschäft, nämlich beim Geld, beweisen. Was sind hier Leuchtturmprojekte?

Hanns-Michael Hölz: Zunächst ist es wichtig, dass Banken selbst mit gutem Beispiel vorangehen, sei es im Greenbuilding-Bereich oder Klimaneutralstellung. Am Beispiel der Deutschen Bank wurden zwei Dinge auf den Weg gebracht: Zum einen den ökologischen Umbau der Zwillingstürme in Frankfurt, wodurch es der erste Büroturm weltweit ist, der eine 55 %-ige CO2-Reduktion nachweisen kann. Der zweite Punkt ist, dass beschlossen wurde, bis 2012 unseren Fußabdruck weltweit klimaneutral zu stellen.

Basierend auf dieser Einstellung wurde dann gesagt, dass mit dem Thema Klimawandel auch an die Kunden herangetreten wird. Seitdem gibt es entsprechende Produkte der DWS und der sogenannten DBAdvisors. Daneben lässt sich Klimaschutz auch beim klassischen Bankgeschäft festmachen, so etwa im Bereich Asset Finance Leasing, wo die Deutsche Bank eine der größten Finanzierer von Windenergieinvestitionen in Europa ist und auch Aktivitäten in Fernost und den USA begleiten möchte.

Die Deutsche Bank ist zudem über ein „Center of Competence“ auch im Bereich Mikrofinanzierung gut aufgestellt. Hier kann die Bank ihren Kunden sagen: Investiert  nicht nur rendite-, sondern auch sozialorientiert und gebt damit den Armen dieser Welt eine wirkliche Chance, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.  

Beim Thema Projektfinanzierung und den „Equator Principles“ hält sich die Deutsche Bank aber zurück. Warum?

Hanns-Michael Hölz: Es ist richtig, dass Sie mir diese Frage stellen. Ich möchte zwei Sätze dazu sagen: Die Deutsche Bank hat auch in der aktuellen Finanzkrise bewiesen, dass ihr Risikomanagementsystem gut funktioniert. Es wird immer wieder überprüft, die Equator Principles anzunehmen, aber bisher sieht die Deutsche Bank sich mit ihrem eigenen Instrumentarium gut aufgestellt.

Gibt es neue Entwicklungen zu Mikrofinanzierung bei Ihnen und am Markt?

Hanns-Michael Hölz: Ich habe leider momentan eher das Gefühl, dass wir durch die derzeitige Krise  in diesem Bereich stagnieren und einige Maßnahmen eingefroren wurden. Im Moment muss sich der Markt erst beruhigen und selbst finden, bevor er weitere Microfinance-Maßnahmen verträgt. Auch die Deutsche Bank, die ein „großer Spieler“ in diesem Marktsegment ist,  sieht derzeit wenig Möglichkeiten, neue Produkte am Markt zu platzieren.

Erst im letzten Jahr hat die Deutsche Bank mit der „Pocantico-Erklärung“ einen Ehrenkodex für Mikrofinanzierung mitverfasst. Worum geht es dabei?

Hanns-Michael Hölz: Es geht dabei um die Frage, wie man Mikrofinanzinstitutionen bewerten kann. Wie kann man beispielsweise sicherstellen, das die Gelder transparent und nachvollziehbar verwaltet werden. Wenn wir wollen, dass dieser Sektor weiter wächst, dann müssen wir uns selbst zu Regeln verpflichten, die auch alle einhalten.

Noch in den Kinderschuhen ist das Thema Biodiversität & Kapitalmarktprodukte. Hier haben Sie mit Pavan Sukhdev, der maßgeblich an der EU-Biodiversitätsstudie TEEB mitwirkt und Mitarbeiter der Deutschen Bank ist, einen der größten Experten in den eigenen Reihen. Gibt es hier schon Produktansätze?

Hanns-Michael Hölz: Die spannende Frage ist, ob es gelingt, ökologische Ansätze auf Produktebene herunterzubrechen, wie dies etwa bei Klimaschutz oder Armutsbekämpfung schon gelungen ist.  Ich sehe hier noch keine komplexen Lösungen. Es gibt einiges im Bereich Holz- oder Wasserinvestment, und zwar über Fonds-Konstruktionen. Die Arbeit unseres Deutsche Bank - Kollegen Pavan Sukhdev hat aber großen Wert für die Versachlichung dieser Diskussion.

Ganz anders das Thema Klimawandel. Hier gibt es konkrete Forderungen und Wege. Welche Erwartungen haben Sie an die UN-Klimakonferenz im Dezember in Kopenhagen?

Hanns-Michael Hölz: Ich hoffe und wünsche mir, dass wir zu einer internationalen Einigung kommen, wie die Weitergestaltung des Kyoto-Protokolls vorgenommen werden soll. Wir brauchen konkrete Verabredungen, etwa zur Preisfindung bei Emissionszertifikaten: Reden wir von Börsen oder Auktionen? Vor allem ist jedoch eine globale Lösung wichtig, denn uns ist überhaupt nicht geholfen, wenn es nur zu einer europäischen oder europäisch-amerikanischen Einigung kommt. Ich habe hier zwar meine Bedenken, aber vielleicht erleben wir ja schon beim nächsten G20-Treffen, dass  Eckpfeiler dafür auf den Weg gebracht werden.

Wir danken Ihnen herzlich für das Gespräch!

Das Interview führte Dr. Elmer Lenzen

Quelle: UD
 

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