Klimawandel

Einfach erklärt: Netto-Null, klimaneutral, klimanegativ

Seit einiger Zeit kursieren Begriffe wie „Klimaneutralität“, „Netto-Null“ oder „klimapositiv“. Deren unterschiedliche Definition von verschiedenen Unternehmen und Ländern zur Formulierung von Klimazielen kann jedoch zu Verwirrung führen. UmweltDialog bringt Klarheit in die Begriffe.

08.03.2023

Einfach erklärt: Netto-Null, klimaneutral, klimanegativ

Dekarbonisierung bedeutet die Verringerung des Anteils der Kohlendioxid- oder aller Treibhausgasemissionen im Zusammenhang mit der Primärenergieerzeugung. Der Begriff bedeutet nicht dasselbe wie Null-Emissionen, da die Emissionen ausgeglichen oder kompensiert werden können.

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CO2-neutral (Carbon neutral) wurde 2006 vom New Oxford American Dictionary zum Wort des Jahres gekürt und ist im Laufe der Zeit zum Mainstream geworden. Laut Definition bedeutet CO2-Neutralität, dass jede Tonne anthropogenes Kohlendioxid (CO2), die emittiert wird, durch eine entsprechende Menge an CO2 kompensiert wird, die durch Kohlenstoffbindung entfernt wird. Einige Länder verstehen unter CO2-Neutralität die Stabilisierung der Emissionen auf einem bestimmten Niveau.

Einen Schritt weiter geht das Konzept von „Net Zero“, das bedeutet, dass die CO2-Emissionen auf ein Minimum reduziert und die verbleibenden Emissionen aus der Atmosphäre entfernt werden.

Eine Möglichkeit, Emissionen zu vermeiden, bietet sich durch Kohlenstoffsenken, das heißt durch Systeme, die mehr Kohlenstoff aufnehmen als sie abgeben, wie Wälder, Böden und Ozeane.

Zusammengefasst lässt sich sagen: CO2-neutral bedeutet, dass die CO2-Emissionen durch Emissionsreduktionsgutschriften ausgeglichen werden, ohne dass die Emissionen reduziert werden müssen, wohingegen „Netto-Null“ bedeutet, dass die Emissionen so weit wie möglich reduziert werden und die verbleibenden Restemissionen dann durch Emissionsabbaugutschriften ausgeglichen werden.

Klimaneutralität ist dasselbe Konzept wie CO2-Neutralität, umfasst jedoch zusätzlich die Beseitigung oder Kompensation anderer Treibhausgasemissionen (THG) als Kohlendioxid.

CO2-negativ – auch „klimapositiv“ genannt – bedeutet, dass eine Aktivität über das Erreichen von Netto-Null-Kohlendioxidemissionen hinausgeht und tatsächlich einen Umweltnutzen schafft, indem zusätzliches Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernt wird.

Nach den Zielvorgaben des Pariser Klimaabkommens bleiben nur noch 28 Jahre, um CO2-Neutralität (im Jahr 2030) und bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius vor Ende dieses Jahrhunderts zu begrenzen.

Mit anderen Worten: Die Startlinie ist die Klimaneutralität. Die Reise geht dahin, bis Mitte des Jahrhunderts Netto-Null zu erreichen. Aber das endgültige Ziel ist es, „klimapositiv“ oder „CO2-negativ“ zu werden. Das heißt, dass wir mehr Emissionen absorbieren müssen, als wir ausstoßen, sobald wir so viel wie nötig reduziert haben – je nach Sektor um durchschnittlich 90 Prozent –, um eine Klimakatastrophe zu vermeiden.

Wie können Unternehmen und Regierungen klimapositiv werden?

Der erste Schritt besteht darin, die Emissionen in der gesamten Wertschöpfungskette zu reduzieren, indem ein wissenschaftlich fundiertes Netto-Null-Zieljahr mit Zwischenzielen für den Weg dorthin festgelegt wird, die alle mit einem 1,5-Grad-Minderungspfad vereinbar sind. Das bedeutet, dass neben dem längerfristigen Ziel, Netto-Null-Emissionen zu erreichen, auch ein kurzfristiges Ziel verfolgt werden muss, um die Emissionen in den nächsten fünf bis zehn Jahren zu reduzieren, in Übereinstimmung mit wissenschaftlich fundierten Zielen (SBT).

Dann folgt die Kompensation: Unternehmen werden klimaneutral, indem sie Projekte finanzieren, die über die direkte Wertschöpfungskette der Unternehmen hinausgehen, um weitere Emissionen zu vermeiden und zu beseitigen.

Schließlich erfolgt die Neutralisierung: Sobald die Emissionen auf ein Niveau nahe Null gesenkt wurden, müssen unvermeidbare Restemissionen durch Kohlenstoffabbau beseitigt werden, um Netto-Null zu erreichen und für sich zu reklamieren. Dann können Unternehmen durch Investitionen in intelligente Klimalösungen CO2-negativ oder klimapositiv werden, das heißt mehr Treibhausgase aus der Atmosphäre binden oder entfernen als emittiert werden.

Die Klimareise

Der Ausgangspunkt einer jeden Netto-Null-Reise ist das Verständnis für die Auswirkungen der Organisation auf den Planeten durch die Berechnung des CO2-Fußabdrucks – eine Bewertung der jährlichen Treibhausgase entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Der nächste Schritt besteht darin, eine Strategie zur Verringerung dieses Fußabdrucks zu entwickeln. Dies kann durch Energie- und Ressourceneffizienz, die Umstellung auf erneuerbare Energien oder gezielte Eingriffe in die Lieferkette geschehen.

Zusätzlich zur kontinuierlichen Dekarbonisierung müssen Organisationen proaktiv Technologien zur Kohlenstoffbindung finanzieren und einführen. Solche Lösungen können natürlicher Art sein, zum Beispiel die Wiederaufforstung, Wiederherstellung von Ökosystemen und Kohlenstoffbindung im Boden, umfassen aber auch das Geoengineering, zum Beispiel Direct Air Carbon Capture and Storage (DACCS) mit Kohlendioxidmineralisierung oder geologischer Speicherung.

Ein positives Klima ist das Endziel. Und Net Zero ist ein (großer) Meilenstein. Eines ist klar: Ab dem Jahr 2050 müssen wir mehr Treibhausgase aus der Atmosphäre entfernen, als wir emittieren, um ein sicheres Klima für kommende Generationen zu gewährleisten.

Quelle: UmweltDialog
 

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