Klimawandel

Mit Teppichfliesen zur negativen CO2-Bilanz?

Interface hat sich auf die Fahnen geschrieben, den Klimawandel umzukehren, und will sogar CO2-negativ statt „nur“ klimaneutral sein. Nun hat der Bodenbelagshersteller eine neue Teppichfliesenkollektion vorgestellt – mit gleich drei CO2-negativen Produktvarianten.

13.04.2021

Mit Teppichfliesen zur negativen CO2-Bilanz? zoom
Kollektion Embodied Beauty: CO2-negative Teppichfliese Shishu Stitch

24,5 Jahre: Etwa so lange dauert es nach dem aktuellen Stand der CO2-Uhr des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) noch, bis wir das CO2-Budget zur Einhaltung des 2-Grad-Ziels aufgebraucht haben. Wollen wir die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad begrenzen, ist die Menge CO2, die wir in die Atmosphäre abgeben dürfen, schon in gerade mal sechs Jahren und acht Monaten erreicht. Viele Unternehmen verschärfen daher aktuell ihre Klimaziele. 

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So will die Deutsche Telekom zum Beispiel bis 2025 Klimaneutralität für die eigenen Emissionen erreichen und das bis 2040 auch für die Emissionen schaffen, die von der Produktion bis hin zum Betrieb beim Kunden entstehen. Nestlé wiederum nahm sich Ende vergangenen Jahres vor, seine Emissionen bis 2030 zu halbieren und bis 2050 auf netto null zu reduzieren. Der Bodenbelagshersteller Interface geht aber noch weiter. Bereits 2019 hat das Unternehmen CO2-Neutralität für alle Produktbereiche erreicht und sich gleich ein neues ambitioniertes Ziel gesteckt: Mit „Climate Take Back“ will Interface den Klimawandel umkehren und bis 2040 CO2-negativ werden.

CO2: negativ statt neutral?

Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist die neue Teppichfliesenkollektion „Embodied Beauty“, die gleich drei CO2-negative Teppichfliesen enthält. Aber was heißt das überhaupt? „Wenn wir CO2-negativ sagen, meinen wir, dass die Emissionen des globalen Treibhauspotentials netto negativ sind“, erklärt Interface im FAQ-Bereich auf seiner Website. „Netto negativ bedeutet, dass mehr Treibhausgase der Atmosphäre entnommen wurden als bei der Herstellung des Produkts in die Atmosphäre abgegeben.“ Oder anders ausgedrückt: In den Produktvarianten Shishu Stitch, Tokyo Texture und Zen Stitch der neuen Kollektion wird mehr Kohlenstoff eingespeichert, als bei der Rohstoffgewinnung über die Produktion bis hin zum fertigen Produkt emittiert wird. Die Produkte sind damit cradle-to-gate (bis zum Werktor) CO2-negativ.

Was heißt eigentlich …

Net Zero? Von Netto-Null-Emissionen spricht man, wenn eine Aktivität entweder keine Treibhausgase in die Atmosphäre entlässt oder die anfallenden Emissionen komplett ausgeglichen werden. Das heißt in der Atmosphäre kommt es zu keinem Anstieg (aber auch zu keinem Abfall) von Treibhausgasen. Unternehmen sprechen in diesem Zusammenhang auch häufig von „bilanzieller“ CO2-Neutralität.

Emissionsfreiheit? Emissionsfrei ist eine Aktivität nur dann, wenn dabei keinerlei Treibhausgase entstehen und entsprechend auch keine Kompensation nötig ist.

CO2-Neutralität? Wer CO2-neutral ist, emittiert keine CO2-Emissionen oder kompensiert diese. Es können aber immer noch andere Treibhausgase wie Methan ausgestoßen werden. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden CO2-Neutralität und Klimaneutralität allerdings häufig synonym verwendet.

 

Wie funktioniert das?

Die Rückenkonstruktion CQuestBioX enthält CO2-negative Materialien.
Die Rückenkonstruktion CQuestBioX enthält CO2-negative Materialien.

„Wir sehen CO2 nicht nur als schädliches Treibhausgas, sondern nehmen es in Form von Kohlenstoff auch als Ressource wahr“, heißt es von Interface. „Im Rahmen dieses Prozesses haben wir damit begonnen, Produkte zu entwickeln, die CO2 in Form von Kohlenstoff binden und verhindern so, dass es wieder in die Atmosphäre gelangt.“ Den ersten Schritt dahin machte das Unternehmen schon vor einigen Jahren mit dem Prototyp „Proof Positive“. Die Teppichfliese war die erste mit einem negativen CO2-Fußabdruck. Die neuen CO2-negativen Produkte aus der Kollektion „Embodied Beauty“ sind alle mit der Rückenkonstruktion „CQuestBioX“ ausgestattet. Der Rücken ist PVC- und bitumenfrei und enthält nicht nur recycelte Füllstoffe, sondern auch biobasierte Materialien, die CO2-negativ sind. Kombiniert mit speziellen Garnen und neuen Tufting-Verfahren weisen die mit CQuestBioX ausgestatteten Teppichfliesen schließlich einen negativen CO2-Fußabdruck auf. „Interface hat die Natur genau studiert und sich diese zum Vorbild genommen für die Neukonzeption seines Produktdesigns, der Entwicklung und der Herstellung“, erklärt Nigel Stanfield, President EAAA bei Interface. „Unsere Reise hin zur Entwicklung einer CO2-negativen Teppichfliese zeigt, was alles möglich ist. Wir haben einen wichtigen Schritt geschafft auf unserem Weg, die Erderwärmung umzukehren.“

Vier weitere Produktvarianten aus der Teppichfliesenkollektion „Embodied Beauty“ sind zwar nicht CO2-negativ, dafür aber im Rahmen des Programms „Carbon Neutral Floors“ CO2-neutral – und zwar über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg. Dafür berechnet Interface die negativen Umweltauswirkungen der Produkte und gleicht unvermeidbare Emissionen durch Investitionen in Klimaschutzprojekte wieder aus.

Inspiration aus der japanischen Kultur

Das Design der neuen Kollektion orientiert sich an der japanischen Ästhetik: „Als unsere erste Kollektion, die CO2-negative Produkte enthält, bringt Embodied Beauty die Idee auf den Punkt, mit der Natur im Einklang zu arbeiten – ein Konzept, das in der japanischen Kultur oft betont wird“, weiß die Designerin Kari Pei, Interface Vice President of Global Product Design. „Dies hat die Ästhetik im Design inspiriert und eine Fülle an Texturen, Farben und Kontrasten hervorgebracht, die wir in die Gestaltung einbeziehen konnten. Bei genauer Betrachtung der unterschiedlichen Stile erkennt man auch Elemente von Kintsugi, der Kunst, aus zerbrochenen Objekten etwas Neues und Schönes zu erschaffen, und Sashiko, einer Form des dekorativen Nähens. Mit den Teppichfliesen entsteht ein edler Boden, der Ausgeglichenheit und Anmut widerspiegelt und praktisch in jeden Raum passt.“

 
Quelle: UmweltDialog
 

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