Studium & Beruf

Vorsprung beginnt im Kopf (Teil 1)

Gute Mitarbeiter und deren pfiffige Ideen sind vielleicht die wichtigste Ressource am Standort Deutschland. Immer mehr Unternehmen werben daher durch Hochschulkooperationen um kluge Köpfe und sichern sich Innovationen. Seit vielen Jahren ein Pionier in diesem Bereich ist die AUDI AG. UmweltDialog sprach darüber mit Dr. Peter F. Tropschuh, Leiter Corporate Responsibility und Wissenschaftskooperationen bei Audi.

24.07.2014

Dr. Peter F. Tropschuh, Leiter Corporate Responsibility und Wissenschaftskooperationen bei Audi
Dr. Peter F. Tropschuh, Leiter Corporate Responsibility und Wissenschaftskooperationen bei Audi

UmweltDialog: Wer sich das Engagement von Audi im Bereich Wissenschaftskooperation anschaut, dem fällt es angesichts der Vielzahl an Aktivitäten schwer, den Überblick zu behalten. Seit wann und weshalb hat dieses Thema eigentlich bei Audi einen so vielfältigen und großen Stellenwert?

Dr. Peter F. Tropschuh: Wir arbeiten bereits seit über elf Jahren intensiv mit Hochschulen zusammen. Dazu gehören zum Beispiel gemeinsame Promotionsprojekte, die Förderung von Stiftungsprofessuren oder unsere Vortragsreihe „Audi Kolloquium“. Wir wollen bei wissenschaftlichen Themen immer am Puls der Zeit sein. Durch die gemeinsame Forschung und den regelmäßigen Austausch erlangen wir neue Erkenntnisse, die sowohl unser Unternehmen als auch die akademische Welt voranbringen. So sichern wir uns Innovationen und damit letztlich auch unseren Vorsprung durch Technik.

Desweiteren wollen wir über die Zusammenarbeit junge, talentierte Experten kennenlernen und sie für unser Unternehmen begeistern. Gleichzeitig engagieren wir uns mit unseren Wissenschaftskooperationen auch für die Gesellschaft. Wir erweitern damit langfristig die Lehr- und Forschungsangebote.

UmweltDialog: Sie haben ja gerade schon eine ganze Bandbreite an Zielen und auch an Motivationen aufgezeigt. Sie bezeichnen all dies als Teil Ihres Nachhaltigkeitsengagements. Können Sie uns die Einordnungen zwischen klassischer Personalarbeit und Nachhaltigkeit näher erläutern?

Dr. Tropschuh: Ursprünglich sind wir Kooperationen mit Hochschulen eingegangen, um auf diese Weise hochqualifizierte Nachwuchskräfte für uns zu gewinnen. Das ist heute nach wie vor ein wichtiger Grund. Die meisten Doktoranden übernehmen wir nach Abschluss ihrer Promotion in eine unbefristete Festanstellung. Die Doktoranden forschen schließlich drei Jahre lang an einem Audi-Projekt, können sich in diesem Zeitraum beweisen und lernen auch umgekehrt Audi als Arbeitgeber gut kennen. Wir wollen uns aber auch für die Gesellschaft engagieren, indem wir zum Beispiel mit unseren Stiftungsprofessuren oder den Audi Kolloquien das Bildungsangebot fördern.

Gesellschaftliches Engagement ist eine wichtige Säule in unserer Nachhaltigkeitsstrategie – neben verbrauchsarmen Produkten, ressourceneffizienten Produktionsprozessen, einer fairen Personalpolitik und verantwortungsvollem Wirtschaften.

UmweltDialog: Sie fördern verschiedene Studienbereiche und sind an verschiedenen Hochschulen unterwegs. Wie hat sich das entwickelt, und was umfasst dieses Portfolio? Was sind das alles für Kooperationen?

Dr. Tropschuh: Audi ist ein technikgetriebenes Unternehmen. Der Schwerpunkt unserer Entwicklungs- und Forschungsarbeit liegt daher auch im Bereich Technik. Wir haben im Jahr 2003 mit der TU München unsere erste strategische Kooperation vereinbart, da wir festgestellt hatten, dass beide Seiten bei vielen technischen Themen voneinander lernen und profitieren können. Seither haben wir gemeinsam an vielen Fragestellungen zu Elektrik, Elektronik, Steuerungstechnik im Fahrwerk sowie Fahrerassistenz geforscht. Da gab und gibt es große Entwicklungsschübe. Und nach diesem bewährten Prinzip wählen wir immer gezielt Hochschulen als Kooperationspartner aus, die auf einem für uns wichtigen Fachgebiet führend sind. Mit der Universität St. Gallen forschen wir zum Beispiel vor allem an Personal-, Marketing- und Finanzthemen. Unsere chinesische Partneruniversität Tongji University Shanghai hat wiederum sehr viel Erfahrung in den Bereichen Elektromobilität und Energiespeicherung in Batterien.

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UmweltDialog: Wissenschaftsförderung geht ja bei Ihnen auch deutlich über den nationalen Rahmen, Sie haben ja gerade China erwähnt, hinaus. Ich habe gesehen, Sie haben in China, aber auch in den USA zahlreiche Partnerschaften. Was sind hier die internationalen Spezialisierungen und Fokussierungen?

Dr. Tropschuh: Als globaler Konzern arbeiten wir weltweit mit renommierten Hochschulen und Universitäten im Umfeld unserer Standorte zusammen. Beispiel Ungarn: Das Land ist für Audi als drittgrößter Produktionsstandort von großer Bedeutung. Genauso profitiert Ungarn von Audi als einem der wichtigsten ausländischen Investoren und einem der größten Arbeitgeber in der Region Győr. Wir haben daher die Zusammenarbeit mit der Széchenyi-István-Universität in Győr gesucht. Diese ist traditionell im Maschinenbau stark. Dies stammt noch aus den Zeiten des Ostblocks, als in der Region Landmaschinen und LKWs produziert wurden. Diese Stärke hat die Universität Győr gemeinsam mit Audi weiterentwickelt. Wir haben dazu einen Lehrstuhl-Verbund für Motorentechnik, Fertigungstechnik und Fügetechnik gegründet. In China war für uns die Zusammenarbeit mit der Tongji-Universität in Shanghai interessant, da sie, wie schon erwähnt, über viel Erfahrung auf dem Gebiet der elektrischen Antriebe und Batteriespeicherung verfügt. Daher haben wir 2010 mit der Universität das Audi Tongji Joint Lab gegründet, um gemeinsam das Thema Elektromobilität voranzutreiben.

UmweltDialog: Sie erwähnten das vorhin, dass Sie ja auch zahlreiche Stiftungsprofessoren fördern. Das machen Sie, also so habe ich das gelesen, eigentlich zeitlich begrenzt.

Dr. Tropschuh: Richtig, in der Regel fördern wir Stiftungsprofessuren über einen Zeitraum von fünf Jahren.

UmweltDialog: Wie stellen sowohl Audi als auch natürlich die Universität sicher, dass danach die Strukturen und das Wissen, das hier aufgebaut wird, nicht verpufft und in sich zusammenbricht?

Dr. Tropschuh:
Indem die Universität sich verpflichtet, die Stiftungsprofessur nach dem Ende unserer Förderung als unbefristete Professur zu etablieren.. Das ist eine ganz wesentliche Voraussetzung für eine Bewerbung um eine Stiftungsprofessur. Mit unserem Engagement streben wir schließlich einen langfristigen Ausbau des Bildungsangebots an. Was uns aber noch wichtiger ist, ist der inhaltliche Aspekt: Wir fördern Stiftungsprofessuren, die die Forschungs- oder Lehrangebote der jeweiligen Universität auch thematisch erweitern.

UmweltDialog: Wir danken Ihnen herzlich für das Gespräch!

Lesen Sie in Kürze mehr zu diesem Thema und zur Frage, wie Urheberrechte bei Wissenschaftskooperationen geregelt werden, im 2. Teil des Interviews.

Quelle: UD
 

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