Schaeffler startet Roadmap 2025
Der weltweit tätige Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler hat kürzlich im Rahmen seines Kapitalmarkttags 2020 (CMD) seine Roadmap 2025 vorgestellt, die eine aktualisierte Unternehmensstrategie, ein Programm zu deren Umsetzung sowie die Mittelfristziele bis 2025 umfasst.
25.11.2020
Die Mittelfristziele 2025 wurden bereits am Vortag nach Börsenschluss veröffentlicht und auf dem heutigen CMD erläutert. Den Kern des CMD bildeten die Präsentationen der Sparten-CEOs, die in ihren Ausführungen die Wachstumsperspektiven und Wertschaffungspotentiale ihrer jeweiligen Sparten aufzeigten.
Strategische Priorisierungen im Rahmen der Roadmap 2025
Zu Beginn der Veranstaltung betonte Klaus Rosenfeld, Vorstandsvorsitzender der Schaeffler AG, dass die Roadmap 2025 keinen radikalen Strategiewechsel einleite. Es gelte vielmehr, dort wo sich Kontinuität bewährt hat, Kurs zu halten, noch deutlicher auf die Stärken des Unternehmens zu fokussieren und dort, wo Aufholbedarf besteht, besser zu werden. Zugleich bringe der neue Unternehmensclaim „We pioneer motion“ den Anspruch zum Ausdruck, als diversifizierter Automobil- und Industriezulieferer mit globaler Reichweite auch in Zukunft Bewegung und Fortschritt zu gestalten. Dabei sollen in Zukunft noch stärker Synergiepotentiale innerhalb der Schaeffler Gruppe genutzt werden. Der Erfolg beruht dabei weiterhin auf den vier bewährten Alleinstellungsmerkmalen Innovation, Fertigungsexzellenz, höchster Qualität und ausgeprägtem Systemverständnis. Gleichzeitig komme es darauf an, die Transformation des Unternehmens fortzusetzen, auf Kernkompetenzen zu fokussieren und konsequent umzusetzen.
Im Kern bedeute dies, dass in der Sparte Automotive Technologies der Wandel des Portfolios hin zur E-Mobilität und zu Fahrwerksanwendungen beschleunigt wird. In der Sparte Automotive Aftermarket soll die hohe Marge aufrechterhalten werden. Gleichzeitig sollen vor allem Wachstumschancen im Independent Aftermarket genutzt werden. Die Sparte Industrial wird neue Wachstumsfelder besetzen und ihre Profitabilität konsequent weiter stärken.
Die Umsetzung aller Maßnahmen erfolgt weiter konsistent mit operativer Disziplin. Der Fokus bleibt dabei auf die Erzielung von Free Cash Flow gerichtet und auf eine überzeugende Kapitalallokation innerhalb der Gruppe. Ziel ist es, langfristig und nachhaltig Wert zu schaffen.
Klaus Rosenfeld hob fünf Zukunftstrends hervor, die für die Schaeffler Gruppe mit besonderen Chancen verbunden sind: (1) Nachhaltigkeit und Klimawandel, (2) Neue Mobilität & Elektrifizierung des Antriebsstrangs, (3) Autonome Produktion, (4) Datenwirtschaft & Digitalisierung und (5) Demographischer Wandel. Hieraus ließen sich fünf Fokusfelder ableiten, in denen Schaeffler sich noch stärker positionieren will. Diese seien so konzipiert, dass sie sowohl das Produkt- und Leistungsangebot der drei Sparten als auch die spartenübergreifend definierten zehn Kundensektoren und Sektorcluster abdecken.
Besonderes Wachstumspotential sieht die Schaeffler Gruppe zum Beispiel in der Wasserstofftechnologie, und zwar in Form der Brennstoffzelle für mobile Anwendungen sowie für die Ausstattung von Elektrolyseuren für die Produktion von grünem Wasserstoff: „Die Schaeffler Gruppe sieht im Bereich Wasserstoff eine signifikante Wachstumschance. Mit unserer Fertigungsexzellenz und Industrialisierungskompetenz sind wir hervorragend positioniert, um unseren Kunden hochqualitative Lösungen anzubieten und vom Ausbau der erneuerbaren Energien zu profitieren“, sagte Klaus Rosenfeld.
Das Thema Nachhaltigkeit ist für die Schaeffler Gruppe von übergeordneter Bedeutung. Hierzu verfolgt das Unternehmen einen integrierten Ansatz über alle Sparten, Funktionen und Regionen hinweg. Ziel ist es, die Produktion ab dem Jahr 2030 CO2-neutral zu stellen.
Automotive Technologies: Innovationsführerschaft beim elektrischen Antriebsstrang angestrebt
Matthias Zink, CEO Automotive Technologies, verwies zu Beginn seiner Ausführungen auf das anhaltend hohe Maß an Unsicherheit in der Automobilbranche, die im besonderen Maße durch die Folgen der Coronavirus-Pandemie betroffen sei, sich aber auch schon zuvor in einem tiefgreifenden Strukturwandel befunden habe. Die Planung müsse daher konservativ sein unter Wahrung einer strikten Kostendisziplin, zugleich sei aber auch Flexibilität gefragt.
Mit Blick auf den Antriebsstrang erweiterte Matthias Zink die bisherige auf die globale Produktion von PKW und leichten Nutzfahrzeugen bezogene „Vision Powertrain 2030“ auf das Jahr 2035. Es sei von einer starken Beschleunigung der Elektrifizierung und einer deutlichen Zunahme der durch Batterie- oder Brennstoffzelle angetriebenen Fahrzeuge (xEV) auf 50 Prozent auszugehen, während Hybrid-Antriebe (HEV) auf 35 Prozent und Verbrenner-Antriebe (ICE) auf 15 Prozent zurückgingen.
Diesem Wandel müsse Schaeffler mit seinem Portfolio-Management und der Kapitalallokation Rechnung tragen. Es gelte, bei den ausgereiften Geschäftsfeldern mit geringerem Wachstumspotential einen stärkeren Fokus auf Rentabilität und Effizienz zu setzen, während in Zukunftstechnologien und Neugeschäft bewusst stärker investiert wird. Gleichwohl blieben auf absehbare Zeit auch HEV- und optimierte ICE-Antriebe im Hinblick auf die Stabilisierung der Margen und die Generierung von Free Cash Flow wichtig, auch um das Wachstum in neuen Geschäftsfeldern zu finanzieren. Die Maßnahmen innerhalb der Sparte Automotive Technologies zur Steigerung der Effizienz und zur Reduktion von Komplexität würden weiter implementiert.
Dr. Jochen Schröder, Leiter des Unternehmensbereichs E-Mobilität, hob den starken Auftragseingang in der E-Mobilität hervor, der im Jahr 2019 bei vier Milliarden Euro und im ersten Halbjahr 2020 bei über einer Milliarde Euro lag. Bis einschließlich 2021 gilt das Ziel, jährlich einen Auftragseingang in der E-Mobilität in Höhe von 1,5 bis zwei Milliarden Euro zu erzielen, danach soll dieser im Durchschnitt bei zwei bis drei Milliarden Euro pro Jahr liegen. Besonders hervorzuheben seien die Errichtung eines Werks zur E-Motorenproduktion in Ungarn im kommenden Jahr, die Ansiedlung eines hochmodernen Kompetenzzentrums für E-Mobilität in Bühl, die Etablierung als Zulieferer für „3in1“-E-Achsen sowie die Fertigung von Elektromotorenkomponenten für LKW in den USA. Zudem sei das Potential für Brennstoffzellen gerade für LKW vielversprechend, ein Bereich, in dem sich die Schaeffler Gruppe als Teil ihrer Initiativen im Bereich Wasserstofftechnologie spartenübergreifend positioniert.
Und schließlich gebe es auch Erfolge bei Fahrwerksanwendungen im Zusammenhang mit der Schaffung der Voraussetzungen für das autonome Fahren, zum Beispiel im Rahmen einer Kooperation mit Bosch im Bereich Hinterachslenkungen und dem Joint Venture Schaeffler Paravan, das derzeit Lösungen im Bereich Steer-by-Wire entwickelt.
Im Rahmen der Mittelfristziele 2025 strebt die Sparte Automotive Technologies ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum an, das im Durchschnitt 200 bis 500 Basispunkte über dem Wachstum der weltweiten Produktion von PKW und leichten Nutzfahrzeugen liegt. Die EBIT-Marge vor Sondereffekten soll bei vier bis sechs Prozent liegen, wobei das untere Ende der Spanne bis spätestens 2023 erreicht werden soll.
Automotive Aftermarket: Realisierung von Marktchancen erfordert Anpassung des Geschäftsmodells
Michael Söding, CEO Automotive Aftermarket, fasste die aktuellen und zukünftigen Markttrends für sein Geschäftsfeld wie folgt zusammen: Nach aktuellen Prognosen wird der weltweite Fuhrpark von derzeit 1,40 Milliarden Autos auf 1,55 Milliarden Autos im Jahr 2025 ansteigen, wobei diese Entwicklung maßgeblich durch die Entwicklungen in China getrieben ist. Neben der Zunahme des Fahrzeugbestands bieten sich im Ersatzteilgeschäft auch Chancen durch den Anstieg des durchschnittlichen Fahrzeugalters sowie durch die zunehmende Komplexität der Fahrzeuge. Als Folge hiervon steigt der Reparaturbedarf. Zugleich steht die gesamte Aftermarket-Branche insbesondere aufgrund von Konsolidierungen und neuen Marktteilnehmern unter Ergebnisdruck. Digitale Plattformen und E-Commerce verändern zudem das Verbraucherverhalten.
Schaeffler müsse auf diesen anspruchsvollen Mix von Herausforderungen auf verschiedenen Ebenen sowie durch eine Anpassung des Geschäftsmodells reagieren. Zum Beispiel durch die Ausweitung von Lösungen und Serviceleistungen. So setze Schaeffler mit der Ergänzung des Angebots um datenbasierte Services und innovative Plug-and-Play-Reparaturlösungen die Entwicklung vom Komponentenzulieferer zu einem Anbieter von Systemen und integrierten Lösungen fort. Zudem sei auch die Bildung von Industriepartnerschaften denkbar, um ganzheitliche Lösungen einschließlich des Zugangs zu Fahrzeugdaten anzubieten.
Michael Söding hob auch die Errichtung digitaler Vertriebsmöglichkeiten hervor und nannte hier beispielsweise das ETC-Produktportfolio (Engine, Transmission, Chassis) in China, das einen „One-stop-shop“ für hochkomplexe Produkte in einem fragmentierten Markt biete, der hohes Wachstumspotential aufweise. Auch das Werkstattportal REPXPERT nutze digitale Kanäle.
Eine weitere Maßnahme zur Erhöhung der Effizienz sei darüber hinaus auch die Errichtung des Montage- und Verpackungszentrums Europa („Aftermarket Kitting Operation Europe“, kurz: AKO Europe), das am 12. August 2020 seine Tätigkeit aufnahm. Das AKO wird bis zum Jahr 2023 mindestens 60 Prozent der weltweiten Lagerbestände aufnehmen und die Effizienz und Agilität bei der Lieferung von Ersatzteilen für den Automotive Aftermarket auch mittels digitaler Lösungen nachhaltig stärken. Außerdem sinken die CO2-Emissionen als Folge der geringeren Transportwege um 20 Prozent.
Die Sparte Automotive Aftermarket strebt im Rahmen der Mittelfristziele 2025 ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum an, das im Durchschnitt über dem globalen BIP-Wachstum liegt sowie eine EBIT-Marge vor Sondereffekten von 13 bis 15 Prozent, wobei das untere Ende der Spanne bis spätestens 2023 erreicht werden soll.
Industrial: Stärkung der Marge durch neue Geschäftsfelder und operative Maßnahmen
Dr. Stefan Spindler, CEO Industrial, verwies auf den für das Jahr 2020 erwarteten Rückgang der globalen Industrieproduktion um mindestens acht Prozent. Außer in China sei das Wachstum in allen Regionen rückläufig. Erst im Jahr 2022 wird eine Rückkehr zu den Wachstumsraten auf einem Niveau wie vor der Coronavirus-Pandemie erwartet. Langfristig sei der Wachstumsausblick in den acht Sektorclustern überwiegend positiv, wobei die Bereiche Wind und Rail marktseitig das stärkste erwartete Wachstumspotential aufweisen.
Wachstum lasse sich einerseits im Kerngeschäft generieren, unterstützt durch Zukunftstrends wie der Erhöhung der Nachhaltigkeit oder der demographischen Bevölkerungsentwicklung und andererseits durch die Vermarktung von innovativen Systemen und Services. Schaeffler zeichnet sich durch eine starke Position im Komponentengeschäft aus, die auf Basis der über Jahrzehnte entwickelten Fertigungstechnologie und der innovativen Produktentwicklung gewachsen ist. Gezielte Investitionen in Hochleistungsprodukte wie auch in kostengünstige Serienprodukte werden abhängig von den Kundenbedarfen gesteuert. Ebenfalls abhängig von den Kundenbedarfen werden vermehrt Systeme und mechatronische Produkte sowie Servicelösungen in den Markt gebracht.
Beispielhaft für Wachstumsinitiativen im Komponenten- und Systemgeschäft nannte er die folgenden sechs Bereiche: Komponenten für Windkraftanlagen und für die Eisenbahnanwendung, Wälzlager und Sensorik für die Agrartechnik, neue Systeme im Bereich Robotics, die Service-Lösung OPTIME sowie die beginnende Entwicklung von Komponenten zur Herstellung von Wasserstoff.
In Summe wird die Sparte Industrial ihre Technologieführerschaft ausweiten, den Kundenservice auch mittels E-Commerce Lösungen weiter verbessern, über das Programm FIT kontinuierlich Effizienzsteigerungen erzielen und die im September beschlossenen strukturellen Anpassungen Schritt für Schritt umsetzen.
Die Sparte Industrial strebt im Rahmen der Mittelfristziele 2025 ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum an, das im Durchschnitt über dem Wachstum der globalen Industrieproduktion liegt, sowie eine EBIT-Marge vor Sondereffekten von zwölf bis 14 Prozent, wobei das untere Ende der Spanne bis spätestens 2023 erreicht werden soll.
Roadmap 2025 richtet Schaeffler Gruppe für erfolgreiche Zukunft aus
Mit der Roadmap 2025 richtet die Schaeffler Gruppe ihre Aktivitäten erfolgreich auf die Zukunft aus. Klaus Rosenfeld sagte dazu abschließend: „Die Roadmap 2025 ist eine Vorwärtsstrategie, mit der wir die Schaeffler Gruppe noch wettbewerbs- und zukunftsfähiger machen. Wir wollen die sich uns bietenden Wachstumschancen noch besser nutzen, mehr Synergien in der Schaeffler Gruppe realisieren und nachhaltig Wert schaffen. Unser neuer Claim ‚We pioneer motion‘ verbindet dabei alle Aktivitäten. So werden wir unserem Anspruch gerecht, auch in Zukunft der bevorzugte Technologiepartner unserer Kunden zu sein.“
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