Produktion

Sandstrahl-Technik gefährdet immer noch die Gesundheit tausender Textilarbeiter

Die Sandstrahl-Technik wird immer noch von zahlreichen Textilunternehmen zur günstigen und schnellen Produktion von „Used-Look“-Jeans eingesetzt, obwohl dadurch die Fabrikarbeiter gesundheitlich extrem gefährdet werden. Das fand jetzt eine aktuelle Studie der Clean Clothes Campaign (CCC) heraus. Die Nichtregierungsorganisation setzt sich international für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und -rechte in der Textilindustrie ein.

26.07.2012

Foto: Pavel Losevsky/fotolia.com
Foto: Pavel Losevsky/fotolia.com
Bei der Sandstrahl-Technik wird das dunkle Indigo-Blau der Jeans an bestimmten Stellen durch das Aufstrahlen von Sand abgetragen. Dabei lösen sich Quarzpartikel, die dann in die Atemwege der Arbeiter gelangen. Der feine Staub setzt sich in der Lunge der Sandstrahler ab und kann zu schweren Atemproblemen führen. Auch tödliche Krankheiten wie Silikose, die sogenannte Staublunge, oder Lungenkrebs können entstehen, so eine Studie des „The Eurasian Journal of Medicine“. Im schlimmsten Fall können die Ablagerungen in der Lunge zum Tod durch Ersticken führen, was die Jeans zur „Killer Jeans“ macht.

„Es ist schockierend, dass Unternehmen das Sandstrahlen verbieten, um ihren Ruf zu retten, gleichzeitig aber weiterhin die Arbeiterinnen und Arbeiter einer tödlichen Gefahr aussetzen!“, sagt Lars Stubbe, Eilaktionskoordinator der Kampagne für Saubere Kleidung bei der Menschenrechtsorganisation INKOTA. Die aktuelle Studie „Deadly Denim: Sandblasting in the Bangladesh Garment Industry“ hat nämlich durch Arbeiterberichte und Experten-Interviews herausgefunden, dass viele Unternehmen, die bereits ein öffentliches Verbot der Technik ausgesprochen hatten, in Ländern wie etwa Bangladesch weiterhin sandstrahlen lassen. Dazu gehören unter anderem Marken wie H&M, Levi’s, C&A, Esprit, Lee, Zara oder Diesel.

Clean Clothes Campaign fordert absolutes Verbot für Sandstrahl-Technik

Aufgrund des „tödlichen Gesundheitsrisikos“ für die Arbeiter fordert die Clean Clothes Campaign ein absolutes Verbot der Sandstrahl-Technik innerhalb der Unternehmen und ihrer Zuliefererbetriebe. Zudem sollen die betroffenen Unternehmen die Umsetzung des Verbots von NGOs überprüfen und verifizieren lassen. Laut CCC haben viele dieser Textilunternehmen bis heute keine genauen Umsetzungspläne zum Verbot vorgelegt. Oft lassen die Unternehmen sogar in der Nacht produzieren, um eine Überprüfung der dort herrschenden Arbeitsbedingungen zu umgehen. Darüber hinaus setzt sich die Kampagne für eine bessere medizinische Aufklärung und Versorgung der Sandstrahler sowie die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ein. Die CCC fordert von den Regierungen nationale Produktionsverbote und generell Importverbote sandgestrahlter Jeans. So sollen auch die deutsche Regierung und die EU ein Importverbot sandgestrahlter Jeans überprüfen und beschließen.

Reaktionen der Unternehmen auf Forderungen der CCC

Nachdem sich H&M und Levi‘s im September 2010 öffentlich als Vorreiter der Branche dazu bekannten, die Sandstrahl-Technik einzustellen, zogen viele namhafte Unternehmen nach, so etwa C&A, Esprit und Pepe Jeans. Auch aus der Naturtextilbranche bekennen sich nach und nach Unternehmen zu einer Produktion ohne Sandstrahl-Technik, so CCC. Einige Unternehmen stellen nun auf andere Techniken wie beispielsweise die Lasertechnologie um.

Über die Clean Clothes Campaign

Die Clean Clothes Campaign wurde 1989 in den Niederlanden gegründet. Die Nichtregierungsorganisation (NGO) setzt sich für die Rechte von Arbeitnehmern und für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Bekleidungs- und Sporttextilienbranche weltweit ein. Mittlerweile gibt es in insgesamt 15 europäischen Ländern „Kampagnen für saubere Kleidung“. Bis jetzt hat die CCC mehr als 250 Fälle bearbeitet. Ein erfolgreiches Beispiel für eine Kampagne zeigt die Klage gegen Lidl:

2010 hat CCC mit Erfolg eine Klage der Verbraucherzentrale Hamburg gegen Lidl unterstützt. Dabei ging es um eine Werbekampagne des Unternehmens, in welcher mit „fair hergestellten Produkten“ geworben wurde. Neben CCC warf auch die Organisation European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) Lidl „Verbrauchertäuschung“ vor, da das Unternehmen sich nicht an das Versprechen fairer Arbeitsbedingungen für Arbeiter der Textilzulieferer in Bangladesch gehalten hat. Laut einer Untersuchung der CCC und des ECCHR mussten die Arbeiter unter „unmenschlichen Arbeitsbedingungen“ wie „überlangen Arbeitszeiten und Lohnabzügen als Strafmaßnahmen“ Textilien herstellen. Lidl darf seit 2010 nicht mehr mit „fair gehandelten Produkten“ für Textilien werben. Außerdem ist es Lidl untersagt, auf die Mitgliedschaft in der Business Social Compliance (BCSI) hinzuweisen.

Quelle: UD / ak
 
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