Business Case

Regionale Agrarrohstoffe für eine bessere Umweltverträglichkeit

Plastikflut, Ressourcenverbrauch und Klimawandel sind spätestens seit „Fridays for Future“ Schlagworte, die die Auswirkungen unseres modernen Lebensstils etikettieren. Einige Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit bietet die Stärkewirtschaft.

10.03.2020

Regionale Agrarrohstoffe für eine bessere Umweltverträglichkeit
Die Weltbevölkerung wächst und mit ihr der Bedarf an hochwertigen Proteinen.

Bei einem Pressegespräch anlässlich der Internationalen Grünen Woche in Berlin im Januar 2020 zeigten Dr. Peter Haarbeck, Geschäftsführer des Verbands der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft (VGMS e.V.) und Präsidiumssprecher Gustav Deiters, Geschäftsführer Crespel & Deiters GmbH & Co. KG, die zentrale Bedeutung regionaler Agrarrohstoffe für zukunftsweisende Lösungen auf.

Rohstoff Weizen: regionales Agrarprodukt mit multifunktionalen Eigenschaften

Aus regionalen, nachwachsenden Rohstoffen wie Mais, Weizen und Kartoffeln werden Stärken und pflanzliche Proteine gewonnen. In Europa geerntet unter den strengsten Auflagen für landwirtschaftlichen Anbau entsprechen diese Rohmaterialien höchsten Qualitätsstandards ohne Gentechnik. Während ihres Wachstums binden sie große Mengen an CO2 und leisten außerdem einen Beitrag zur Biodiversität einer traditionellen Landwirtschaft. Auch sind die ideal geeignet, um den Mangel an Futterproteinen in der EU auszugleichen. Weizenbasierte Flüssigfuttermittel sorgen für eine ausgewogene, nährstoffreduzierte Fütterung bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Umweltauflagen wie zum Beispiel der Düngeverordnung. Neben geringen Transportemissionen punkten die Agrarprodukte auch mit ihrer Vielseitigkeit. Durch Kuppelproduktion, also die Herstellung unterschiedlicher Produkte aus einem Ausgangstoff, kann z. B. der Weizen mit einer Ausbeute von 99 Prozent nahezu vollständig verwertet werden. Ein effizienter und ressourcenschonender Umgang ist so garantiert.

Stärkeprodukte aus Weizen sind natürlich, regional und dabei absolut multifunktional.
Stärkeprodukte aus Weizen sind natürlich, regional und dabei absolut multifunktional.

Zwei Beispiele für eine multifunktionale industrielle Nutzung mit Mehrwert sind die Herstellung von stärkebasierten Hochleistungsklebstoffen für nachhaltige Verpackungsmaterialien sowie die Einsatzmöglichkeiten von pflanzlichem Protein als Ersatz für Fleischprodukte.

Nachhaltiges Verpacken mit Stärke-Anwendungen

Verpackungen spielen in nahezu sämtlichen Bereichen in der Wirtschaft und im privaten Bereich eine zentrale Rolle: Sie sorgen für einen sicheren Transport und schützen hochwertige Güter, egal ob Lebensmittel oder Autoteile. Der Bedarf an umweltfreundlichen Verpackungslösungen aus Wellpappe und Papier steigt seit Jahren. Dies liegt vor allem am boomenden Online-Handel, zunehmenden Exporten und an der Diskussion über die weitgehende Vermeidung von Plastikmüll. „Der Einsatz von Wellpappe als Verpackung ist hier gleich mehrfach attraktiv“, sagt Gustav Deiters. „Zum einen ist der CO2-Fußabdruck von Wellpappe mit knapp 700 kg je Tonne fünfmal geringer als der von Kunststoff mit rund 3.500 kg CO2/t. Zum anderen wird Wellpappe bis zu 20 Mal wiederverwertet. Und sie ist zu 100 Prozent recycelbar. Dabei macht die Verwendung stärkebasierter Hochleistungsklebstoffe das Recycling erst möglich. Wellpappe ist somit ein Naturprodukt, welches hauptsächlich aus heimischen, nachwachsenden Rohstoffen besteht“, so Deiters weiter.

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Pflanzliche Proteine für eine nachhaltige Ernährung

Die Weltbevölkerung wächst und mit ihr der Bedarf an Nahrungsmitteln. Wie im Jahr 2050 rund zehn Milliarden Menschen nachhaltig ernährt werden, lässt sich nicht einfach beantworten. Sicher ist, dass die Verfügbarkeit von hochwertigen Proteinen dabei eine Schlüsselrolle spielt. Große Teile der Weltbevölkerung haben keinen adäquaten Zugang zu proteinreicher Nahrung. Im Gegensatz dazu kämpfen Industrie- und Schwellenländer mit den gesundheitlichen und ökologischen Folgen eines übermäßigen Verzehrs von tierischen Eiweißen.

Weizentexturate sichern eine weltweite Versorgung

Gerade in den westlichen Industrienationen wird die empfohlene Aufnahmemenge an Proteinen von 0,8 g/kg Körpergewicht durch hohen Fleischkonsum deutlich überschritten. Daher ist es sinnvoll, den Fleischkonsum zu reduzieren und dafür die Ernährung mit pflanzlichen Eiweißen anzureichern. Ob pflanzliche Fleischersatzprodukte nachhaltig sind, hängt wesentlich von deren Inhaltsstoffen und Herkunft ab. Sobald die Zutaten für die Herstellung importiert werden, verkompliziert sich die Öko- und Sozialbilanz. Als einfache Formel gilt: Je kürzer die Zutatenliste und der Transportweg, desto besser der ökologische Fußabdruck. Regionaler Weizen erfüllt diese Kriterien ideal. „Der Markt für texturierte pflanzliche Proteine wächst, deren Anwendungsgebiete sind vielfältig“, erklärt Gustav Deiters.

Hinter dem Begriff „texturiert“ verbirgt sich die vielseitige und innovative Verfahrenstechnik der Extrusion. Bei diesem physikalischer Prozess werden die Weizenproteine mithilfe von Druck und Temperatur durch eine definierte Öffnung gepresst und behalten die dabei gewonnene Form bei. Die Gestaltungsmöglichkeiten des Endprodukts hinsichtlich Textur und Stabilität sind bei der Anwendung dieser Verfahrenstechnologie vielfältig. Mit der Extrusion steht der Lebensmittelindustrie ein wichtiges Werkzeug zur Verfügung, um eine Ernährungsgrundlage sicherzustellen und alternative nachhaltige Food-Konzepte zu entwickeln.

Zukunftsweisende Lösungen mit Mehrwert

Ein ausreichend großes Angebot an Rohstoffen unterschiedlicher Qualitäten ist nicht selbstverständlich. Klimawandel, schwankende Witterungsbedingungen, Grundsatzentscheide wie die Düngeverordnung oder die Ackerbaustrategie werden die Landwirtschaft weiter beeinflussen. Einschränkungen im Pflanzen- und Vorratsschutz erschweren gesunde Pflanzenbestände auf dem Acker und im Rohstofflager.

Flexible Lösungen müssen auf Verbraucherbedürfnisse eingehen aber auch Natur und Umwelt respektieren.
Flexible Lösungen müssen auf Verbraucherbedürfnisse eingehen aber auch Natur und Umwelt respektieren.

Mit den wachsenden Herausforderungen steigt der Anspruch an Unternehmen, zukunftsweisende Lösungen zu entwickeln, so das Fazit der Expertenrunde beim Pressegespräch auf der Internationalen Grünen Woche. „Die Wertschöpfungskette für Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft ganzheitlich bis zum Ende zu durchdenken, ist der Weg zu einem Lösungsansatz. Die Politik sollte Rahmen und Ziele vorgeben, den Weg dorthin nicht“, so Peter Haarbeck. Als Diskussionsbasis dient dem VGMS das Grundsatzpapier „Ackerbaustrategie 2035. Perspektiven für einen produktiven und vielfältigen Pflanzenbau“. Fünfgliedrige Fruchtfolgen, reduzierter Pflanzenschutzmitteleinsatz sowie eine ausgeglichene Humusbilanz sind einige der genannten Ziele.

Der Wirtschaft kommt insbesondere die Aufgabe zu, durch Expertise und Innovation neue Lösungen anzubieten, die sowohl flexibel auf Verbraucherbedürfnisse eingehen als auch Natur und Umwelt respektieren. Der Rohstoff Stärke vereint eine Vielzahl von schlagkräftigen Argumenten. Gustav Deiters abschließend: „Stärkeprodukte wie Weizen sind natürlich, regional und dabei absolut multifunktional. Als nachwachsende Rohstoffe mit langer Tradition vereinbaren sie nicht nur gesundheitlichen Nutzen und wirtschaftlichen Mehrwert, sondern überzeugen auch durch ihre enorme Innovationskraft.“

Quelle: UD/cp
 

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