Lieferkette

Schoko-Weihnachtsmänner sind selten nachhaltig

Industrieverbände und einige Unternehmen verkünden gerne die frohe Botschaft, dass rund drei Viertel des in Deutschland verkauften Kakaos nachhaltig seien. Doch der größte Teil der Kakao anbauenden Familien in Westafrika lebt weiterhin in Armut, so das SÜDWIND Institut. In vielen Familien müssten Kinder mitarbeiten.

10.12.2021

Schoko-Weihnachtsmänner sind selten nachhaltig

Verbände und Unternehmen sollten sich endlich einer ehrlichen Diskussion darüber stellen, dass Menschenrechte nur dann eingehalten werden können, wenn der Preis für Kakao existenzsichernde Einkommen ermöglicht.

Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) behauptet weiterhin öffentlich, 77 Prozent der deutschen Kakaoimporte im Jahr 2020 seien nachhaltig erzeugt worden. „Echte Nachhaltigkeit würde jedoch heißen, dass Familien, die Kakao anbauen, davon menschenwürdig leben können. Die meisten von ihnen leben jedoch weit unter der Armutsgrenze, viele haben zeitweise Probleme, drei Mahlzeiten auf den Tisch zu stellen. Hinzu kommen häufig Kinderarbeit, schlechte Arbeitsbedingungen, unsachgemäßer Umgang mit Pestiziden und viele weitere Probleme. Von Nachhaltigkeit kann noch lange nicht die Rede sein", so Friedel Huetz-Adams, der seit Jahren die Entwicklungen im Kakaosektor untersucht.

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Menschenrechtsverletzungen sind schon lange bekannt

„Wir haben bereits vor Ostern gefordert, dass die Schönfärberei und die Verbraucher:innentäuschung endlich beendet wird", führt SÜDWIND-Mitarbeiter Friedel Huetz-Adams weiter aus. Geschehen ist das Gegenteil. Im Sommer verabschiedete der Bundestag das Sorgfaltspflichtengesetz, das Unternehmen zur Einhaltung der Menschenrechte in ihren Lieferketten verpflichtet. Die Menschenrechtsverletzungen im Kakaosektor sind hinlänglich bekannt. Deshalb wäre zu erwarten gewesen, dass die Branche nun endlich handelt. Verbände wie der BDSI, der Handelsverband Deutschland (HDE) und der Bundesverband des deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) verweisen jedoch gerne darauf, dass der größte Teil des nach Deutschland importierten Kakaos bereits nachhaltig, da zertifiziert sei. Zertifizierungen können aber kein ausreichender Indikator für unternehmerische Sorgfalt sein, was auch die Zertifizierer selbst immer wieder betonen.

Am Beispiel des inflationsbereinigt seit Jahrzehnten sinkenden Kakaopreises liegt es auf der Hand, dass Unterstützungsmaßnahmen der lokalen Regierungen den Kakaosektor allein nicht ausreichend verändern können. Nachhaltigkeit wird nur möglich sein, wenn Preise bezahlt werden, die diese ermöglichen. Deutschland hat hier eine besondere Verantwortung, denn rund zehn Prozent der Welternte von Kakao werden hier verarbeitet.

„Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie und seine Mitglieder sollten endlich funktionierende Strategien entwickeln, damit den Bäuer:innen mehr Geld zum Überleben bleibt. Der Milliardenmarkt Schokolade bietet den Spielraum, einige Cent pro Tafel Schokolade mehr in den Kakao zu investieren, als es derzeit der Fall ist. Statt Schönfärberei sollte nach 20 Jahren Diskutieren endlich gehandelt werden", wiederholt Friedel Huetz-Adams seine Schlussfolgerungen aus dem Frühjahr.

Quelle: UD/pm
 

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