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Fairtrade macht den Welthandel etwas gerechter

Die Auswahl an Produkten wird immer größer, und der globale Handel ist dank moderner Technologie so verbunden wie nie zuvor. Viele Verbraucher verlieren da leicht den Überblick – besonders hinsichtlich der Bedingungen, unter denen Waren produziert und gehandelt werden. Immer weniger Menschen sind bereit, Güter aus menschenunwürdiger Billigproduktion zu akzeptieren. Hier setzt Fairtrade an.

28.10.2021

Fairtrade macht den Welthandel etwas gerechter

Fairtrade will eine faire Produktion und einen fairen Warenaustausch garantieren und möglichst viele Menschen von dem Konzept überzeugen. Doch was genau ist Fairtrade, und was verbirgt sich hinter dem Fairtrade-Siegel?

Wie entstand Fairtrade?

Hintergrund der Bewegung, die in den 1940er-Jahren in den USA begann, war die zunehmende Kritik an der Entwicklungspolitik und der freien Marktwirtschaft, die Produzenten besonders aus Afrika und Lateinamerika keinen fairen Zugang zum Weltmarkt bot. Als Reaktion darauf entstanden Organisationen, die einen direkten Import aus diesen Ländern betrieben und förderten. Die importierten Waren wurden zu fairen Preisen angeboten, die die tatsächlichen Produktionskosten deckten und lokalen Erzeugern ein Einkommen garantierten, das deren Lebensunterhalt sicherte. In den 1990ern entstand der weltweite Dachverband „Fairtrade Labelling Organizations International“, der kurz als „Fairtrade International“ bezeichnet wird. Seit 2002 gibt es das bekannte Siegel, das Waren aus fairer Herstellung kennzeichnet.

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Heute ist die Auswahl an Fairtrade-Produkten nahezu unbegrenzt. Kleidung, Möbel, Kaffee oder Obst – es gibt fast nichts, was nicht aus fairem Handel bezogen werden könnte. Und längst haben Fairtrade-Produkte auch den Online-Markt erobert. Immer mehr Online-Shops bieten etwa Kleidung, Nahrungsmittel und Blumen aus fairem Handel an. So bietet die Lifestyle-Marke Bloomy Days seit einigen Monaten auch Fairtrade-Blumen im Abonnement an. Ob Kaffee- oder Blumenindustrie – bei allen Produkten ist der Hintergrund gleich: Durch eine faire Bezahlung soll für die Hersteller in Afrika, Asien und Südamerika eine sichere Lebensgrundlage geschaffen werden.

Welche Anforderungen stellt das Fairtrade-Siegel?

Für eine Kennzeichnung mit dem Fairtrade-Siegel müssen Waren bestimmte Kriterien erfüllen. Dazu zählen auch die Einhaltung sozialer Arbeitsbedingungen sowie das Verbot von Kinderarbeit. Auch wirtschaftliche und ökologische Vorgaben wie die Zahlung von Mindestpreisen, transparente Handelsbeziehungen und der Verzicht auf Pestizide und andere Schadstoffe gehören zum Repertoire der Fairtrade-Anforderungen. Weiterhin beinhaltet das Siegel mehrere Standards, die bestimmte Waren und Produktionsabläufe regeln, wie etwa spezielle Vorgaben bei der Arbeit auf Plantagen. Erst wenn sämtliche Vorgaben und Standards erfüllt sind, erhält der Erzeuger das Fairtrade-Siegel.

Kakaobohnen

Was bedeutet Fairtrade für die Erzeugerländer?

Die Vorschriften zum Arbeitsschutz sowie das Verbot von schädlichen Substanzen wie Pestiziden sind ein wesentlicher Schritt zu einer verbesserten Gesundheit der Arbeitenden. Das Verbot von Kinderarbeit garantiert den Kindern vor Ort eine Kindheit ohne Ausbeutung und bessere Zukunftschancen. Außerdem müssen Produzenten als auch Abnehmer vertraglich festgelegten Standards zustimmen, was beide Seiten zu gleichberechtigten Geschäftspartnern macht. Die ebenfalls per Vertrag festgehaltene Zahlung eines Mindestpreises garantiert den Erzeugerländern eine Unabhängigkeit von Schwankungen des Weltmarktpreises.

Aber auch die regionale Wirtschaft profitiert von Fairtrade. Dies ist häufig in den Ländern Afrikas der Fall, da die Produktion sich hier größtenteils auf die Landwirtschaft konzentriert und manchmal nur durch wenige Waren repräsentiert ist. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Elfenbeinküste in Westafrika, die als der weltweit größte Produzent der Kakaobohne gilt. Dies bedeutet, dass Einkommen und damit Lebensgrundlage vieler Menschen von Herstellung und Vertrieb eines einzigen Produktes abhängig sind. Kommt es nun beispielsweise aufgrund zurückgehender weltweiter Nachfrage zu einem Sinken des Weltmarktpreises, erhalten die Exporteure weniger Geld und können somit auch den Produzenten nicht mehr so viel zahlen. Dies wiederum wirkt sich auf die Löhne jedes einzelnen Kleinbauern aus, die bei längerem Anhalten dieser Situation schlimmstenfalls ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten und ihre Familien nicht mehr versorgen können. Das Geld, das die Bauern an der Elfenbeinküste nicht mehr haben, können sie folglich nicht mehr ausgeben, was wiederum zu einer Schwächung der regionalen Wirtschaft führt. Greifen jedoch die Fairtrade-Regeln, bleiben sowohl Preise als auch lokale Wirtschaft stabil.

Ein Pflücker bei der Kaffeeernte

Wie kann der Verbraucher Fairtrade unterstützen?

Je mehr Menschen sich für Fairtrade-Produkte entscheiden, desto erfolgreicher werden sie. Längst muss keiner mehr für solche Waren ein Reformhaus oder einen Bioladen aufsuchen, Produkte aus fairem Handel gibt es in großer Auswahl in jedem Supermarkt. Wer Fairtrade-Kaffee kauft, trägt zur Stärkung der Handelsbeziehungen mit den Produzenten in Afrika oder Lateinamerika bei. Wer hingegen Kaffee aus konventioneller Herstellung wählt, unterstützt damit einen Produktionsprozess, der sich zunehmend mit dem Vorwurf der Ausbeutung der regionalen Erzeuger befassen muss. Fairtrade-Produkte sind teurer als konventionelle Artikel. Aber eben dieser Mehrpreis sichert das Einkommen und den Lebensunterhalt vieler Menschen in den betroffenen Regionen. So sind Fairtrade-Produkte eigentlich nicht zu teuer, sondern konventionelle Produkte zu billig. Fairtrade ermöglicht es dem Verbraucher, durch seine Kaufentscheidung Ausbeutung und Kinderarbeit zu verhindern und zur Verbesserung der Gesundheit und Lebensbedingungen in vielen Ländern beizutragen. Das sollte jedem ein paar Euro mehr wert sein, oder?

Quelle: UD/cp
 

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