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Baumwolle: Wie nachhaltig ist die Bekleidungsindustrie?

Baumwolle ist die wichtigste Ressource für die Textilindustrie. Etwa ein Drittel aller Textilfasern werden aus ihr gefertigt. Im "Sustainable Cotton Ranking 2017“ hat der WWF jetzt untersucht, wie nachhaltig Unternehmen mit der Ressource Baumwolle arbeiten. Das Ergebnis ist durchwachsen.

20.11.2017

Baumwolle: Wie nachhaltig ist die Bekleidungsindustrie?
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In seiner Studie „Sustainable Cotton Ranking 2017“ hat der WWF in Kooperation mit dem britischen Pesticide Action Network (PAN)  75 der größten Textilunternehmen unter die Lupe genommen, acht davon kommen aus Deutschland. Das Ergebnis ist dabei ziemlich ernüchternd: Denn obwohl es Alternativen zu konventioneller Baumwolle gibt, werden diese kaum benutzt.

Ziel der Studie war es zu untersuchen, wie transparent die Unternehmen arbeiten, wie ihre Einkaufspolitik auf nachhaltige Baumwolle ausgerichtet ist, inwiefern die Rückverfolgung der benutzten Ressourcen gegeben ist und schließlich, ob sich die Situation im Vergleich zum Vorjahr verändert hat. Das Ergebnis ist durchwachsen.

Einige Vorreiter, viele Schlusslichter

Auf der einen Seite gibt es fünf eindeutige Vorreiter, die ernsthaft versuchen, nachhaltig mit der Ressource Baumwolle zu arbeiten. Diese fünf Unternehmen sind: Ikea, Tchibo, Marks & Spencer, C&A sowie Hennes & Mauritz (H&M).

Im Mittelfeld finden sich zahlreiche bekannte Marken wieder, unter anderem Adidas, Nike, Otto, Levis und Woolworth. Am unteren Ende unseres Rankings finden sich illustre Namen wie Zalando, Ralph Lauren und Forever21. Obwohl deren Interesse an nachhaltiger Baumwolle nur sehr gering zu sein scheint, geht es noch schlechter: Amazon, New Yorker, Footlocker, S. Oliver oder Walmart gehören zu den Marken, die mit 0 Punkten bewertet wurden, weil es schlichtweg keinerlei Informationen über sie gibt - und sie demnach noch nicht einmal begonnen haben, nachhaltigere Ressourcen zu verwenden.

Baumwolle: Lebensgrundlage für Millionen Menschen

Baumwolle wird in rund 80 verschiedenen Ländern angebaut. Die gesamte Anbaufläche beträgt etwa 30 Millionen Hektar (Zum Vergleich: Deutschlands Gesamtfläche umfasst etwa 35 Millionen Hektar). Etwa 100 Millionen Haushalte verdienen ihren Lebensunterhalt mit der Kultivierung oder der Verarbeitung von Baumwolle.

Doch konventionelle Baumwolle wird häufig mit katastrophalen Methoden angebaut. Kaum eine andere Pflanze wird häufiger mit Pestiziden und Insektiziden behandelt. Auch der Wasserverbrauch ist dramatisch. In einem einzigen Kilogramm Baumwolle stecken durchschnittlich 11.000 Liter Wasser.

Nicht nur aus ökologischer Sicht leidet die Baumwollproduktion unter einem extrem schlechten Ruf. Immer wieder gibt es Berichte über Kinderarbeit, unzumutbare Arbeitsbedingungen und Hungerlöhne.

Zudem waren 2014 mehr als zwei Drittel der weltweit angebauten Baumwolle genetisch modifiziert. Etwa 15 Prozent der weltweit angebauten Baumwolle gelten als nachhaltiger produziert. Derzeit gibt es fünf Standards (Organic Cotton bzw. Bio-Baumwolle (das bekannteste Bio-Baumwolllabel ist das GOTS – Label), Fairtrade Cotton, Cotton made in Africa und Better Cotton aus dem konventionellen Baumwollanbau), die aus Sicht des WWF als nachhaltig bezeichnet werden können. Diese arbeiten mit unterschiedlichen Kriterien, sind aber allesamt wesentlich nachhaltiger als konventioneller Baumwollanbau und -verarbeitung.

Nachhaltige Baumwolle ist nicht wirklich zu teuer

Das WWF-Ranking zeigt, wie sich der Markt verhält, wie ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit umgesetzt wird bzw. inwiefern es überhaupt vorhanden ist. Die Untersuchung soll aber auch für Konsumenten eine Hilfe sein, sagt Jenny Walther-Thoß, Referentin für nachhaltige Biomasse beim WWF Deutschland. Oftmals wird aus Sicht der Unternehmen behauptet, es sei schlicht zu teuer, auf nachhaltige Baumwollstoffe zu setzen. Preisaufschläge würden die Kunden an der Kasse nicht akzeptieren und seien daher auch nicht umsetzbar. „Dass diese Argumentation nicht der Wahrheit entspricht, beweisen die positiven Beispiele, von denen einige eher im unteren Preissegment produzieren und verkaufen“, so Walther-Thoß.

Quelle: UD/pm
 

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