Milchprodukte nachhaltig herstellen
Im Forschungsprojekt „ReMolk“ entwickelt die FH Münster gemeinsam mit der Privatmolkerei Naarmann ein Konzept, um den Betrieb mit Biogas aus eigenen Reststoffen zu versorgen.
31.07.2023
Um Milchprodukte herzustellen, benötigen Molkereien große Mengen an elektrischer und thermischer Energie. Dafür nutzen sie bislang jedoch vorrangig fossile Energieträger wie zum Beispiel Erdgas. Um die Energieversorgung der Molkereiindustrie nachhaltiger zu gestalten, ist am Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt der FH Münster das Forschungsprojekt „ReMolk – Dekarbonisierte Energieversorgung einer Molkerei durch die anaerobe Vergärung landwirtschaftlicher Reststoffe“ gestartet.
Ein Team um Dr. Elmar Brügging arbeitet mit der Privatmolkerei Naarmann aus Neuenkirchen zusammen, um ein Konzept zur nachhaltigen und dekarbonisierten Energieversorgung des Betriebs auf Grundlage der vorhandenen landwirtschaftlichen Reststoffe zu entwickeln. Die Blockheizkraftwerke der Molkerei sollen mit Biogas statt wie bisher mit Erdgas betrieben werden.
„Regenerativer Strom kann aus Wind und Sonne gewonnen werden – aber ohne Gas werden viele Industriebetriebe nicht auskommen“, erklärt Brügging. Deshalb richten er und die Projektingenieur:innen Sylke Mehnert und Jurek Häner ihr Augenmerk auf Biogasanlagen: „Darin vergären Mikroorganismen organisches Material wie beispielsweise Gülle und Mist, aber auch Reststoffe aus der Lebensmittelproduktion. Dabei entsteht Methangas, welches sich universell nutzen lässt, um Strom und Wärme zu erzeugen und Erdgas zu ersetzen“, so Mehnert.
Das Team untersucht, welche Reststoffe während der Milchproduktion direkt in der Molkerei anfallen und ob und wie diese Stoffe energetisch verwertbar sind. „Im Umkreis von 60 Kilometern beliefern außerdem circa 200 landwirtschaftliche Betriebe die Privatmolkerei Naarmann mit Milch“, sagt Häner. „Dabei fallen Gülle, Mist und pflanzliche Reststoffe an, deren Potenzial wir ebenfalls ermitteln wollen.“ Die Reststoffe der Molkerei und der Landwirtschaft könnten dann, so die Forschungsthese, in einer Biogasanlage vergoren werden. „Wir entwickeln die Anlagenkonzepte zwar konkret für Naarmann, sie können aber auch anderen Molkereien und lebensmittelverarbeitenden Betrieben einen Anreiz bieten, um sie zu übertragen und selbst umzusetzen.“
Zum Start des auf zwei Jahre angelegten und von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Projekts traf sich die Projektgruppe nun mit Matthias Kemper, Energiemanager bei Naarmann, um die ersten Schritte im Projekt zu planen. Die erste Zusammenarbeit zwischen dem Betrieb und der Hochschule ist dies nicht: Im Projekt „EnerMolk“ untersuchte ein Team um Brügging bereits, wie sich das Abwasser der Molkerei für die Energiegewinnung nutzen lässt. „Es ist schön, dass wir hier bereits auf Vorkenntnisse zurückgreifen können“, sagt Kemper. „Bisher haben wir sehr gut mit der FH Münster zusammengearbeitet.“