Mode

Fair-Fashion-Experte Alessandro Esposito von OFF GRID über Nachhaltigkeit in der Modeindustrie

Beobachtet man den gesellschaftlichen Diskurs der vergangenen Jahre, erkennt man schnell, dass Mode-Shopping von einem immer stärkeren Bewusstsein für Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit geprägt wird. Immer mehr Modebewusste haben genug davon, dass billig produzierte Kleidung nach dreimaligem Tragen im Müll landet, und wollen lieber zu einem nachhaltigen Umgang mit Mode beitragen.

13.06.2023

Fair-Fashion-Experte Alessandro Esposito von OFF GRID über Nachhaltigkeit in der Modeindustrie

Das geht unter anderem mit der Unterstützung nachhaltig agierender Unternehmen, aber auch mit vielen kleinen Dingen, die jeder Einzelne im Alltag tun kann. Worauf es dabei ankommt, erklärt Alessandro Esposito von dem nachhaltigen Modelabel OFF GRID in diesem Artikel.

Aktuelle Situation – Fast Fashion und ihre Auswirkungen auf Mensch und Umwelt


Wirft man einen Blick auf aktuelle Zahlen, erkennt man, dass die Modebranche zu den größten Industriezweigen gehört. Aktuellen Erhebungen von Fashion United zufolge etwa beläuft sich ihr Marktwert auf 406 Billionen US-Dollar und mehr als 300 Millionen Menschen sind hier beschäftigt. Was in Hinblick auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und einen dynamischen Wettbewerb zunächst einmal positiv ist, zieht unter anderen Gesichtspunkten durchaus auch Probleme nach sich.

So weist die Mode- und Textilindustrie vor allem unter ökologischen und sozialen Gesichtspunkten Defizite auf. Das wird bereits deutlich, wenn man sich nur einmal die Steigerung der Produktionszahlen ansieht. Einem aktuellen McKinsey-Report zufolge hat sich die Textilproduktion allein zwischen 2000 und 2016 verdoppelt. 2014 wurde die Marke von einer Milliarde Kleidungsstücke pro Jahr erreicht.

Mit der steigenden Produktion ist die Menge der ausgestoßenen Treibhausgase deutlich angestiegen. Angaben der Ellen MacArthur Foundation zufolge sind es über 1,2 Milliarden Tonnen von 33 Milliarden Tonnen insgesamt pro Jahr, die von der Textilindustrie verursacht werden. Das übersteigt die Menge der Treibhausgasemissionen aller internationalen Flüge und der Seeschifffahrt zusammen. Darüber hinaus steigt die Zahl der benötigten Ressourcen. Für die Herstellung von Modeartikeln werden Rohöl, Frischwasser und Ackerflächen benötigt. Dadurch reduzieren sich die natürlichen Ressourcen der Erde in erheblichem Ausmaß.

Ein weiteres Problem sind die schlechten Arbeitsbedingungen, die vor allem auf den steigenden Preisdruck und die immer schnelleren Produktionsgeschwindigkeiten zurückzuführen sind. Zu den augenfälligsten Auswüchsen dieser Entwicklung gehören schlechte Bezahlung, Überstunden und Kinderarbeit. Zwar sind menschenwürdige Arbeitsbedingungen in der EU geregelt, doch lagern viele Unternehmen ihre Produktion in Dritte-Welt-Länder aus, in denen zum Teil furchtbare Arbeitsbedingungen herrschen.

Anzeige

Wann ist Produktion nachhaltig?

Ein zentraler Aspekt des Nachhaltigkeitsprinzips besagt, dass nur so viele Ressourcen verbraucht werden sollen, dass sie sich wieder regenerieren und nachwachsen können. Ebenso sollen keine Ressourcen genutzt werden, die der Umwelt schaden oder die in menschenunwürdiger Weise weiterverarbeitet werden.

Darüber hinaus handelt es sich bei dem Begriff der Nachhaltigkeit vor allem in der Modeindustrie um einen sehr vielseitigen, der zahlreiche Facetten hat. Entsprechend schwierig ist es für Konsumenten, den Überblick zu behalten. Gute Anhaltspunkte bieten hier die folgenden Begriffe:

Fair/Ethical Fashion:

Mit diesen Begriffen wird Kleidung beschrieben, die nach fairen und unter ökologisch und sozial korrekten Bedingungen hergestellt wurde. Das schließt transparente Prozesse, faire Löhne und eingehaltene Sicherheitsvorschriften ein.

Vegan Fashion:

Bei Produkten dieser Kategorie kommen keine tierischen Materialien zum Einsatz. Darüber hinaus wird auf eine gewaltfreie Herstellung geachtet.

Slow Fashion:

Bei Kleidung dieser Kategorie setzt man auf eine bewusst langsame Produktion. Damit schaffen die Unternehmen einen klaren Gegenpol zur Fast Fashion, die von schnelllebigen Trends lebt, die schnell aus der Mode kommen und ersetzt werden. Hier stehen mehr zeitlose Designs und langlebige Materialien im Vordergrund, an denen man lange seine Freude hat.

Circular Fashion:

Spricht man von Circular Fashion, meint man damit, dass man den Produktlebenszyklus der einzelnen Kleidungsstücke so weit wie möglich erweitert. Das heißt zum Beispiel, dass man Kaputtes repariert und Kleidungsstücke verleiht oder weiterverwertet. Die Idee dahinter ist es, so viele Ressourcen wie möglich zu sparen und nur das Nötigste zu kaufen.

Ansatzpunkte für eine Verbesserung

Es gibt für Unternehmen, aber auch für Konsumenten viele Möglichkeiten, zu einem nachhaltigeren Umgang mit Mode beizutragen. Die wichtigsten davon sehen wir uns im Folgenden einmal etwas genauer an.

Arbeitsbedingungen verbessern:


Um dem Outsourcing zu begegnen, das bei vielen europäischen Modemarken gängiger Standard ist, muss man dieselben Gesetze, die in der Europäischen Union gelten, über den gesamten Wertschöpfungsprozess und vor allem über alle Ländergrenzen hinweg durchsetzen. Hierbei kommt es vor allem auf angemessene Arbeitszeiten und Sicherheitsbedingungen am Arbeitsplatz an, die europäischen Standards entsprechen. Ebenso muss sichergestellt sein, dass Arbeiter nicht mit gesundheitsschädlichen Materialien arbeiten und dass Kinderarbeit rigoros abgelehnt wird.

Kleidung länger nutzen und Kleidung teilen:

Die Überproduktion im Bereich Mode ist vor allem deshalb so alarmierend, da ein großer Teil der Kleidung überhaupt nicht benötigt oder richtig genutzt wird. Ein Drittel der produzierten Kleidung wird gar nicht erst verkauft, sondern verbrannt oder auf Deponien entsorgt, weil er nicht den Geschmack der Konsumenten trifft. Der Teil, der übrig bleibt, wird ebenfalls nicht effektiv genutzt. Umfragen zufolge behalten Menschen Ihre Kleidung nur noch halb so lange wie vor 15 Jahren und tragen sie bis zur Entsorgung lediglich 7 – 10 Mal.

Ein neuer Handlungsansatz besteht hier darin, Kleidung nicht als jederzeit verfügbares wertloses Konsumgut, sondern als langfristiges Investitionsgut zu betrachten. Erhöht man etwa die Nutzungsdauer eines Kleidungsstücks von einem auf zwei Jahre, können die Treibhausgasemissionen Erhebungen von Carbon Trust zufolge bereits um 24 % reduziert werden. Das entspricht einer Einsparung von ganzen 300 Millionen Tonnen.

Ein weiterer Ansatz kann darin bestehen, dem Aspekt des Teilens mehr Raum zu geben. So gibt es zum Beispiel mittlerweile eine Vielzahl von Initiativen zum Teilen von Kleidung, bei der man Kleidungsstücke mieten kann, die man lediglich für einzelne Anlässe benötigt. Erst, wenn diese Möglichkeiten ausgeschöpft sind, sollte man über den Kauf von neuer Kleidung nachdenken. Und auch dann sollte man sich bevorzugt auf Second-Hand-Mode konzentrieren. Ebenso ist ein Kleidertausch eine gute Alternative.

Mehr Wert auf Qualität legen:

Wenn man neue Kleidung kauft, sollte man Wert darauf legen, dass sie von hoher Qualität ist und fair gehandelt wurde. Vor jedem Kauf sollte hier gewissenhaft recherchiert werden. So stellt man sicher, dass man seine Kleidung mehrere Jahre tragen kann und das man mit seinem Kauf nur nachhaltig agierende Unternehmen unterstützt.

Gute Ansatzpunkte sind hier etwa Käufe bei Fair-Fashion- und Fair-Trade-Labels. Hier weiß man, dass ausschließlich Bio-Materialien verwendet wurden, die unter ökologisch und sozial korrekten Bedingungen verarbeitet wurden. Auch kann man lokale Hersteller bevorzugen, bei denen man die Lieferketten besser nachvollziehen kann.

Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche weitere kleine Tipps, mit denen jeder Einzelne zu mehr Nachhaltigkeit beitragen kann:

- Pflege- und Waschtipps der Kleidung berücksichtigen, sodass sie länger hält
- Kleidung reparieren, bevor man sie wegwirft
- Kleiderschrank auf wenige Teile mit vielen Kombinationsmöglichkeiten reduzieren (Capsule Wardrobe)

Über OFF GRID

OFF GRID ist eine italienische Bekleidungsmarke, die sich der Entwicklung eines nachhaltigen Mode- und Lifestyles mit zeitlosen und minimalistischen Designs verschrieben hat. Mit dem Label hat Unternehmensgründer Alessandro Esposito ein kraftvolles Statement für Urban Explorers abgegeben, die den langen Weg der Freiheit gehen, Grenzen überwinden und dabei im Einklang mit der Natur leben wollen.


Quelle: UD/cp
 
Newsletter

Unsere Verantwortung/Mitgliedschaften

Logo
Serverlabel
The Global Compact
Englisch
Gold Community
Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik
Caring for Climate

© macondo publishing GmbH
  Alle Rechte vorbehalten.

 
Lasche