Was bringen feste Shampoos, Duschgels und Co.?
Erst gab es sie nur in Unverpackt-Läden, inzwischen findet man sie in jedem Drogeriemarkt: feste Haarshampoos, Conditioner, Duschcremes und andere Produkte für die tägliche Pflege. Kerstin Effers, Chemikerin und Umweltexpertin der Verbraucherzentrale NRW, erklärt im Interview, was solche Produkte für den Umwelt- und Ressourcenschutz bringen.
29.04.2022
Verbraucherzentrale NRW: Wie viel Plastikmüll lässt sich durch feste Pflegeprodukte einsparen?
Kerstin Effers: Haarshampoo, Conditioner/Spülung, Duschgel und Flüssigseife können etwa 70 bis 90 Prozent Wasser enthalten. Bei flüssigen Produkten wird daher hauptsächlich Wasser aufwendig in Plastik verpackt. Hier lässt sich eine Menge Müll vermeiden. Die Stiftung Warentest kam zu dem Ergebnis, dass beispielsweise ein Stück festes Shampoo zwei bis drei Shampooflaschen aus Kunststoff ersetzen kann – auch weil feste Produkte seltener überdosiert werden als flüssige und deshalb für mehr Anwendungen reichen. Das erklärt auch den häufig etwas höheren Preis der festen Alternativen.
Sind feste Alternativen auch besser fürs Klima?
Effers: Die festen Pflegeprodukte werden meist in Pappschachteln, Papier oder ganz unverpackt angeboten. Aufgrund des geringeren Gewichts und Volumens fällt bei der Herstellung und dem Transport der Verpackungen sowie auch beim Transport der fertigen Produkte weniger CO2 an. Außerdem werden Ressourcen in Form von erdölbasierten Kunststoffen eingespart. Wer zudem die Wassertemperatur beim Haarewaschen reduziert, leistet einen guten Beitrag zum Klimaschutz und spart Energie, da mehr CO2 beim Aufheizen des Waschwassers als bei der Produktion des Shampoos entsteht. Für Haare und Haut sind niedrigere Temperaturen ebenfalls schonender.
Was ist mit Verpackungen aus recyceltem Kunststoff – sind diese nicht ebenfalls klima- und umweltfreundlich?
Effers: Plastikflaschen aus sogenanntem Rezyklat sind vorteilhafter für Klima und Umwelt. Allerdings erfordert auch das Recycling von Kunststoffen Transporte und Energie. Die Verpackungen müssen schließlich eingesammelt, sortiert, zerkleinert und wieder neu verarbeitet werden. Eine verhältnismäßig kleine Pappschachtel fällt dagegen beim Transport nicht so schwer ins Gewicht und die Recyclingquote ist beim Papier deutlich höher als bei Kunststoff. Pumpspender aus neu produziertem Kunststoff belasten die Umwelt übrigens am stärksten, wie eine aktuelle Untersuchung der Stiftung Warentest zeigt. Recycling von Kosmetikverpackungen wird generell kompliziert oder sogar unmöglich, wenn diese aus mehreren verschiedenen Materialien bestehen. Zuhause sollte man daher insbesondere feste Seife verwenden – aus hygienischer Sicht spricht nichts dagegen.
Sind die Inhaltsstoffe fester Shampoos und Pflegeprodukte immer natürlich und schonend?
Effers: Wasserfreie Pflegeprodukte enthalten in der Regel keine Konservierungsmittel, da Bakterien und Pilze sich ohne Wasser nicht vermehren können. Häufig werden bei den festen Alternativen auch weniger Duft- und Farbstoffe eingesetzt. Wer chemisch-synthetische Inhaltsstoffe weitgehend vermeiden will, achtet am besten auch bei den festen Produkten auf Naturkosmetiklabel wie das NATRUE-Siegel, COSMOS/BDIH oder Ecocert. Auch um das Preis-Leistungsverhältnis richtig einzuschätzen, lohnt sich ein Blick auf die Inhaltsstoffe. Shampoobars beispielsweise sollten nicht als Hauptzutat billige Stärke enthalten.
Außer Shampoo und Seife: Welche Produkte lassen sich noch gut durch verpackungsärmere Alternativen ersetzen?
Effers: Bodylotion, die in der Regel zu mehr als der Hälfte aus Wasser besteht, lässt sich vor allem bei trockener Haut sehr gut durch feste Bodybutter oder durch pflegende pflanzliche Öle in Glasflaschen ersetzen. Männer und Frauen können anstatt zu Rasierschaum in Aluminiumspendern oder Plastikflaschen zu Rasierseife greifen. Wasserfreie Deos, die auf der Basis von natürlichen Fetten wie Kakaobutter und Kokosöl hergestellt werden und Natron als geruchsbindenden Wirkstoff enthalten, sind eine wirksame Alternative zu Deo-Sprays oder -Rollern.
Weitere Informationen zum Thema erhalten Sie auch bei der Verbraucherzentrale NRW.