Plastik & Müll

Riesen-Schiff soll Meere von Plastikmüll befreien

Ein innovativer Riesen-Katamaran zur Sammlung von Meeresmüll soll Maßstäbe bei Energieeffizienz und Emissionsreduzierung setzen und mit einem ganzheitlichen Konzept dazu beitragen, die Zersetzung von Makro-Meeresmüll zu Mikroplastik zu verhindern. Ideengeber und Initiator ist der Schweizer Rekordsegler und Abenteurer Yvan Bourgnon, der die Umweltschutzorganisation „The SeaCleaners“ gegründet hat.

05.02.2021

Riesen-Schiff soll Meere von Plastikmüll befreien
Das ökologisches Riesen-Schiff „MANTA“

Nach drei Jahren Forschung und Entwicklung haben der Abenteurer und renommierte Rekord-Weltumsegler Yvan Bourgnon und die von ihm ins Leben gerufene Umweltschutzorganisation The SeaCleaners den ersten Riesen-Katamaran der Welt vorgestellt, der die Meere nahezu emissionsfrei und effektiv von Plastikmüll befreit.

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Mit seinem aus der Natur abgeleiteten Design und einem innovativen Hybrid-Antriebssystem bewegt sich der „MANTA“ (spanisches Wort für Rochen) weitgehend autonom und ist dabei in der Lage, das auf See gesammelte, nicht mehr recyclingfähige Plastik noch an Bord zu verarbeiten und zu verwerten. Zum Gesamtkonzept gehört neben dem Einsammeln von Meeresmüll der Betrieb eines internationalen Forschungslabors und ein für die Öffentlichkeit zugängliches Kompetenz- und Informationszentrum an Bord des Schiffes.

Der MANTA soll ab 2024 rund 5.000 bis 10.000 Tonnen Kunststoff an jenen Orten abfischen, die als Haupteintragsquellen für Abfall in die Meere gelten – insbesondere Flussmünden in Afrika und Asien. Dabei soll das Schiff neue Maßstäbe beim Thema Umwelt- und Ressourcenschonung setzen.

Der 56,5 Meter lange und 26 Meter breite Riesen-Katamaran bewegt sich nicht allein durch den Einsatz der 1500 Quadratmeter Segel. Die Stromversorgung erfolgt über zwei Windturbinen, zwei Wasserkraftgeneratoren und fast 500 Quadratmeter Photovoltaik-Solarpaneele. Dazu nutzt der MANTA eine Waste-to-Electricity-Conversion-Unit, eine Anlage zur Umwandlung von Abfall in Elektrizität. Auf diese Weise wird es möglich, das gesammelte, sortierte, nicht mehr recycelbare Plastik an Bord in Energie für den Vortrieb des Schiffes umzuwandeln.

Das verwendete Verfahren ist die Pyrolyse, bei der der Kunststoff ohne Verbrennungsprozess geschmolzen wird und ein Synthesegas entsteht. Dieses „Syngas“ wird wiederum durch eine Turbine in Strom umgewandelt und versorgt alle Anlagen an Bord mit Strom: Cockpit- und Navigationsinstrumente, Batterien, Antrieb sowie Sammel- und Sortieranlagen.

Yan Bourgnon

Initiator des Konzeptes ist der bekannte französisch-schweizerische Rekordsegler Yvan Bourgnon, der 2017 der erste Segler war, der die Nordwestpassage auf einem Einhand-Sportkatamaran ohne Kabine und sonstige Hilfsmittel absolvierte.

Im Alter von acht Jahren reiste er mit seinen Eltern auf einem Boot vier Jahre lang um die Welt. Als Abenteurer und Navigator fuhr er später über die Ozeane und sah ihre zunehmende Verschmutzung mit Plastik. Ein einschneidendes Erlebnis war für Bourgnon dabei seine Weltumsegelung mit einem Einhand-Sportkatamaran in den Jahren 2013 bis 2015. An vielen Orten waren aus dem einst so klaren Wasser schwimmende Müllhalden aus Plastik geworden. Zurück in Frankreich, gründete Bourgnon im Jahr 2016 The SeaCleaners, eine Umweltschutzorganisation, die sich mit Unterstützung internationaler Partner der Reinigung und dem Schutz der Meere verschrieben hat.

„Der MANTA ist ein völlig neuartiges Öko-Schiff, das mit Zukunftstechnologien die Meere reinigt. Mit dem Katamaran beschreiten wir nicht nur neue Wege in der Bekämpfung von Meeresmüll, sondern zeigen auch nachhaltige Konzepte für den Schiffsbau und die Seefahrt der Zukunft auf“, so Yvan Bourgnon. „Genauso wichtig wie das Einsammeln des für viele Arten lebensbedrohenden Plastiks ist uns die Forschung und die präventive Arbeit zum Thema Meeresverschmutzung. Über die Nahrungskette gelangt der Müll am Ende in Form von Mikropartikeln zurück zu uns. Daher geht das Thema Meeresmüll uns alle an.“

Dank einer einzigartigen Kombination von vier sich ergänzenden Sammel-Vorrichtungen kann der Manta schwimmenden Makroabfall ab zehn Millimetern Größe sammeln, bevor dieser sinkt und sich dieser in Mikroplastik zersetzt.

Daneben setzt das MANTA-Projekt aber auch auf den wissenschaftlichen und präventiven Ansatz. Zur 34-köpfigen Besatzung sollen zehn Wissenschaftler gehören, die sich in der bordeigenen Forschungseinrichtung mit der Quantifizierung, Charakterisierung und Ortung von Meeresmüll befassen und die gesammelten Daten als „Open Data“ zur Verfügung stellen. Außerdem sind in den Regionen, die der MANTA bereist, Maßnahmen zum Kompetenztransfer und zur Sensibilisierung der dortigen Bevölkerung geplant.

Entwickelt wurde der MANTA von internationalen Experten. Ein technisches Konsortium aus etwa zwanzig Unternehmen und fünf Forschungslabors arbeitet an der Konzeption und Konstruktion des Schiffes. Die Auswahl der Werften, die den MANTA bauen werden, wird in der ersten Hälfte des Jahres 2021 erfolgen. Der Stapellauf und die ersten Sammelmissionen sind für 2024 geplant.

 
 

Hintergrund Meeresmüll

Jede Minute werden Studien zur Folge 17 Tonnen Plastikmüll in die Ozeane gekippt, das sind neun bis zwölf Millionen Tonnen pro Jahr. Wenn keine ernsthaften Maßnahmen ergriffen werden, wird es laut UN bis 2050 mehr Plastik als Fisch in den Ozeanen geben. Setzt sich der aktuelle Trend fort, wird die Menge an Plastikmüll, die die Ozeane verschmutzt, bis 2040 rund 29 Millionen Tonnen pro Jahr erreichen. Das entspricht 50 Kilogramm für jeden Meter Küstenlinie auf der Welt.

Die Plastikverschmutzung ist eine globale ökologische Katastrophe. Etwa 1,5 Millionen Tiere sterben jedes Jahr an Plastikverschmutzung, 14.000 Arten sind davon betroffen. Ein Viertel der Todesfälle von Seevögeln steht im Zusammenhang mit Kunststoffen. 30 Prozent der Fische sowie 90 Prozent der Meeresvögel haben während ihres Lebenszyklus Plastik zu sich genommen.

Im Jahr 2018 hat das Umweltprogramm der Vereinten Nationen das Problem von Plastik im Meer als eine der sechs größten Umweltkatastrophen identifiziert.

Quelle: UD/pm
 

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