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Entsorgung nicht verwendeter Arzneimittel im Ostseeraum verbessern

Die korrekte Sammlung und Entsorgung von ungenutzten Medikamenten kann zur Reduzierung der Emissionen von Arzneimitteln in die Ostsee beitragen und ist vergleichsweise leicht umzusetzen. Der Umgang mit ungenutzten Medikamenten wird jedoch in den einzelnen Ostseeanrainerstaaten unterschiedlich gehandhabt. Das Projekt CWPharma hat nationale Rücknahme- und Entsorgungspraktiken untersucht und daraus Empfehlungen abgeleitet.

26.10.2020

Entsorgung nicht verwendeter Arzneimittel im Ostseeraum verbessern

Das Projekt CWPharma, ein von der EU im Rahmen des Interreg-Programms „Baltic Sea Region“ finanziertes und vom finnischen Umweltforschungsinstitut SYKE geleitetes Verbundvorhaben, hat daher die nationalen Rücknahme- und Entsorgungspraktiken nicht verwendeter Arzneimittel aus verschiedenen Anwendungsbereichen (zum Beispiel Haushalt, Krankenhäuser, Tiermedizin) untersucht und daraus entsprechende Empfehlungen („good practices“) abgeleitet.

„Wir haben die aktuellen Vorgehensweisen in Dänemark, Estland, Finnland, Deutschland, Lettland, Litauen, Polen, Russland und Schweden bewertet. Das Ziel ist, die nationalen Rücknahme- und Entsorgungsmethoden zu verbessern und auf diese Weise die Arzneimittelemissionen in die Ostsee zu reduzieren“, sagt Experte Jukka Mehtonen vom finnischen Umweltinstitut SYKE.

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Häufiges Problem ist die unsachgemäße Entsorgung von Arzneimitteln

Die Rückgabe nicht verwendeter Arzneimittel an Sammelstellen wird in den Ostseeländern sehr unterschiedlich gehandhabt. Der Anteil der Bürger, die nicht verwendete Arzneimittel an bestimmte Sammelstellen zurückgeben, liegt zwischen zehn und 70 Prozent. Etwa 16 bis 80 Prozent der Befragten entsorgen nicht verwendete Medikamente über den Hausmüll und 3 bis 30 Prozent entsorgen sie über die Toilette oder Spüle. Informationen bezüglich der Menge an ungenutzten Tierarzneimitteln stehen seltener zu Verfügung und deren Entsorgung ist meist schlechter organisiert, als dies in der Humanmedizin der Fall ist. 

Der häufigste Grund für die unsachgemäße Entsorgung von Arzneimitteln aus Haushalten ist die Unkenntnis über die Umweltfolgen sowie fehlende Informationen über umweltverträgliche Entsorgungsmöglichkeiten. Die getrennte Erfassung von ungenutzten Arzneimitteln aus Haushalten ist in einigen Ländern kaum beziehungsweise überhaupt nicht organisiert (zum Beispiel Russland). In anderen Ländern wie zum Beispiel Lettland, Litauen und Polen funktioniert die getrennte Sammlung nur mangelhaft. In Deutschland wird Hausmüll überwiegend verbrannt. Daher wird den Verbrauchern geraten, nicht verwendete Arzneimittel direkt im Hausmüll zu entsorgen. In Regionen, in denen der Hausmüll nicht verbrannt wird, wird den Verbrauchern eine Entsorgung über mobile Sammelfahrzeuge oder Recyclingzentren empfohlen. Eine leicht verständliche Übersicht für Deutschland ist hier zu finden.

Wie können die Emissionen von durch eine korrekte Entsorgung von Arzneimittelwirkstoffen reduziert werden?

Das Projekt CWPharma hat 21 bewährte Verfahrensweisen zur Rücknahme und Entsorgung von ungenutzten Medikamenten sowie Maßnahmen zur Förderung eines bewussteren Gebrauchs von Medikamenten im Ostseeraum ermittelt. Bei einer möglichen Umsetzung auf nationaler Ebene müssen nationale Rechtsvorschriften entsprechend berücksichtigt werden. Die identifizierten Verfahrensweisen entsprechen der Forderung nach einem EU-weiten strategischen Ansatz für eine effiziente Risikominderung.

  • Eine der wichtigsten Empfehlungen lautet, den Bürgern zu ermöglichen, alle nicht verwendeten Medikamente (sowohl die verschriebenen als auch die rezeptfreien) an dafür vorgesehenen Sammelstellen abgeben zu können. Dies kann beispielsweise der Ort sein, an dem sie gekauft wurden (zum Beispiel Apotheke) oder an Recyclinghöfen. Dieses Vorgehen ist leicht verständlich und leicht umsetzbar. Gleiches sollte auch für Arzneimittel gelten, die für Haustiere verwendet werden.
  • In den Ostseeanrainerstaaten werden pharmazeutische Abfälle aus Krankenhäusern vor Ort gesammelt und direkt zu den entsprechenden Abfallbehandlungsanlagen geliefert. Dieselbe Vorgehensweise wird auch für Gesundheitseinrichtungen wie Privatkliniken, Altersheime und Firmen, die häusliche Pflege anbieten, empfohlen.
  • Bezüglich der Entsorgung von Tierarzneimitteln wird empfohlen, dass Landwirte bei tierärztlichen Untersuchungen auf ihrem Hof die Möglichkeit erhalten sollten, ungenutzte Tierarzneimittel an den Tierarzt zurückzugeben, der wiederum die Kosten für Sammlung und Abfallentsorgung in Rechnung stellen kann. Fallen jedoch große Mengen an ungenutzter Tiermedizin an, sollten die Landwirte die Entsorgung der Tiermedizin analog zu Apotheken und Krankenhäusern selbst organisieren. Geringe Mengen sollten auch an die für Privathaushalte vorgesehenen Sammelstellen abgegeben werden dürfen.
  • Umweltauswirkungen von Arzneimittelemissionen sowie die korrekte Entsorgung von ungenutzten Arzneimitteln sollten über gezielte Informationskampagnen für Bürger, Ärzte, Tierärzte und Landwirte vermittelt werden.
  • Beispiel für Deutschland
  • Zur Behandlung von separat gesammelten Arzneimitteln und anderen pharmazeutischen Abfällen wird generell eine Hochtemperaturverbrennung bei etwa 1.100 bis 1.300 Grad Celsius empfohlen.

Weitere Empfehlungen aus dem CWPharma Projekt sind:
  • Medikamente sollten nicht unnötig genutzt beziehungsweise verschrieben werden.
  • Apothekenpersonal und Tierärzte sollten Kunden bei Abgabe von Medikamenten über die richtige Entsorgung ungenutzter Medikamente informieren.

Nächste Projektschritte

Im Herbst 2020 wird das Projekt CWPharma Empfehlungen („good practices“) für eine effektive Kommunikation der Umweltrelevanz von Arzneimittelrückständen geben. Ebenso sollen Empfehlungen zur Zulassungspraxis von Anlagen in der Arzneimittelproduktion unter besonderer Berücksichtigung von Umweltaspekten veröffentlicht werden. Darüber hinaus wird ein Leitfaden zur weitergehenden Abwasserbehandlung mit dem Ziel einer Entfernung von Arzneimittelrückständen („4. Reinigungsstufe“) erstellt. Abschließend wird ein Aktionsplan mit politischen Empfehlungen zur Reduzierung der Emissionen von Arzneimitteln in die Ostsee vorgestellt.

Die Originalpublikation können Sie hier herunterladen. 

Quelle: UD/fo
 

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