Klimawandel

Stadtbegrünung hilft bei der Klimaanpassung

Städte nutzen das Stadtgrün als wirksame Ressource zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Doch wie können bestehende Quartiere grüner werden und klimagerechte Neubauprojekte realisiert werden?

15.03.2024

Wenn es um die Planung von Dach- oder Fassadenbegrünungen geht, fehlt es oft an guten Beispielen und konkreten Lösungsvorschlägen. Das Forschungsprojekt „Grüne Stadt der Zukunft" untersützt daher Kommunen und Stadtplaner:innen mit praktischen Hilfestellungen für eine klimaresiliente Planung. Forschung und Praxis arbeiten in dem Projekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird, zusammen. Gemeinsam entwickeln sie Steckbriefe, Checklisten und Leitfäden, wie grüne und klimaangepasste Städte entwickelt werden können.

Professorin Simone Linke, die das Projekt an der Technischen Universität München koordinierte, erklärt: „Viele Kommunen haben sich mehr Klimaanpassung bereits zum Ziel gesetzt. Durch das geplante Klimaanpassungsgesetz des Bundes könnten sie dazu sogar bald verpflichtet werden. Mit unserer Website bieten wir der Stadtplanung einen Werkzeugkasten, um Stadtgrün gezielt für die Klimaresilienz auszubauen.“ Auch das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), das Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) sowie die Referate für Klima- und Umweltschutz und Stadtplanung und Bauordnung der Landeshauptstadt München waren Teil des Projektteams.

Mehr Grün in München: Eine Chance für zusätzlichen Wohnraum?

„Die Auswirkungen des Klimawandels, die knappen Flächenressourcen und die gleichzeitige Wohnraumbeschaffung stellen große Herausforderungen für wachsende Städte wie München dar“ weiß Christine Kugler, Referentin für Klima- und Umweltschutz in München. Und diese müssen gelöst werden. Gemeinsam mit den Forschenden arbeitete München daher daran, wie Klimaanpassung von Anfang an in die Stadtplanung integriert werden kann. In Bebauungsplänen wurden beispielsweise verschiedene Optionen erprobt, um die Förderung von Stadtgrün zu erleichtern oder den Schutz von Kaltluftleitbahnen vor Bebauung sicherzustellen.

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Die gemeinsame Forschungsarbeit wird von der Münchner Stadtbaurätin Elisabeth Merk positiv bewertet: „In dem Projekt entstanden wichtige Erkenntnisse für die Umsetzung von Klimaresilienz. Nicht nur in Neubauquartieren, sondern auch für Bestandsquartiere wurden zahlreiche praxisnahe Handlungsoptionen aufgezeigt, die Eingang in unsere Arbeit finden werden.“ Das Team führte verschiedene Verfahren durch, befragte Anwohner:innen und führte mikroklimatische Simulationen durch.

Gebäudebegrünung: Energieeinsparung durch Kühl- und Heizregulierung

Sowohl für bestehende als auch neu zu errichtende Quartiere bieten Dach- und Fassadenbegrünungen zahlreiche Vorteile. Im Sommer kühlen sie die Gebäude und schützen sie im Winter vor Kälte. Durch die Begrünung der Dächer steigt die Dämmwirkung um etwa zehn Prozent. Zusätzlich speichern Dachbegrünungen Wasser, was im Sommer zur Abkühlung der Umgebung beiträgt und bei starken Regenfällen die Kanalisation entlastet.

„Fassadenbegrünung kühlt nicht nur die Gebäude, sondern steigert auch die Aufenthaltsqualität im Quartier, besonders in sonst unbegrünten Straßen. Dachgärten können – neben begrünten Innenhöfen – gerade in dichten Quartieren wichtige Erholungsorte für die Bevölkerung sein", so Amelie Bauer, Soziologin bei der LMU. In Steckbriefen zeigt das Projekt worauf es bei der Begrünung von Gebäuden ankommt.

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Sommerhitze bekämpfen: Erhalt von großen Bäumen und Freiflächen

Während heißer Perioden sind Stadtparks und Freiflächen entscheidend für die nächtliche Abkühlung. Sie dienen nicht nur als Rückzugsorte, sondern sollten auch leicht zu erreichen sein und ausreichend schattige Sitzgelegenheiten bieten. Gleichzeitig ist es wichtig, die Versiegelung von Straßen und Innenhöfen zu reduzieren und große Bäume zu erhalten. Bisher werden oft Bäume gefällt, um Platz für den Bau von Tiefgaragen zu schaffen. Dieses Problem könnte durch innovative Mobilitätskonzepte wie mehrstöckige, oberirdische Quartiersgaragen reduziert werden. Dadurch entsteht mehr Raum für qualitativ hochwertiges Grün in unmittelbarer Nähe zu Wohngebieten.

Gemeinschaftliche Gestaltung durch Nachbarschaft und lokalen Unternehmen

„Städte könnten die Bevölkerung, die Immobilienwirtschaft und Unternehmen stärker in die Entwicklung grüner, lebenswerter Quartiere einbinden“, meint Johannes Rupp vom IÖW. Das Projekt präsentiert verschiedene Formate dafür, darunter Gemeinschaftsbeete, Gießpatenschaften, Beratungsangebote oder einen Wettbewerb für den attraktivsten Firmengarten.

Die Webseite https://gruene-stadt-der-zukunft.de/ bietet Fachkräften in Stadtverwaltungen und Planungsbüros eine Zusammenfassung der Forschungsergebnisse in Form von Steckbriefen, Checklisten und Leitfäden. Das Projekt wurde im Rahmen der Leitinitiative "Zukunftsstadt" vom BMBF von 2018 bis 2024 gefördert, um die Entwicklung von nachhaltigen städtischen Umgebungen zu unterstützen.

Quelle: UD/fo
 

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