Energiesektor: EU-Abgeordnete fordern Reduzierung von Methanemissionen
Die Abgeordneten des Europäischen Parlaments haben kürzlich mit großer Mehrheit für eine EU-weite Gesetzgebung zur Reduzierung von Methanemissionen gestimmt. So sollen die EU-Klimaziele erreicht und die Luftqualität verbessert werden.
11.05.2023
Die Europaabgeordneten haben in Straßburg am 9. Mai mit 499 Stimmen bei 73 Gegenstimmen und 55 Enthaltungen ihren Standpunkt für eine neue Verordnung über Methanemissionen aus dem Energiesektor verabschiedet. Dies ist die erste EU-Rechtsvorschrift, die den Methanausstoß verringern soll. Die Regeln sollen für direkte Methanemissionen aus dem Öl-, Fossilgas- und Kohlesektor gelten. Biomethan wird nach dessen Einspeisung in das Gasnetz abgedeckt. Die neuen Vorschriften sollen auch den petrochemischen Sektor einbeziehen.
Das Europäische Parlament fordert die Kommission auf, bis 2025 verbindliche Ziele für die Reduzierung der Methanemissionen in der EU für alle relevanten Sektoren vorzuschlagen. Diese Ziele müssten dann ab 2030 erreicht werden. Die Mitgliedstaaten sollten darüber hinaus nationale Reduktionsziele als Teil ihrer integrierten nationalen Energie- und Klimapläne festlegen.
Methanemissionen in Deutschland
In Deutschland betrug der Anteil der Methanemissionen an den gesamten Treibhausgasemissionen laut Umweltbundesamt 2022 etwa sechs Prozent und lag bei 1,6 Millionen Tonnen. Seit 1990 war dies ein Rückgang um fast 66 Prozent der Methanemissionen. Besonders stark sanken diese seitdem im Bereich der diffusen Emissionen aus Brennstoffen, vor allem durch die sinkende Kohleförderung im Land.
Quellen der 1,6 Millionen Tonnen verursachten Methanemissionen (2022) waren unter anderem: Landwirtschaft (1,23 Millionen Tonnen), Abfall und Abwasser (0,13 Millionen Tonnen), Energiewirtschaft (0,09 Millionen Tonnen) und diffuse Emissionen aus Brennstoffen (0,07 Millionen Tonnen).
Auch importierte fossile Energieträger sollen sich an die neuen Vorschriften halten
Die Erfolge in Deutschland zeigen deutlich, dass bei Methanemissionen auch über die EU-Grenzen hinausgeblickt werden muss. Da mehr als 80 Prozent des in der EU verbrauchten Öls und Gases importiert werden, wollen die Europaabgeordneten, dass Importeure von Kohle, Öl und Gas ab 2026 nachweisen müssen, dass auch die importierte fossile Energie die Anforderungen der Verordnung erfüllt. Importe aus Ländern mit ähnlich strengen Anforderungen an Methanemissionen sollen davon ausgenommen werden.
Verpflichtungen zur Erkennung und Reparatur von Methanlecks
Energieerzeuger müssen den zuständigen nationalen Behörden sechs Monate nach Inkrafttreten der Verordnung ein Programm zur Aufspürung und Reparatur von Methanlecks vorlegen. Die Abgeordneten fordern häufigere Untersuchungen zur Aufspürung und Reparatur von Lecks als von der Kommission vorgeschlagen. Die Abgeordneten wollen auch die Verpflichtungen zur Reparatur von Leckagen verschärfen. Betreiber müssten alle Komponenten, aus denen Methan austritt, innerhalb von fünf Tagen nach Entdeckung des Lecks reparieren oder ersetzen.
Das Parlament befürwortet auch ein Verbot des Ablassens und Abfackelns von Methan aus Entwässerungsstationen bis 2025 und aus Lüftungsschächten bis 2027, um die Sicherheit der Arbeiter in Kohlebergwerken zu gewährleisten. Darüber hinaus werden die EU-Länder verpflichtet, Pläne zur Verringerung der Emissionen aus stillgelegten Kohlebergwerken und inaktiven Öl- und Gasbohrungen aufzustellen.
Zitat
Nach der Abstimmung sagte die Berichterstatterin, Jutta Paulus (Fraktion der Grünen/Freie Europäische Allianz, DE): „Die heutige Abstimmung ist ein Bekenntnis zu mehr Klimaschutz und Energiesouveränität in Europa. Ohne ehrgeizige Maßnahmen zur Reduzierung der Methanemissionen wird Europa seine Klimaziele verfehlen und wertvolle Energie wird weiterhin verschwendet. Wir fordern ehrgeizige und stringente Maßnahmen zur Methanreduktion. Im Energiesektor können drei Viertel der Methanemissionen durch einfache Maßnahmen und ohne große Investitionen vermieden werden. Da Europa mehr als 80 Prozent der fossilen Brennstoffe, die es verbrennt, importiert, ist es unerlässlich, den Geltungsbereich auf Energieimporte auszuweiten.“
Nächste Schritte
Das Parlament ist nun bereit, mit dem Rat Verhandlungen über den endgültigen Wortlaut der Rechtsvorschriften aufzunehmen.
Hintergrund
Methan ist ein starkes Treibhausgas und ein Luftschadstoff, der für etwa ein Drittel der derzeitigen globalen Erwärmung verantwortlich ist. Es stammt aus einer Vielzahl von Sektoren, vor allem aber aus der Landwirtschaft, der Abfallwirtschaft und dem Energiesektor, die nach Angaben der Europäischen Umweltagentur für 53 Prozent, 26 Prozent beziehungsweise 19 Prozent der Methanemissionen in der EU verantwortlich sind. Derzeit fallen die Methanemissionen unter die Ziele der EU-Verordnung zur Lastenteilung.
Die EU hat sich der Globalen Methan-Verpflichtung (Global Methan Pledge) angeschlossen, die die weltweiten Methanemissionen bis 2030 um mindestens 30 Prozent gegenüber dem Stand von 2020 senken soll. Dadurch könnte die Erwärmung bis 2050 um mehr als 0,2 Grad Celsius reduziert werden.
Mit der Annahme dieses Standpunkts reagiert das Parlament auf die Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger an die Unternehmen, umweltfreundlichere Produktionsmethoden anzuwenden und die Umweltverschmutzung zu bekämpfen, wie dies in den Vorschlägen 11(1), 11(7), 3(2) und 2(2) der Schlussfolgerungen der Konferenz über die Zukunft Europas zum Ausdruck kommt.
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