Klimawandel

Klima-Selbstverpflichtung des deutschen Finanzsektors

16 Akteure des deutschen Finanzsektors, mit Aktiva von mehr als 5,5 Billionen Euro und über 46 Millionen Kundenverbindungen in Deutschland, haben eine Selbstverpflichtung unterzeichnet, ihre Kredit- und Investmentportfolien im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens auszurichten.

14.07.2020

Klima-Selbstverpflichtung des deutschen Finanzsektors

Durch die vereinbarte Messung, Veröffentlichung und Zielsetzung zur Reduzierung der mit den Kredit- und Investmentportfolios verbundenen Emissionen, will der Finanzsektor einen Klimaschutzbeitrag leisten und eine nachhaltige und zukunftsfähige Weiterentwicklung der Wirtschaft unterstützen. Damit kommt der deutsche Finanzplatz dem von der Bundesregierung Anfang 2019 gesetzten Ziel einen Schritt näher, Deutschland zu einem der führenden Standorte für nachhaltige Finanzen (Sustainable Finance) zu machen.

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Diese aus dem Bankenbereich des Finanzsektors heraus entstandene Initiative hat das Ziel, aktiv an der Gestaltung einer für die Zukunftsfähigkeit wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben mitzuwirken, nämlich der erfolgreichen gesellschaftlichen Transformation zur Begrenzung des Klimawandels. Die Unterzeichner richten ihre jeweiligen Produkte und Dienstleistungen sowie ihre Engagements und Initiativen entsprechend aus, um durch die Finanzierung der Transformation hin zu einer emissionsarmen und klimaresilienten Wirtschaft und Gesellschaft, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen und das 1,5 Grad Ziel anzustreben. Durch die aktive Begleitung des Umbaus werden gleichzeitig Wettbewerbs- und Widerstandsfähigkeit der finanzierten Unternehmen gestärkt sowie Nachhaltigkeits- und Ausfallrisiken bei den Banken reduziert.

Konkret bedeutet dies, dass jeder Unterzeichner bis Ende 2022 gegenseitig akzeptierte Methoden zur Messung der Klimaauswirkungen seiner Kredit- und Investmentportfolien entwickelt und einführt und diese dann im Einklang mit den nationalen und internationalen Klimazielen steuert. Die Vereinbarung gilt nur für solche Investmentportfolios, die nicht Gegenstand des Fonds- oder Mandatsgeschäfts sind. Das Fonds- und Mandatsgeschäft wird schrittweise ohne feste zeitliche Vorgaben berücksichtigt.

Die Unterzeichner wollen sich gegenseitig dabei unterstützen die notwendigen Emissionsdaten zu erheben und Methoden zur Messung sowie Ansätzen zur Steuerung des Bankgeschäfts im Einklang mit den Zielen zu entwickeln. Um der gemeinsamen Verantwortung und der jedes einzelnen Akteurs gerecht zu werden, verpflichtet sich jeder Unterzeichner jährlich (zum Beispiel im Rahmen seiner bestehenden Berichtsformate) über den individuellen Fortschritt bezüglich der Implementierung zu berichten.

Der Impuls für diese Selbstverpflichtung erfolgte aus einer von der Triodos Bank initiierten Gruppe von Finanzinstituten und zeitgleich über eine Banken-Arbeitsgruppe des WWF. Diese beiden Bankengruppen haben seit März die vorher parallelen Diskussionen zur jetzt vorliegenden Selbstverpflichtung zusammengeführt. Diese steht allen Finanzakteuren zur Übernahme und Unterzeichnung offen.

Die große Bandbreite der Erstunterzeichner in Bezug auf Unternehmensgröße (von Großbanken bis zu kleinen Spezialbanken) und Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Bereichen des Finanzsektors (zum Beispiel Landesbanken, Geschäftsbanken, Nachhaltigkeitsbanken, Auslandsbanken und Altersvorsorgeeinrichtungen), zeigt, dass diese Herausforderung breit angenommen wird und die Umsetzung durch Finanzakteure unabhängig von der Größe oder bestimmter Assetklassen möglich ist.

Im internationalen Kontext wurden bereits in den Niederlanden das Climate Agreement (Juni 2019), das Collective Commitment to Climate Action (UN-Klimagipfel im September 2019) und im Rahmen der 25. Klimakonferenz (Dezember 2019) ein Selbstverpflichtung des spanischen Finanzsektors unterzeichnet. All diese Vereinbarungen haben vergleichbare Strukturen und Zielniveaus, auf denen die jetzt getroffene deutsche Selbstverpflichtung aufbaut. Die Vergleichbarkeit mit den anderen internationalen Vereinbarungen ermöglicht es insbesondere internationalen Finanzinstituten einheitliche Prozesse und Standards zu entwickeln und stellt sicher, dass effizient und ohne Redundanzen eine möglichst große Wirkung entfaltet werden kann.

Stimmen

„Der Klimawandel wird für uns immer spürbarer. Tauende Permafrostböden, schmelzende Polkappen und die steigende Waldbrandgefahr sind nur einige Beispiele dafür, wie bedrohlich sich die Erderwärmung auf unseren Planeten auswirkt. Dem müssen wir gemeinsam entschlossen entgegenwirken. Nur dann können wir das Pariser Klimaziel erreichen. Gerade in Krisenzeiten – wie auch in der aktuellen Corona-Pandemie – ist es entscheidend, sich für die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft einzusetzen. Deshalb gehören wir zu den Erstunterzeichnern der Deutschen Klimavereinbarung. Gemeinsam mit anderen Instituten wollen wir die Realwirtschaft in ihrer Transformation zu mehr Nachhaltigkeit bestmöglich unterstützen und so unseren Beitrag für eine zukunftsfähige Gesellschaft leisten.“ 

Martin Zielke - Vorstandsvorsitzender / Commerzbank AG

„Bei der dringend notwendigen Bekämpfung der Klimakrise spielen Finanzinstitute durch ihre Hebelwirkung eine bedeutende Rolle. Wir erhoffen uns durch diese Selbstverpflichtung eine beschleunigte Umsetzung des Pariser Klimaabkommens im deutschen Finanzsektor und eine verstärkte Diskussion zu unserer gemeinsamen gesellschaftlichen Verantwortung.“

Thomas Jorberg – Vorstandssprecher / GLS Gemeinschaftsbank eG

„Die Selbstverpflichtung ist ein starkes Signal an die Finanzbranche, aber wir haben noch viel Arbeit vor uns, wenn wir die Klimaauswirkungen der Finanzströme transparent machen wollen. Unser besonderes Interesse liegt dabei auf den Emissionsdaten im Kundenkreditgeschäft mit Sozialunternehmen. Von den Branchen- und Berichtsstandards erhoffen wir uns nicht nur Impulse für die Steuerung der Bank, sondern auch für die Beratung und Begleitung unserer Kunden aus Kirche und Diakonie, die ihre Dienste mit Hilfe unserer Kredite erbringen.“

Dr. Ekkehard Thiesler – Vorstandsvorsitzender / Bank für Kirche und Diakonie eG - KD-Bank

„Man muss nicht in den Weltraum fliegen, um die Verletzlichkeit der Erde zu registrieren. Bei meinen Reisen in Entwicklungs- und Schwellenländer habe ich gesehen, welche Gefahren durch den Klimawandel gerade auf arme Menschen zukommen. Als nachhaltige Bank werden wir unseren Beitrag leisten, um die Erderwärmung auf ein möglichst erträgliches Maß zu reduzieren.“

Norbert Wolf – Geschäftsführer / Steyler Bank GmbH

Quelle: UD/pm
 

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