Energiewende

Positive Anreize schaffen, um die Energiewende voranzutreiben

Um die Klimaziele zu erreichen, muss die Energiewende schneller als bisher vorankommen. Vor allem in der Wärmeversorgung muss zügig auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Wie das gelingen kann, erläutert Semir Dazdarevic, Gründer und Geschäftsführer des Energieunternehmens net4energy, im UmweltDialog-Interview.

14.12.2021

Positive Anreize schaffen, um die Energiewende voranzutreiben

Warum ist die Energiewende so wichtig und welche sind die Energiequellen der Zukunft?

Semir Dazdarevic: Die Energiewende ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Denn im Grunde geht es darum, ein glückliches und würdiges Leben für zukünftige Generationen zu ermöglichen. Bisher sind wir auf bestimmte Rohstoffe angewiesen, um Energie zu gewinnen – diese Rohstoffe sind aber begrenzt. Das heißt, wir müssen uns davon unabhängig machen und die Energiewende erfolgreich bestreiten, um überhaupt ein gutes Leben auf der Erde langfristig zu ermöglichen. Die Sonne zum Beispiel ist unendlich verfügbar. Wir sollten also viel mehr auf PV- und Solaranlagen bauen, um Energie zu gewinnen. Überhaupt auf erneuerbare Energien: Windkraft, Wasserkraft und eben die Sonne.

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Was muss sich im Gebäudesektor in den nächsten Jahren ändern, damit die Energiewende gelingt?

Dazdarevic: Der Bedarf an Wärme und Kälte macht über 50 Prozent des Endenergieverbrauchs in Deutschland aus. Um die Klimaziele zu erreichen, müssen wir also besonders in der Wärmeversorgung zügig auf erneuerbare Energien umsteigen. Gleichzeitig müssen in den nächsten Jahren energetische Sanierungen mehr in den Fokus gerückt werden, um den Energieverbrauch zu minimieren und Energie effizient zu nutzen. Wichtig ist dabei, dass Eigentümer verstehen, dass es für sie auch wirtschaftlich Sinn macht, ihre Immobilien zu renovieren und energieeffizienter zu gestalten. Wir von net4energy glauben, dass dafür aber erstmal Wissen notwendig ist. Es müssen transparent Informationen zur Verfügung gestellt werden, damit jeder für sich versteht, wie er/sie selbst aktiv zur Energiewende beitragen kann. Hier wollen wir ansetzen: Menschen informieren und so dazu beitragen, dass insbesondere im Bereich von Bestandsgebäude die ersten Schritte gegangen werden. Zum Beispiel indem die Energieerzeugung auf Photovoltaik umgestellt wird und Wärmepumpen eingebaut werden, um die Energie- und Wärmewende voranzutreiben.

Die benötigten Werkzeuge sind schon lange vorhanden

Welche Probleme bestehen momentan in Deutschland, die das Erreichen der Klimaziele erschweren?

Dazdarevic: Ich denke, das Problem ist zweistufig: In erster Linie wissen Menschen noch immer nicht genug Bescheid. Photovoltaik wird schon seit Anfang der 90er Jahre in Deutschland vermehrt eingesetzt, und trotzdem war sie noch nie so in aller Munde wie jetzt. Wir haben also die Werkzeuge eigentlich schon, und die Energiewende hätte schon längst passieren können. Das heißt, einerseits ist es die fehlende Information und andererseits der fehlende Markt. Das kann man vor allem im Automobilbereich sehen: Die Automobilkonzerne in Deutschland haben sich, was das Thema Elektromobilität angeht, lange zurückgehalten, obwohl Tesla schon 2008 das erste Elektro-Serienfahrzeug auf den Markt gebracht hat und damit vor fast 15 Jahren die ersten Schritte gemacht hat.

Unser Ansatz ist es deshalb, Informationen in den Markt zu pushen, damit mehr Bedarf entsteht und wenn der da ist, dann entsteht auch für Unternehmen mehr Bedarf, wirklich an neuen Technologien zu arbeiten und sie auch aktiv zu vermarkten. Um nochmal Tesla als Beispiel zu nennen: Tesla hat dafür gesorgt, dass die Leute überhaupt erst überlegt haben, sich ein Elektroauto anzuschaffen. So entsteht langsam der Markt für Elektromobilität, Wallboxen und so weiter. Und genau dazu wollen wir beitragen, dass Märkte entstehen, und dass es für die Unternehmen wirtschaftlich attraktiv wird, neue Lösungen zu entwickeln und anzubieten.

Was halten Sie von der CO2-Steuer bei Öl und Gas?

Dazdarevic: Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Strafen uns nicht unbedingt weiterhelfen werden. Dadurch bringt man Menschen nicht dazu, ihr Verhalten zu ändern. Sinnvoller ist es, Anreize zu schaffen und so dazu zu motivieren, selbst erste Schritte zu gehen, zum Beispiel durch Förderungen. Man sieht das zum Beispiel auch an den Elektroautos: Durch gezielte Förderungen kommt der Markt langsam ins Laufen. Natürlich muss etwas geschehen, aber ich setze eher auf positive Effekte um den Markt zu stimulieren und bin deswegen kein Befürworter der CO2-Steuer.

Die Menschen mit Anreizen motivieren, neue Wege zu gehen

Wie gelingt eine wirtschaftliche und sozialverträgliche Energiewende?

Dazdarevic: Wenn wir von Wirtschaftlichkeit und Sozialverträglichkeit sprechen, geht es ja in erster Linie um Arbeitsplätze. Ein Großteil der Industrien produziert nach wie vor sehr viel CO2, das heißt: Wie schafft man die Energiewende, ohne dass plötzlich Millionen von Menschen arbeitslos sind? Und das geht meiner Meinung nach indem man das Bewusstsein und die Nachfrage für neue Themen schafft, damit ein Übergang entsteht und die Menschen sich darauf einstellen können. Deswegen finde ich Anreize so sinnvoll: Weil es nicht bedeutet, dass etwas plötzlich aufhört, sondern die Leute dazu motiviert werden, neue Wege zu gehen.

Kann aus Ihrer Sicht die neue Bundesregierung Deutschland in eine nachhaltige und energieeffiziente Zukunft führen?

Dazdarevic: Ich kann zwar nicht abschätzen, was die Bundesregierung tatsächlich machen wird. Aus meiner Sicht könnte das aber eine vielversprechende Kombination darstellen: Die FDP achtet darauf, wie es für Wirtschaftszweige attraktiv werden kann, die Grünen achten auf die Einhaltung der Klimaziele und die SPD schaut, dass es nicht zu viele Arbeitsplätze kostet, beziehungsweise, dass die Umstellung auf neue Arbeitsplätze, die durch die Entwicklung neuer Technologien und Lösungen natürlich auch geschaffen werden, gut funktioniert. Ich glaube, dass das eine gute Basis ist, damit die Bundesregierung die richtigen Schlüsse zieht.

Semir Dazdarevic ist Gründer und Geschäftsführer der net4energy GmbH. Was ihn fasziniert und antreibt ist es, gesellschaftliche Herausforderungen anzugehen und gemeinsame Lösungen zu finden. Das Unternehmen net4energy hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen auf ihrer Reise zur persönlichen Energiewende zu begleiten und steht den Nutzern dabei informierend und beratend zur Seite.

net4energy- Geschäftsführer Semir Dazdarevicz
Quelle: UD/cp
 

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