Biodiversität

Kann man beim Abbau von Rohstoffen biologische Vielfalt fördern?

Der Abbau von mineralischen Rohstoffen wie Kies, Sand, Ton und Gips führt zu erheblichen Eingriffen in Ökosysteme. Doch bereits während der Gewinnung von Rohstoffen nutzen zahlreiche, auch seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten Abbaustätten – mit dem richtigen Management können diese Flächen sogar „Hotspots“ der Biodiversität werden.

23.08.2022

Kann man beim Abbau von Rohstoffen biologische Vielfalt fördern?

Im transdisziplinären Forschungsprojekt „Ganzheitliches Biodiversitätsmanagement in der Baustoffindustrie: Strategien und Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt im Kontext des Rohstoffabbaus (GiBBS)“ erforschen das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB, Museum Koenig Bonn), das Institut für Landschaftsökologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) und der Naturschutzbund Deutschland (NABU), wie biologische Vielfalt schon während des Abbauprozesses gefördert werden kann. Ziel ist es, praxistaugliche Empfehlungen für ein ganzheitliches Biodiversitätsmanagement zu entwickeln. Das Projekt wird vom Bundesforschungsministerium gefördert.

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Ob und wie die Betriebe Maßnahmen für die biologische Vielfalt ergreifen, dokumentieren und kommunizieren, ist bisher sehr unterschiedlich. In sieben Fallstudien untersucht das IÖW, wie sich ein ganzheitliches Biodiversitätsmanagement und -monitoring in der unternehmerischen Praxis verankern lässt und wie stark es sich auf die Artenvielfalt vor Ort auswirkt. „Wir wollen erreichen, dass fachlich fundierte Vorgehensweisen für die gesamte Branche entwickelt werden. Das ist wichtig, weil so weitere Unternehmen motiviert werden können, Biodiversität in ihrem Tagesgeschäft zu fördern. Zudem können Standards zu einer effektiveren Umsetzung von Maßnahmen und einem erleichterten Umgang mit fachlichen und rechtlichen Anforderungen führen“, erläutert Anneli Heinrich, Projektleiterin am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung.

Monitoring startet – Naturgucker:innen unterstützen

Damit Unternehmen geeignete Maßnahmen ergreifen können, ist es wichtig zu wissen, wie sich biologische Vielfalt in den Abbaustätten entwickelt. Ein zentraler Baustein des Biodiversitätsmanagements ist daher die Entwicklung eines systematischen Monitorings, das das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels und das Institut für Landschaftsökologie der Universität Münster im Mai 2022 gestartet haben. Parallel zu den technisch aufwändigeren Methoden erforschen in einem Citizen-Science-Ansatz ehrenamtliche Naturbeobachter*innen mit Unterstützung des NABU die Artenvielfalt der Abbaustätten. Beobachtet werden relativ leicht zu erfassende ökologische Leitgruppen der Vögel, Amphibien, Schmetterlinge und Libellen. Gemeinsam mit dem Internetportal naturgucker.de entsteht eine Plattform zur Weiterbildung und Vernetzung von Beobachter:innen und Interessierten, auf der auch E-Learning-Kurse zur Artenvielfalt in Abbaustätten angeboten werden. „Der Schutz von Natur und Artenvielfalt kann nur gelingen, wenn wir alle Aspekte unserer Gesellschaft, inklusive der Industrie, biodiversitätsfreundlicher gestalten und Potenziale ausschöpfen. Und das können wir nur gemeinsam“, so Birte Brechlin vom NABU.

GiBBS – Forschungsprojekt bringt vielseitige Akteure an einen Tisch

Gemeinsam mit dem Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden (bbs), dem Bundesverband Mineralische Rohstoffe (MIRO) und dem Bundesverband der Gipsindustrie initiiert das Team aus IÖW, LIB, WWU und NABU im Projektverlauf einen Branchendialog, um branchenweite Vereinbarungen zur Einführung eines Biodiversitätsmanagements in Unternehmen zu entwickeln. Ergänzend dazu bringen Naturschutzbehörden ihre Expertise zu verwaltungs- und naturschutzrechtlichen Fragen ein. Dabei werden neue Verfahren, Beispiele guter Praxis und Empfehlungen zur Anpassung verwaltungsrechtlicher Rahmenbedingungen vorgestellt und diskutiert. Das Projekt ist Teil der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) und wird im Programm Sozial-ökologische Forschung gefördert. Es läuft bis 2024.

Quelle: UD/fo
 

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