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Nachhaltige Kapitalanlage darf kein Etikettenschwindel sein

Nachhaltigkeit ist derzeit das bestimmende Thema in der Kapitalanlage. Obgleich institutionelle Investoren schon seit einigen Jahren ihre Investmentstrategie an Nachhaltigkeitskriterien ausrichten, nimmt das Thema für private Investorinnen und Investoren erst in den letzten Monaten richtig an Fahrt auf.

14.09.2021

Nachhaltige Kapitalanlage darf kein Etikettenschwindel sein

Fonds, die nachhaltig investieren, sind immer gefragter. Für Anlagenberater ist es ab dem kommenden Jahr sogar verpflichtend, Kundinnen und Kunden zu befragen, ob ihnen das Thema Nachhaltigkeit wichtig ist, um entsprechende Präferenzen in den Empfehlungen zu berücksichtigen.

Prof. Dr. Andreas Walter, Leiter des Lehrstuhls für Finanzdienstleistungen an der Universität Gießen, sieht mehrere Aspekte, die bei nachhaltiger Kapitalanlage zu beachten sind.

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Nachhaltige Kapitalanlage ist mehr als Klimaschutz

Was genau ist unter Nachhaltigkeit zu verstehen? Gemeinhin wird das Thema Nachhaltigkeit mit Klimaschutz gleichgesetzt. In der Kapitalanlage umfasst das Thema jedoch weitere Kriterien, die sogenannten ESG-Kriterien. Dabei steht E für Environmental, also Umweltaspekte, S für Social, also soziale Belange und G für Governance, die Grundsätze guter Unternehmensführung.

Gefahr des Greenwashings

Private Investorinnen und Investoren, die den Klimaschutz durch ein Investment in einen nachhaltigen ESG-Fonds befördern wollen, sind häufig überrascht, in welche Unternehmen diese Fonds dann tatsächlich investieren. So sind bspielsweise derzeit die drei größten Positionen im UniNachhaltig Aktien Global der Union Investment die Unternehmen Apple, Microsoft und Amazon − Unternehmen, die bisher nicht unmittelbar mit dem Klimaschutz assoziiert werden. Dieses Auseinanderfallen von Erwartungen an nachhaltige Fonds und dem aktuellen Angebot ist entgegenzutreten, in dem wirkliche Impact Fonds angeboten werden, die nicht nur in CO2-arme Unternehmen investieren, sondern sich aktiv für den Klimaschutz einsetzen. Ansonsten besteht die Gefahr des sogenannten Greenwashings.

Gibt es eine Blasenbildung bei nachhaltigen Unternehmen?

In der BWL wird derzeit diskutiert, ob man durch ein nachhaltiges Investieren nicht nur Gutes tun, sondern auch eine überlegene Anlageperformance erzielen kann. Auf der einen Seite spricht für ein nachhaltiges Investment, dass Nachhaltigkeitsrisiken reduziert werden können. Beispielsweise besteht nur bei einem Ölkonzern das spezifische Risiko, dass eine Bohrinsel havarieren könnte. Ein Investment in einen Windkraftanlagebetreiber kann ein solches Risiko ausschließen. Auf der anderen Seite ist auch die erwartete Rendite ausschlaggebend. Durch den in jüngster Zeit sehr starken Run auf nachhaltige Aktien sind deren Preise stark gestiegen. Im Umkehrschluss werden Aktien von nicht-nachhaltigen Unternehmen stark verkauft, so dass deren Kurse gefallen sind. Die Frage ist, ob es zu einer Blasenbildung bei grünen Unternehmen kommt oder ob der wahre Wert dieser Unternehmen gerade erst ermittelt wird, da Nachhaltigkeitsrisiken immer stärker eingepreist werden.

Professor Walter ist einer von über 170 VHB experts des Verbands der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e.V. (VHB). Mit rund 2.800 Mitgliedern ist der Verband eine wachsende, lebendige Plattform für wissenschaftlichen Austausch, Vernetzung und Nachwuchsförderung in allen Bereichen der BWL und darüber hinaus.

Quelle: UD/fo
 

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