Personalmanagement

Grüne Transformation nicht nur in Grünen Berufen

Eine UnternehmensGrün-Studie zeigt bei Unternehmen wie der Deutschen Bahn AG und Schneider Electric, welche neuen Anforderungen die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit für Mitarbeitende mit sich bringt. „Greening“ geht längst weit über den Kreis von klassischen Bio-Anbietern und Umwelttechnik-Firmen hinaus. Die notwendigen Kenntnisse müssten viel stärker in Berufsbildung und -orientierung verankert werden, fordern die Firmen.

23.02.2017

Grüne Transformation nicht nur in Grünen Berufen

Das so genannte „Greening“ der Wirtschaft geht weit über klassische Unternehmen in der Umweltbranche hinaus. „Nicht nur Anbieter von Biolebensmitteln oder umweltorientierte Tourismusanbieter fragen Kenntnisse über allgemeine und berufsspezifische ökologische Zusammenhänge nach“, erklärt Dr. Katharina Reuter, Mitautorin der Studie und Geschäftsführerin von UnternehmensGrün, dem Bundesverband der grünen Wirtschaft. Auch im verarbeitenden Gewerbe (Baubranche, Elektroausrüster, Logistik) seien diese Qualifikationen inzwischen hoch gefragt.

Reuter stützt sich dabei auf das Ergebnis der Studie „Greening der Berufe und nachhaltige Arbeitswelt: Auf dem Weg zu einer kohlenstoffarmen und ressourceneffizienten Wirtschaft“ von UnternehmensGrün im Rahmen des Projektes „mach Grün! Berufe entdecken und gestalten“. Für die qualitative Erhebung dieser Studie“ wurden 20 mittlere und Großunternehmen ab Abteilungsleitungs-Ebene befragt. Unter den Großunternehmen sind die Deutsche Bahn (300.000 Mitarbeitende), Schneider Electric (rund 170.000 Mitarbeitende weltweit), die dm-Drogeriemärkte (55.000 Mitarbeitende), die ebm-papst-Gruppe (13.000 Mitarbeitende) und die Berliner Wasserbetriebe (4.430 Mitarbeitende). Mittlere Unternehmen sind etwa die Hauser Exkursionen, Ulrich Walter GmbH und das Ökodorf Brodowin.

Key Points der Studie

  • Zunehmend mehr Unternehmen betreiben „Greening“ von innen heraus – auch in konventionellen Branchen
  • Treiber sind oft junge Mitarbeitende und engagierte Chefs
  • Grünes Wissen ist zu wenig in den (berufsbildenden) Lehrplänen vertreten
  • Mathematisch-technische Qualifikationen sind auch rund um Nachhaltigkeit stark gefragt
  • Für die Berufsorientierung bietet das „Greening“ neue Ansätze zur Nachwuchsgewinnung

Sowohl die Entscheider in Unternehmen, die umweltrelevante Dienstleistungen anbieten, als auch die übrigen Unternehmen geben dabei an, dass ein grünes Bewusstsein (green awareness) zentral für die Gestaltung von Prozessen und Produkten ist.

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„Nicht nachhaltige Produkte und Dienstleistungen haben in Unternehmen langfristig einfach keine Chance mehr. Umweltthemen und Gerechtigkeitsfragen müssen hier von Anfang an bedacht werden“, so Reuter. Dabei spielt die Größe des Unternehmens keine Rolle. Im Rahmen der Umsetzung einer grünen Transformation setzen die Betriebe auf Maßnahmen, die sehr stark in der Unternehmensstruktur verankert sind. Die Unternehmen streben an, dass sich die Mitarbeiter aktiv in den Transformationsprozess einbringen und ihn mitgestalten.

Neben einer umweltorientierten Haltung ist dabei aber auch konkretes Wissen um ökologische Prozesse gefragt: „Hier kommen auch naturwissenschaftliche Kenntnisse und grüne (nachhaltige) Schlüsselkompetenzen zum Tragen“, erklärt Reuter. Solche Qualifikationen würden in den herkömmlichen Berufsausbildungen meist nicht vermittelt. Die Ausbildungspläne der berufsbildenden Schulen sind Ländersache. Die Kultusministerkonferenz hat bereits gefordert, dass Nachhaltigkeitsthemen in den Lehrplänen berücksichtigt werden sollten.

Doch es sollte schon vorher angesetzt werden. Vielen Jugendlichen vor der Ausbildungsentscheidung, aber auch Lehrpersonal, Berufsberatende oder Eltern, die die Berufswahl mitbeeinflussen, ist das „Greening der Berufe“ nicht bewusst. Die Studie ermöglicht auch ihnen, sich über die veränderten Anforderungen und Chancen, Nachhaltigkeit in der Arbeitswelt mitzugestalten, zu informieren.

Einordnung der interviewten Unternehmen

Unter „Greening“ fasst die Studie die Umstellung von Produkten und Prozessen Richtung Nachhaltigkeit. Mit leitfadengestützten Interviews wurden 20 Unternehmen auf Leitungsebene befragt. Neun der einbezogenen Unternehmen sind Großbetriebe mit mehr als 250 Mitarbeitenden, neun Unternehmen haben zwischen elf bis 249 Mitarbeiter (mittelgroße und kleine Unternehmen) und zwei Unternehmen gehören der Kategorie Kleinstunternehmen mit bis zu zehn Mitarbeitern an. Die Interview-Partner waren Geschäftsführer und bei den größeren Unternehmen Entscheider im Bereich Personal oder Kommunikation.

Nachhaltigkeit aus Sicht der Unternehmen

Die Auswertung der Interviews unterstreicht, dass sich die Unternehmen auf den Weg zu einer emissionsärmeren und ressourceneffizienteren Wirtschaftsweise gemacht haben. Die befragten Unternehmen betonen überwiegend, dass auch ein schrittweises Greening auf Unternehmensebene ein ganzheitliches Herangehen erfordert. Der Transformationsprozess im Unternehmen wird durch eine Ausweitung umwelt-, klima- und ressourcenschonender Produkte, Technologien und Dienstleistungen charakterisiert. Dies erfolgt sowohl bei der Umgestaltung des Produktportfolios durch Verbesserung der Produktionsverfahren und -technologien sowie durch Energie-, Ressourcen- und Materialeffizienz als auch durch Einsetzen von Recyclingverfahren, Forschung bzw. durch Wechsel auf nachhaltige Alternativen. Optimierungspotenziale sehen die Unternehmen im Bereich der Energieeffizienz mit Blick auf die Kernprozesse (Produktionsprozesse) und Support-Prozesse sowie Gebäude.

Wichtige Eckpunkte auf dem Weg zu einer Green Economy sind Forschung und Entwicklung in den Unternehmen. Insbesondere Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe investierten in den letzten Jahren sehr stark in innovative Zukunftstechnologien und Produkte.

Schwerpunkte der Unternehmen im Rahmen des Greening-Prozesses

Die Unternehmen setzen beim Greening überwiegend auf die Verbesserung der internen Prozesse sowie die Energie- und Materialbereitstellung. „Hier haben sie unmittelbaren Einfluss, ohne ihre Produkte oder Services verändern zu müssen“, erläutert Susanne Graf, Projektleiterin und Mitautorin der Studie. Außerdem sind diese Einflussnahmen oft kosteneffizient. „Es ist zwar nicht so, dass sich beispielsweise eine neue Energieversorgung für die Unternehmen direkt rechnet. In der Industrie werden Investitionen oft an Amortisationszeiten deutlich unter fünf Jahren gemessen. Das leisten viele Umweltinvestitionen nicht. Aber wenn die Mitarbeiter es einfordern und das Management offen ist, dann nehmen Unternehmen die notwendigen Investitionen dennoch vor. Denn sie wissen: Mittelfristig amortisieren sich die Investitionen doch und sie helfen, das Unternehmen zukunftssicher aufzustellen“, so Graf.

Hindernisse der Transformation

Die Unternehmen wurden auch dazu befragt, welche Hindernisse einer weitergehenden Transformation im Wege stehen. Dabei werden Kostenfaktoren, Lobbyeinflüsse und Marktgestaltung durch Lobbys sowie fehlendes Wissen der Mitarbeiter und Unternehmen oft genannt.

Welche Kenntnisse sind gefragt?

Neben den fachlichen Qualifikationen suchen die Unternehmen vor allem Mitarbeitende, die auch ökologisch motiviert sind. Gefragt sind auch Auszubildende, die sich mit dem Unternehmen identifizieren, die über den eigenen Tellerrand hinausschauen, und mit anderen Menschen, sei es mit dem Kollegium oder der Kundschaft, zusammenarbeiten und gut kommunizieren können.

Neben diesen generellen Skills setzen aber gerade die technischen Unternehmen bei der Auswahl vor allem auf branchenspezifische Fachkenntnisse. „Nur Umwelt reicht natürlich nicht“, erklärt Reuter.

Quelle: UD/pm
 

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