CSR-Management

CSR-Strategie als Kern einer zukunftsfähigen Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen

Seit 5. Januar 2023 ist die neue Nachhaltigkeitsberichterstattung – die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD oder auch CSR-Richtlinie 2.0) – in Kraft. Die EU-Mitgliedstaaten müssen diese nun innerhalb von maximal 18 Monaten in nationales Recht umzusetzen. Ungeachtet dieser Frist zur nationalen Ratifizierung unterliegen Unternehmen, auf die die CSR-Richtlinie 1.0 Anwendung findet, bereits für das Geschäftsjahr 2024 der neuen Berichtspflicht. In Abhängigkeit von definierten Größenkriterien (Umsatz > 40 Mio. EUR; Bilanzsumme > 20 Mio. EUR; Mitarbeitende > 250) sind circa 14.500 weitere Unternehmen in Deutschland für das Geschäftsjahr 2025 berichtspflichtig.

18.01.2023

CSR-Strategie als Kern einer zukunftsfähigen Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen

Von Thorsten Lorenzen, Partner bei Baker Tilly in Düsseldorf und Consultant Fynn Eckhardt

Die EU hat die Berichtszeiträume noch einmal verschoben und trägt damit der hohen Komplexität des Themas Rechnung. Die Verschiebung gewährt zwar allen betroffenen Unternehmen ein weiteres, dringend benötigtes Jahr Vorbereitungszeit. Sie sollten jedoch umgehend mit der Definition und Implementierung eines geeigneten Reportings- und Datenerhebungsprozesses beginnen und den Aufschub der Berichtspflicht nicht leichtfertig ungenutzt lassen.

Der Großteil der Handlungsfelder der CSRD ergibt sich aus dem European Sustainability Reporting Standard (ESRS), dem Standardrahmenwerk zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, welches sektorspezifische, sektorübergreifende und themenspezifische Standards enthält. Sie umfassen 84 Offenlegungspflichten und 1.144 quantitative wie qualitative Datenpunkte. Allein diese Anzahl lässt die Menge der Handlungsfelder erahnen, welche sich aus der CSRD ergeben. Zusätzlich müssen betroffene Unternehmen einige Kenngrößen der seit 2022 geltenden EU-Taxonomie in ihre CSRD-Berichte aufnehmen.

Kunden, Mitarbeiter, Stakeholder: ESG-Wettbewerbsdruck von allen Seiten

Spätestens durch die neuen Anforderungen der CSRD sollte in der Wirtschaft ein Bewusstseinswandel hin zu nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen einsetzen. Eine auf die Nachhaltigkeit ausgerichtete Unternehmensstrategie wie auch entsprechende Produkte, Leistungen und Prozesse entscheiden nämlich zunehmend über die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit.

Der damit zusammenhängende Wettbewerbsdruck ergibt sich aus vielen verschiedenen Richtungen: Es handelt sich um veränderte Kunden- und Mitarbeitererwartungen, verschärfte Regularien, Forderungen der Banken und steigendem Druck von weiteren Stakeholdern und Kapitalgebern. Demnach erwarten die Verbraucher von Unternehmen stärkere Bemühungen bei Nachhaltigkeit und sozialem Engagement und nehmen diese in die Pflicht. Rund 90 Prozent der deutschen Verbraucher halten Nachhaltigkeit und soziale Themen für wichtiger denn je. 65 Prozent der deutschen Verbraucher würden laut der Oracle-Savanta-Studie „No Planet B“ sogar ihre Beziehungen zu einer Marke beenden, wenn das Unternehmen Nachhaltigkeit und soziale Initiativen nicht ernst nimmt bzw. nicht auf ESG setzt.

Wie bei Verbrauchern wird das Thema ESG auch für eigene Mitarbeiter und potenzielle Arbeitnehmer wichtiger. Über die Hälfte aller Befragten der „No Planet B“ Studie würden ihren Arbeitgeber zugunsten eines nachhaltig engagierten Wettbewerbers verlassen. Einem Whitepaper zufolge ist es über der Hälfte der befragten Bewerber wichtig, unabhängig von der Altersklasse, dass sich das Unternehmen für den Kilmaschutz einsetzt (Jobfaktor-Klima).

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CSRD: ESG-Schaufenster für Unternehmen

Eine CSRD-konforme Berichterstattung ist ein wichtiger Treiber für diese Kunden- und Mitarbeitererwartungen in Bezug auf ESG-Faktoren. ESRS-Berichte schaffen Transparenz und Nachvollziehbarkeit, indem sie Angaben zu sämtlichen Umwelt-, Sozialen- und Governance-Kriterien enthalten. Diese geben Auskunft über den Unternehmensstandard und die geplanten Maßnahmen, beispielsweise über gerechte Bezahlung (Gender-Pay-Gap), Aus- und Weiterbildungsangebote sowie Nachhaltigkeitskriterien.

Somit können sich die Unternehmen über die CSRD-Berichterstattung profilieren und ihr Unternehmensimage verbessern. Über diesen Aspekt der Außendarstellung hinaus ist die CSRD-Berichterstattung auch für die interne Kommunikation der Unternehmen von dauerhaftem Wert, da sie wesentliche Themen besser steuern können.

Der Nachhaltigkeitsbezug zahlt sich aber auch mit Blick auf das wirtschaftliche Ergebnis aus. Demnach ist die EBIT-Marge in der Konsum- und Handelsbranche bei nachhaltig agierenden Unternehmen im Durchschnitt sechs Prozentpunkte höher als bei den weniger nachhaltig operierenden Wettbewerbern, so das Ergebnis einer LBBW-Studie zur Nachhaltigkeit. Damit lässt sich die Annahme entkräften, die CSRD-Berichterstattung und der damit zusammenhängende Aufwand stellen Einschränkungen dar und kosten nur Geld. Ohne Frage ist die Implementierung der CSRD mit viel Zeit- und Umstellungsaufwand verbunden, sodass die Unternehmen kurzfristig mit Mehrkosten belastet werden. Allerdings zeigt der Blick auf die langfristigen Effekte, dass dieser Wandel und ESG-Bezug auch positive ökonomische Effekte mit sich bringt.

ESG-Kriterien entscheiden über Zugang zum Kreditmarkt

Auch bei Kapitalgebern und Investoren gewinnt die Ausrichtung auf eine belastbare Nachhaltigkeitsstrategie zunehmend an Bedeutung. Demnach berücksichtigen über die Hälfte der institutionellen Anleger der ESG Global Survey zufolge ESG-Kriterien bei der Anlageentscheidung. Dabei geben fast dreiviertel der Anleger an, dass ihre ESG-konformen Investments in den vergangenen Jahren eine bessere Performance erreicht haben als ihre vergleichbaren traditionellen Investments (The Economist Report).

Zudem kommt es zu einer stetigen Zunahme von Übernahmen und Fusionen mit ESG-Bezug. Fast ein Viertel der Transaktionen am M&A Markt sind inzwischen sogenannte „green deals“ (LBBW-Studie M&A). Dabei ist von Bedeutung, dass „green deals“ eine Zusatzrendite bringen. Das heißt, dass sie etwa zweieinhalb Mal so gut abschneiden wie die Papiere nach gängigen Transaktionen (gemessen an der Performance der jeweiligen Aktien zwei Jahre nach der Transaktion in den vergangenen 20 Jahren, Handelsblatt; LBBW-Studie M&A).

Demzufolge müssen die Unternehmen ihren Fokus auf ESG ausrichten und sich entsprechend positionieren. Diese strategische ESG-Ausrichtung werden die Unternehmen über den ESRS-Bericht aufzeigen können. Auch in Bezug auf Banken und den Kreditmarkt spielen diese Faktoren eine zentrale Rolle. Folglich ist davon auszugehen, dass ab Mitte des Jahres die ESG-Kriterien verstärkten Einfluss auf das Kreditrating und den Zugang zum Kreditmarkt haben werden.

Bei den Vorteilen und der Sinnhaftigkeit der Nachhaltigkeitsberichterstattung darf nicht außer Acht gelassen werden, dass das Reporting und die zugehörigen organisatorischen, prozessualen, datentechnischen und systemischen Anpassungen zu wesentlichen Kosten führen werden. Die EU hat als Ziel definiert, dass die Nachhaltigkeitsberichterstattung denselben Stellenwert wie die finanzielle Berichterstattung erreichen soll. Dementsprechend werden auch die Kosten auf einem ähnlichen Niveau liegen. Eine belastbare und Wettbewerbsvorteile generierende Nachhaltigkeitsstrategie und Nachhaltigkeitsberichterstattung ist wertvoll. Sie kann preiswert gestaltet werden, aber nicht billig.

Über die Autoren:

Thorsten Lorenzen

Thorsten Lorenzen, Partner bei Baker Tilly

Fynn Eckhardt

Fynn Eckhardt, Consultant

 

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