CSR-Management

Ein Chief Sustainability Officer ist nur der Anfang

Obwohl der Geschäftserfolg eines Unternehmens auch maßgeblich von dessen Nachhaltigkeitsstrategie abhängt, scheitert die Umsetzung dieser in der Praxis dennoch häufig. Wie die Nachhaltigkeitstransformation in Unternehmen ganzheitlich gelingen kann, erfahren Sie in diesem Beitrag.

05.03.2020

Mathias Lelievre, CEO EngieImpact, erklärt, wie  Nachhaltigkeitsziele von Unternehmen am besten umgesetzt werden können und welche Rolle CSOs dabei spielen.
Mathias Lelievre, CEO EngieImpact, erklärt, wie Nachhaltigkeitsziele von Unternehmen am besten umgesetzt werden können und welche Rolle CSOs dabei spielen.

Von Mathias Lelievre, CEO bei ENGIE Impact

99 Prozent der CEOs weltweit sind davon überzeugt, dass Nachhaltigkeit relevant für ihren Geschäftserfolg ist. Zudem zeigten die Climate Week New York, die Klimakonferenz in Madrid und der Klimaschutz-Appell von weltweit 70 CEOs führender Unternehmen an den US-Präsidenten: Nachhaltigkeit steht inzwischen ganz oben auf der Agenda der weltweit größten Unternehmen. Auch 76 Prozent der Bevölkerung verlangen laut dem Trust Barometer von Edelman, dass Unternehmenslenker eine führende Rolle beim Kampf für Nachhaltigkeit und gegen den Klimawandel einnehmen sollten.

All diese Entwicklungen haben dazu geführt, dass die Rolle des Chief Sustainability Officers (CSO) als Verantwortlicher für die Nachhaltigkeitsstrategie in einem Unternehmen eingeführt wurde. Unternehmen wie P&G, Nike und H&M waren mit die ersten. Es ist davon auszugehen, dass der Bedarf an einer effektiven Nachhaltigkeitsstrategie in Unternehmen dazu führt, dass diese Position sich weiter verbreitet. Gleichzeitig wird die Rolle zunehmend mehr Macht und Möglichkeiten innerhalb eines Unternehmens erhalten, um die Nachhaltigkeitstransformation wirklich umsetzen zu können. 

Dass diese Rolle entstanden ist, ist wichtig und richtig. Aber mit dem wachsenden Verständnis für den Aufgabenbereich und die Herausforderungen, die die Nachhaltigkeitstransformation mit sich bringt, wird klar, dass ein CSO dies allein nicht leisten kann. Auch wenn sich diese zentrale Rolle auf Geschäftsführungsebene in immer mehr Unternehmen verbreiten wird, können die Aufgaben und Verantwortlichkeiten für Nachhaltigkeitsinitiativen nicht allein auf seinen Schultern ruhen. Dafür sind sie zu Komplex und die Abhängigkeiten innerhalb des Unternehmens zu groß. Jeder Mitarbeiter und die gesamte Führungsebene müssen Teil der Strategie und Maßnahmen sein. Die Aufgabe des CSO ist daher, sicher zu stellen, dass alle an einem Strang ziehen und verstehen, warum dieses Engagement wichtig ist. Eine undankbare Aufgabe für den CSO, die aber funktionieren kann, wenn die folgenden Punkte beachtet werden.

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Nachhaltigkeit muss Teil der Unternehmenskultur werden

Eine kürzlich veröffentlichte Studie für Großbritannien hat festgestellt, dass fast drei Viertel der Büroarbeiter von ihrem Arbeitgeber eine Optimierung des Nachhaltigkeitskonzepts verlangen. 24 Prozent würden sogar eine Arbeitsstelle ablehnen, wenn ihnen das Unternehmen nicht nachhaltig genug ist. Auch in Deutschland und den USA stehen Meinung und Werte immer mehr im Fokus der Mitarbeiter. Dazu zählen auch das Engagement für Nachhaltigkeit und allgemein das Thema Corporate Responsibility. Insgesamt wird umweltfreundliches Handeln von Mitarbeitern und Kunden immer mehr gefordert. Die Etablierung einer nachhaltigen Unternehmenskultur ist daher ein Muss für jedes Unternehmen, das weiterhin gut ausgebildete Mitarbeiter einstellen und Kundenbedürfnisse befriedigen will. 

Dabei muss das Einleiten eines Umdenkens nicht teuer oder schwer sein. Der erste Schritt ist zu erklären, warum die Bestrebungen im Unternehmen wichtig sind. Der CSO hat dann die Verantwortung, die Strategie und Ziele auf die einzelnen Abteilungen herunterzubrechen. Dabei sollte er auch kommunizieren, wer wie und mit welchem Effekt auf das ganzheitliche Nachhaltigkeitsziel einzahlt. Zudem gilt es, Erfolge einzelner Abteilungen und Mitarbeiter zu belohnen, die sich besonders mit der Strategie identifizieren. Diese Mitarbeiter können dann als Nachhaltigkeits-Champions ihre eigene Geschichte erzählen und so das Engagement innerhalb des Unternehmens zusätzlich erhöhen.

Wenn CSOs einen überzeugenden Business Case für die Nachhaltigkeitsaktivitäten des eigenen Unternehmens formulieren und Abteilungen für ihr Engagement belohnen, können Mitarbeiter ihre täglichen Aufgaben einfacher an die unternehmensweite Strategie anpassen.

Die Führungsebene muss ganzheitlich involviert werden

Nachhaltigkeitsaktivitäten können und sollten nicht isoliert durchgeführt werden. Sie müssen Teil einer ganzheitlichen Unternehmenskultur sein. Und diese muss auch von der Geschäftsführung vorgelebt werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Nachhaltigkeitsziele erreicht werden können. Denn effektive Initiativen basieren darauf, dass alle Abteilungen in dieselbe Richtung zielen. Denkmuster innerhalb eines Unternehmens zu verändern, ist aber keine einfache Aufgabe. Der CSO hat die Verantwortung, alle Abteilungen zusammenzubringen und sicherzustellen, dass sie zusammenarbeiten. Er muss auch gewährleisten, dass die Wichtigkeit der Nachhaltigkeitsstrategie und die Vorgehensweise des Unternehmens überall verstanden werden.

Ein innovativer Ansatz kommt zum Beispiel von Ikea. Das schwedische Unternehmen hat alle seine Country Manager auch zu Chief Sustainability Officers ernannt. Ein deutliches Signal, dass im gesamten Unternehmen dazu geführt hat, dass sich jede Region verstärkt auf den Erfolg der Nachhaltigkeitsinitiativen fokussierte. Zudem muss sich der CSO mit jedem weiteren Geschäftsführer verbünden, um Nachhaltigkeit ganzheitlich sowohl in der Kultur als auch der Wertschöpfungskette zu verankern. Für viele Unternehmen ist die Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie der einzige Weg, um einen Effekt zu erzielen, der CSO muss diesen Wandel vorantreiben.

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Nachhaltigkeit muss mit Unternehmenszielen verknüpft werden

Der CSO hat nicht nur Einfluss auf die Nachhaltigkeitsaktivitäten. Indem er eine Langzeitstrategie implementiert, kann er einen erheblichen Einfluss auf das Unternehmen als Ganzes haben. Zum Beispiel kann sich die Marke und die Reputation einer Organisation durch eine fortschrittliche und innovative Nachhaltigkeitsinitiative verbessern. Unternehmen gelingt es mit höherer Wahrscheinlichkeit, gut ausgebildete Mitarbeiter für sich zu gewinnen, wenn sie ihre Umweltaktivitäten kommunizieren. Laut des Reports „Made for the Future“ der HSBC Bank sagen 24 Prozent der Unternehmen, dass Nachhaltigkeit entscheidend für die Personalbeschaffung und Firmentreue der Mitarbeiter ist. Daraus wird klar, dass die Arbeit und Ressourcen, die Unternehmen jetzt in Nachhaltigkeit stecken, ihr Wachstum in der Zukunft sichern werden.

Wenn der CSO mit den anderen Geschäftsführern gemeinsam daran arbeitet, wie Nachhaltigkeit die Agenda jedes Einzelnen unterstützt, dann wird sie zu einer langfristigen Priorität über alle Unternehmenszyklen und Konjunkturen hinweg.

Der CSO ist nur der Anfang

Spätestens 2020 haben Unternehmen eine Verpflichtung, Nachhaltigkeitsinitiativen und -strategien zu implementieren. Der Druck nimmt von allen Seiten weiter zu und Unternehmen, die den Klimawandel ignorieren und keine Nachhaltigkeitsstrategie implementieren, werden es in Zukunft sehr schwer haben.

Aufgrund der Komplexität und der Vielzahl an Abhängigkeiten, kann die Verantwortung und Last einer Nachhaltigkeitstransformation aber nicht allein der CSO tragen. Es ist nicht nur der Job des CSO, Nachhaltigkeit innerhalb des Unternehmens zu fördern. Alle Führungspositionen müssen sich zur Nachhaltigkeit verpflichten, denn 80 Prozent aller Nachhaltigkeitsprojekte scheitern ohne Unterstützung der Führungsebene. Die Entwicklungen der vergangenen Jahre begünstigen dabei die Kooperationswilligkeit. Fortschritte in Nachhaltigkeitstechnologien haben dazu geführt, dass moderne Unternehmen Millionen sparen. Zudem stellen Umweltinitiativen inzwischen eine wettbewerbsbedingte Notwendigkeit dar, die dabei helfen, Stakeholder, Investoren und Kunden für sich zu gewinnen. Um „gutes Wachstum“ und nicht nur „Wachstum“ zu erzielen, muss Nachhaltigkeit daher zur Aufgabe jedes Einzelnen im Unternehmen werden.

Quelle: UD
 

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