Was hat Fisch mit den Nachhaltigkeitszielen der UN zu tun?
Angesichts der ernüchternden Halbzeitbilanz der von den Vereinten Nationen bis 2030 gesetzten Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) weisen die beiden gemeinnützigen Umweltorganisationen ASC und MSC im Rahmen ihrer gemeinsamen DACH-weiten Initiative „Check deinen Fisch!“ auf die notwendige Mithilfe eines jeden Einzelnen von uns hin.
09.10.2023
Denn die 17 Ziele, die Armut bekämpfen, Umwelt schützen und Wohlstand für alle sichern sollen, bieten eine gemeinsame Zukunftsvision und einen Rahmen, um Regierungen, Industrie, gemeinnützige Organisationen und eben die gesamte globale Gemeinschaft bei ihrer Zusammenarbeit für eine bessere Welt zu unterstützen.
Rebecca Freitag, Deutschlands UN-Jugenddelegierte für Nachhaltige Entwicklung 2017-2019, weiß um die schlechte SDG-Halbzeitbilanz – erst 15 Prozent der globalen Ziele sind auf dem richtigen Weg. Und dennoch hat sie einen motivierenden Appell: „Die 17 Sustainable Development Goals sind als Geschenk für die Welt zu betrachten.“ Die SDGs seien in der Lage, „unsere komplexen Herausforderungen in 17 Ziele einzuteilen, die uns mit ihren 169 Unterzielen und über 200 Indikatoren einen sehr konkreten Fahrplan in eine lebenswerte Zukunft geben“, so Freitag weiter.
Damit wir die Ziele ernsthaft erreichen, ist es erforderlich, dass wir die SDGs im Kern unserer Aktivitäten verankern – beispielsweise im Geschäftsmodell – und dabei mehrere Ziele auf einmal verfolgen, mahnt Freitag. Am Beispiel der globalen Fischindustrie macht die junge „Nachhaltigkeits-Gestalterin“, wie sich sich selbst nennt, genau dies deutlich: „Lange bevor es die SDGs gab, wollten die beiden Umweltorganisationen ASC und MSC die Überfischung und negative Einflüsse auf die Meere durch strenge Nachhaltigkeitsauflagenreduzieren und trugen damit zu den ökologischen Zielen (SDG 14, 15, 13) bei. Gleichzeitig förderte ihre Präsenz eine nachhaltige Lieferkette (SDG 12), schufen faire Arbeitsplätze (SDG 8) und öffneten neue Märkte für den Seafood-Sektor im globalen Süden (SDG 10)“, bilanziert Rebecca Freitag.
Die soziale Wirkung liege dabei auf der Hand, ist sich die 31-jährige Berlinerin sicher: „Faire Bezahlung bekämpft Armut (SDG 1), und nachhaltig gefangener Fisch trägt zur gesunden Ernährung (SDG 3), sowie zur Ernährungssicherheit (SDG 2) bei.“ In Partnerschaften mit Regierungen und WissenschaftlerInnen (SDG 17) setzten ASC und MSC Standards um und entwickeln diese weiter, „damit der Anteil nachhaltig genutzter Fischbestände in unseren Gewässern hoffentlich wieder wächst und Überfischung beendet werden kann“.
ASC (Aquaculture Stewardship Council) und MSC (Marine Stewardship Council) leisten mit ihren Standards für verantwortungsvolle Zucht beziehungsweise nachhaltigen Wildfang von Fisch und Meeresfrüchten zwar vor allem für das Nachhaltigkeitsziel „Leben unter Wasser“ (SDG 14) wichtige Beiträge, doch sie tragen auch wesentlich zu vielen anderen SDGs bei. Der ASC beispielsweise trägt auf verschiedenen Wegen zur Verwirklichung von Frieden, Gerechtigkeit und starken Institutionen (SDG 17) bei, und setzt sich für die Rechte von Frauen (SDG 5 - Geschlechtergerechtigkeit) und die Abschaffung von Kinderarbeit ein. Nachhaltige, MSC-zertifizierte Fischereien leisten unter anderem einen Beitrag zur Bekämpfung von Hunger (SDG 2): Fisch und Meeresfrüchte sind für fast drei Milliarden Menschen eine der Hauptproteinquellen. Gesunde Fischbestände und nachhaltige Fischerei sind deshalb unbedingt nötig, um die Versorgung der Welt mit Nahrung und wertvollen Nährstoffen auch langfristig zu sichern.
Die Ziele der Vereinten Nationen seien Ausdruck einer neuen erfolgreichen Herangehensweise: „Ein systemisches Denken und Handeln im Erkennen der Synergien und dem Vermeiden von Trade-offs zwischen den Zielen“, formuliert es Rebecca Freitag, Dozentin für interdisziplinäre Nachhaltigkeit an der Fachhochschule Potsdam.
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