Interview: CR-Managerin Yvonne Benkert über die neue MAN-Klimastrategie

Aus Sicht der Stakeholder zählt der Klimawandel zu den größten Herausforderungen, denen sich der Fahrzeug- und Maschinenbaukonzern MAN künftig stellen muss. Auch das Unternehmen selbst räumt diesem Thema höchste Priorität ein: Um zu einer Reduktion der globalen CO2-Emissionen beizutragen, legte MAN jetzt die neue Klimastrategie fest. Yvonne Benkert ist Senior Manager Corporate Responsibility bei MAN und hat das Expertenteam zur Entwicklung der neuen Klimastrategie geleitet. Im Interview mit UmweltDialog berichtet sie über die Entwicklung, den Inhalt sowie die Ziele der neuen Klimastrategie.

15.08.2012

Yvonne Benkert, Senior Manager Corporate Responsibility bei MAN. Foto: MAN
Yvonne Benkert, Senior Manager Corporate Responsibility bei MAN. Foto: MAN

UmwelDialog (UD): Warum engagiert sich MAN in Sachen Klimaschutz?

Yvonne Benkert: Heute ist der Transportsektor für etwa 15 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich und trägt damit maßgeblich zum Klimawandel bei. Als weltweit tätiges Unternehmen im Bereich Transport und Energie steht MAN daher für die eigene Produktion und seine Produkte in der Verantwortung. Wir wollen einen Beitrag zur Reduktion des globalen CO2-Fußabdrucks des Transport- und Energiesektors leisten. Auch um die Erwartungen unserer Stakeholder zu erfüllen: Eine Umfrage im vergangenen Jahr ergab, dass aus Sicht der befragten Stakeholder die Ressourcenschonung und der Klimawandel die größten Herausforderungen für MAN darstellen. Aus unserem Engagement wollen wir aber natürlich auch unternehmerische Chancen schöpfen: Zum Beispiel gibt es in vielen Staaten inzwischen verbindliche Klimaschutzziele und in den Ländern der Europäischen Union treten immer strengere Euro-Normen für Lkw und Busse ein. Unser CO2-effizientes Produkt- und Serviceportfolio ermöglicht es, die Klimaschutzziele und die regulatorischen Vorgaben einzuhalten. Ressourceneffizienz ist also längst zum Wettbewerbsfaktor geworden.

UD: Zur Konzeption und Implementierung der neuen Klimastrategie hat MAN ein internes Expertenteam mit Ihnen als Leiterin zusammengestellt. Wie hat sich dieses zusammengesetzt und welche Kompetenzen waren dazu besonders wichtig?

Benkert: Das so genannte „Climate Expert Team“ wurde Anfang 2011ergänzend zu dem „CR Excellence Team“ einberufen. Es trifft sich monatlich und setzt sich aus Experten der Teilkonzerne MAN Truck & Bus, MAN Diesel &Turbo und MAN Latin America zusammen. Fachlich sind die Bereiche strategische Produktentwicklung Lkw und Bus, Umwelt- und Arbeitssicherheitsmanagement der Produktionsstandorte, Business Strategy sowie der internationale Vertrieb und das Key Account Management repräsentiert. Bei der Auswahl der Teammitglieder ging es primär um deren Expertise in den klimaschutzrelevanten Bereichen, wie etwa produktiver Umweltschutz oder die Entwicklung effizienter und umweltfreundlicher Produkte.

UD: Wie ist das Team zur Entwicklung der Klimastrategie vorgegangen?

Benkert: Als Grundlage zur Entwicklung der Klimastrategie definierten wir als erstes die wichtigsten Werte und Prinzipien zu denen Verbindlichkeit, Authentizität, Transparenz und Kommunikation zählen. Daraufhin führten wir eine Analyse der vier relevanten Megatrends hinsichtlich der Chancen und Risiken für den Konzern durch. Dabei kristallisierten sich der Klima- und Umweltschutz, der demografischer Wandel, die Globalisierung sowie die Urbanisierung als die wichtigsten Bereiche heraus. Es folgte die Analyse der internationalen Stakeholderbefragungen aus 2010 und 2011, das benchmarking der internationalen Wettbewerber sowie die Erfassung der europäischen und internationalen Regulierungen bis 2020. Anschließend werteten wir die Umweltkennzahlen der Produktionsstandorte weltweit aus und ermittelten daraus unter anderem das konzernweite Klimaziel, das für alle Standorte weltweit verbindlich gilt: Die Reduktion der CO2-Emissionen um 25 Prozent bis 2010 im Vergleich zu 2008. Zur erfolgreichen Umsetzung der Klimastrategie leiteten wir außerdem aus all den gewonnenen Ergebnissen fünf Kerninitiativen ab.

UD: Wie setzen sich die zentralen Handlungsfelder der Klimastrategie zusammen?

Benkert: Dazu gehört die CO2-Reduktion durch Steigerung der Energieeffizienz, Nutzung erneuerbarer Energie, Energieerzeugung durch Kraft-Wärme-Kopplung sowie ein umfassendes Energiemanagement. Ebenso sind ein konsequent effizientes Produktportfolio sowie die Ermittlung konkreter Einsparziele entlang des gesamten Produktionszyklus wichtige Bausteine. Aber auch der Dialog mit unseren Kunden, mit denen wir uns über Möglichkeiten zur Senkung der CO2-Emissionen austauschen. Die fünfte Kerninitiative widmet sich der Steuerung der Klimastrategie. Dazu definieren wir Kennzahlen, die wir regelmäßig erheben und berichten. Eine weitere flankierende Initiative ist die interne und externe Kommunikation der Klimastrategie.

UD: Wie erfolgt die Umsetzung dieser Maßnahmenpläne und Zielerreichung in der Praxis?

Benkert: Die Experten des Teams sind als Projektleiter für einzelne Kerninitiativen in der konzernweiten Umsetzung verantwortlich. Die Produktstrategen verantworten beispielsweise die „Initiative 4“, in deren Rahmen die CO2-Einsparpotentiale entlang des Produktlebenszyklus ermittelt werden und entwickelten ein Tool zur Berechnung des Product Carbon Footprints. Das Climate Expert Team versteht sich genauso wie das CR Excellence Team als Treiber für zukunftsfähige Strukturen und neues Denken bei MAN und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Integration von CR in die DNA des Unternehmens.

UD: Ein konsequent effizientes Produktportfolio zählt als wichtiger Baustein der neuen Klimastrategie. Welche Produkte sind dabei für MAN die stärksten Zugkräfte zur Erreichung der Klimaziele?

Benkert: Konsequent effizient bedeutet für MAN sowohl maximale Wirtschaftlichkeit als auch größtmögliche Schonung unserer Umwelt. In der Fernverkehrspraxis liegt der Schwerpunkt auf der Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs, was weniger CO2 zur Folge hat. Ein effizientes Zugpferd ist die konsequent auf Kraftstoffeffizienz und CO2-Einsparung ausgelegte MAN TGX EfficientLine. Sie ist seit knapp zwei Jahren auf dem Markt - erst kürzlich rollte das zehntausendste Exemplar vom Band. Die umweltfreundliche Modellvariante eignet sich besonders für den Fernverkehr und ist daher weltweit nachgefragt. Erfolgreich ist auch der Lion´s City Hybrid im Stadtverkehr, der mit bis zu 30 Prozent weniger Kraftstoff auskommt und so 26 Tonnen CO2 pro Jahr einspart. Aber auch MAN Latin America hat einige wichtige klimafreundliche Lösungen vorzuweisen: Sie entwickelten beispielsweise den ersten brasilianischen Lkw mit einem hydraulischen Hybrid-Antrieb, den VW Constellation 17.280 6x2 Hybrid. Er bietet eine erhöhte Energie-Effizienz, ist günstiger als vergleichbare Hybrid-Angebote auf dem brasilianischen Markt und optimal für die Bedingungen in Schwellenländern. Zudem präsentierte das Unternehmen mit dem MAN TGS 33.440 6x4 das erste Modell, das mit Diesel und Ethanol betrieben werden kann, was ebenfalls den CO2-Ausstoß verringert. Für nachhaltige Innovationen wie diese hat MAN Latin America im Juli 2012 fünf Auszeichnungen gewonnen.

UD: Wie unterstützt MAN Kunden, die sich ebenfalls eigene Ziele zur Senkung der CO2-Emissionen gesetzt haben?

Benkert: Unser konsequent-effizientes Produkt- und Serviceportfolio ist dabei der Dreh- und Angelpunkt. Wir suchen bewusst den Dialog mit unseren Kunden, um deren Engagement für das Klima mit unseren zusammenzubringen und gemeinsam über nächste Schritte zu diskutieren. So haben zum Beispiel bereits Gespräche mit der Deutschen Post DHL stattgefunden und wir haben neben den effizienten und CO2-sparenden Produkten auch über andere Ansätze in den operativen Prozessen zur CO2-Einsparung gesprochen, wie etwa Green Supply Chain, CO2 sparende Dienstwagenflotte oder Carbon Accounting & Controlling-Systeme. Wir wollen auch voneinander lernen, indem wir Best-Practice Beispiele bei der Umsetzung von Strategien teilen. Das Zusammenspiel zwischen unserer eigenen Produktentwicklung, unseren Zulieferern, unseren sowie deren Kunden und der Gesetzgebung ist zwar sehr komplex, aber auch sehr wichtig um den Herausforderungen des Klimawandels wirkungsvoll zu begegnen.

UD: Wie geht MAN mit dem Thema Ressourcenschonung um?

Benkert: Die Ressourcenschonung ist für MAN ein zentrales Thema in der Produktion. 2013 wollen wir uns auch hierfür konkrete Ziele stecken, wie etwa Einsparziele für unseren Wasser- und Energieverbrauch. Dabei orientieren wir uns an den Zielen von Volkswagen.

UD: Welche Bedeutung nimmt die neue Klimastrategie im Rahmen der CR-Strategie von MAN ein?

Benkert: Die Klimastrategie von MAN ist Teil der CR-Strategie und trägt dazu bei, die Unternehmensziele zu erreichen.

UD: Vielen Dank für das Gespräch!

Quelle: UD
 

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