Arbeitsplatz

Faire Steine von toom

Man läuft über sie, wäscht sich darin oder stellt sie sich als Deko in den Garten: Produkte aus Naturstein sind in so gut wie jedem Haushalt zu finden. Der Rohstoff kommt allerdings häufig aus Indien, China oder Vietnam und wird dort oft unter schlechten Bedingungen gewonnen. toom Baumarkt will das ändern.

19.06.2018

Grafik Naturstein

„Naturwerkstein findet sich als Baustoff in nahezu fertiger Form in der Natur. Es ist ein im Laufe von Jahrmillionen gewachsenes lebendiges Material“, heißt es in einer Fachinformation des Deutschen Naturwerkstein-Verbandes (DNV). Marmor, Granit, Sandstein und Co. sind dank verschiedener Formen, Farben und Härtegrade flexibel einsetzbar. Sie eignen sich beispielsweise als Bodenbelag, man macht aus ihnen Küchenplatten oder kleidet damit Mauern aus. Auch im Steinmetzhandwerk wird der Rohstoff häufig verwendet.

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Dabei gilt er zudem als nachhaltig: „Für seine eigentliche Herstellung ist kein Energiebedarf notwendig. Lediglich bei der Gewinnung und Bearbeitung wird Energie verbraucht; der Anteil ist jedoch im Vergleich mit anderen Baustoffen gering“, informiert der DNV. Außerdem enthält Naturstein keine Giftstoffe. Er kann nicht brennen, ist wetterbeständig und bei richtiger Nutzung mehrere tausend Jahre lang haltbar. Daher lässt er sich auch gut weiterverwenden.

Schlechte Produktionsbedingungen und Kinderarbeit

Das Problem aus Nachhaltigkeitssicht liegt also anderswo: Der Großteil der in Deutschland verwendeten Naturwerksteine wird in China, Indien und Vietnam abgebaut. Dadurch entstehen lange Transportwege. In den Steinbrüchen herrschen oft schlechte Arbeitsbedingungen, auch Kinderarbeit ist an der Tagesordnung. Zwar gibt es dort, genauso wie in Europa, Gesetze gegen Kinderarbeit sowie zum Schutz der Arbeiter und der Umwelt. Diese werden aber häufig nicht eingehalten, zumal eine große Anzahl der Steinbrüche illegal ist. Regelmäßige Überstunden, kaum freie Tage, schlechte Bezahlung und fehlende Schutzausrüstung setzen den Arbeitskräften zu. Auch die Schuldknechtschaft ist ein problematischer Aspekt. Viele Arbeiter haben durch Lohnvorauszahlungen Schulden bei ihren Arbeitgebern. Weil die Zinsen für diese Kredite so hoch sind, müssen auch oft noch die nachfolgenden Generationen dafür aufkommen.

Der Abbau von Naturstein ist harte Arbeit.
Der Abbau von Naturstein ist harte Arbeit.

Neben den finanziellen Schwierigkeiten drohen zudem gesundheitliche Probleme. Silikose, auch bekannt als Quarzstaublunge, ist bei den Arbeitern eine weit verbreitete Krankheit. Der eingeatmete Staub setzt sich in den Lungen ab und verursacht Entzündungen. Die Folgen können tödlich sein und treffen auch die Kinder: „Wenn sie bereits als Babys mit in die Steinbrüche genommen wurden und auch später dort arbeiten müssen, haben sie eine Lebenserwartung von 30 Jahren. Diese Kinderzwangsarbeit kann durchaus als schleichender Mord bezeichnet werden“, so Benjamin Pütter, Kinderarbeitsexperte und Berater des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“.

Ökologische Transparenz von Naturstein dank EPD

Welche Stoffe beinhalten Bauprodukte? Welche Ressourcen wurden für ihre Herstellung verwendet? Und welche Umweltauswirkungen entstehen dadurch? Antworten auf diese Fragen bieten sogenannte Umwelt-Produktdeklarationen (EPDs), die das Institut Bauen und Umwelt e.V. (IBU) veröffentlicht. Dabei kann der gesamte Lebenszyklus eines Bauproduktes analysiert werden bis hin zu Angaben zum Rückbau, der Recyclingfähigkeit und dem Deponiebedarf. Umweltfreundliche Baustoffe sind aber noch keine Garantie für Nachhaltigkeit. Der geeignete Einsatz, auch in Verbindung mit weiteren Materialien, ist entscheidend. 

Auch für Naturstein hat das IBU in der Vergangenheit EPDs ausgestellt, beispielsweise für Euroroc, dem Zusammenschluss der nationalen Natursteinverbände Europas. Die EPD listet im Fall von Naturstein u.a. Daten zum Energieverbrauch beim Abbau, bei der Verarbeitung, dem Transport und der Installation vor Ort auf, wie das Magazin Stone-Ideas berichtete. „Die Zertifizierung der EPD des IBU beinhaltet eine unabhängige Überprüfung der von PE International erstellten EPD und belegt die Umwelteinwirkungen der Produkte aus Naturstein“, erklärte hierzu der Deutsche Naturwerkstein-Verband. „Damit können Produkte derselben Kategorie direkt, transparent und sinnvoll ökologisch miteinander verglichen werden, was sonst kaum möglich wäre.“

Siegel für Produkte von toom Baumarkt

Weil die Baumarktkette toom rund 89 Prozent seiner Natursteine aus China bezieht, achtet das Unternehmen ganz besonders auf die Einhaltung der Menschenrechte in der gesamten Lieferkette für Natursteine. Bereits im Jahr 2014 hat der Mutterkonzern REWE Group dafür gemeinsam mit Experten eine Leitlinie erarbeitet. „Als verantwortungsvoll handelndes Unternehmen ist es uns besonders wichtig, die Herkunft der Natursteine, den ausreichenden Schutz der Arbeiter in den Steinbrüchen und die Einhaltung der Menschenrechte bei der Produktion von Natursteinerzeugnissen sicherzustellen“, erklärt Dominique Rotondi, Geschäftsführer Einkauf bei toom.

Jedes Produkt, das aus diesem Rohstoff gefertigt wurde, trägt deshalb sowohl das Siegel „Pro Planet“ als auch das „XertifiX Plus“-Label. Für die Vergabe durch den unabhängigen Verein XertifiX e.V. gelten gewisse Bedingungen. Unter anderem darf es keine Kinder- oder Zwangsarbeit geben, die Beschäftigten müssen den Mindestlohn erhalten und auch die Zeiten sollen fair sein. Genauso wichtig sind der Arbeitsschutz sowie Maßnahmen für die Umwelt.

Transparenz in der gesamten Lieferkette

Regelmäßige Audits garantieren, dass die Anforderungen umgesetzt werden. Dafür werden sowohl die Verarbeitungsbetriebe als auch die Steinbrüche überprüft. Zwei Mal im Jahr macht XertifiX diese Kontrollen, mindestens eine davon unangekündigt. „Basierend auf den Ergebnissen erarbeiten wir individuelle Maßnahmenkataloge. Wir entscheiden, mit wem wir die Zusammenarbeit fortführen, welche Steinbrüche und Verarbeiter weiter geschult werden müssen oder wo es wegen offenkundiger Mängel keine Perspektive für eine Zusammenarbeit mit toom geben kann“, so Dominique Rotondi.

Ganz besonders wichtig ist die Transparenz in der gesamten Lieferkette. XertifiX und toom haben dazu gemeinsam einen Prozess entwickelt, bei dem schon die Rohblöcke in den Steinbrüchen entsprechend gekennzeichnet werden. „Mit Hilfe dieses Systems kann der Käufer der Natursteine sicher sein, dass die Produktionsstätten der gekauften Steine tatsächlich kontrolliert wurden und die Standard-Kriterien dort erfüllt werden,“ informiert der Verein auf seiner Website.

„Traceability-System“ von XertifiX

Mit Hilfe eines Traceability-Systems will XertifiX die lückenlose Rückverfolgbarkeit der Natursteine sicherstellen. Wichtig dafür sind zum einen die Markierung der Steine und zum anderen die Verfügbarkeit von Dokumenten zur Überprüfung. So funktioniert das:

  1. Im Steinbruch werden alle Rohblöcke, die ein XertifiX-Siegel bekommen sollen, mit einem Label (XertifiX-ID) versehen. Außerdem wird die Menge der Steine dokumentiert. 
  2. In der Fabrik lagert man die Rohblöcke, die die XertifiX-ID haben, getrennt von Steinen aus anderen Steinbrüchen.
  3. Die Kisten mit den Natursteinen, die exportiert werden, müssen ebenfalls individuelle XertifiX-Label tragen. Die Lieferpapiere für den Importeuer behält der Fabrik-Betreiber. Außerdem erstellt er eine Liste mit den Label-ID-Nummern. Diese Liste muss auch die Verschiffungsinformationen enthalten.
  4. Die Kisten werden vom Importeur schließlich so gelagert, dass die Label von XertifiX zu jeder Zeit überprüft werden können.

Alle Dokumente müssen für den XertifiX-Auditor ständig einsehbar sein. 

Mehr Informationen zu dem Traceabilty-System finden Sie hier.

Quelle: UmweltDialog
 

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