Mobilität & Logistik

Telekom richtet Fahrzeugflotte nachhaltig aus

Bei betrieblicher Mobilität wird immer zunächst gerne auf den CO2-Austoß des Vorstands geschaut. Doch das Thema ist komplizierter: Dazu zählen neben der Fahrzeugflotte nämlich auch die Einbindung der Mitarbeiter und ihrer Mobilitätsanforderungen. Im Gespräch mit UmweltDialog erläutert Jonathan Frantzen, Leiter Marketing, Vertrieb und Personal bei Telekom Mobility Solutions, den ganzheitlichen und ambitionierten Ansatz der Telekom.

01.10.2013

Elektroautos und E-Fahrräder ergänzen das Fahrzeugspektrum der Deutschen Telekom. Vor allem im großstädtischen Bereich sind solche Fortbewegungsmittel zukunftsweisend. Foto: Deutsche Telekom
Elektroautos und E-Fahrräder ergänzen das Fahrzeugspektrum der Deutschen Telekom. Vor allem im großstädtischen Bereich sind solche Fortbewegungsmittel zukunftsweisend. Foto: Deutsche Telekom

Wenn wir bei der Deutschen Telekom über die firmeneigene PKW-Flotte reden: Wie viele Fahrzeuge sind das, und welche Geschäftsfelder sind besonders stark auf Autos angewiesen?

Jonathan Frantzen:
Die firmeneigene PKW-Flotte umfasst rund 30.000 Fahrzeuge. Sie verteilen sich im Wesentlichen auf drei Segmente: Das erste ist das sogenannte „User/Chooser“-Segment für Management und Vertrieb, also die klassischen Geschäftsfahrzeuge. Das zweite und größte Segment sind Servicefahrzeuge mit unserem Logo, wie man sie auch aus dem Straßenverkehr kennt. Diese nutzen unsere Servicetechniker, um beim Kunden vor Ort die Anschlüsse zu schalten. Hinzu kommen Kleintransporter für die Kollegen aus der Netztechnik, die an der Infrastruktur arbeiten. Das letzte Segment schließlich sind Mietfahrzeuge. Wir haben etwa 700 Fahrzeuge zur Miete. Das ist eine Inhouse-Konkurrenz zu externen Dienstleistern.  

Wie stark ist die Flotte denn ausgelastet? Gibt es hier Carsharing-Modelle, so dass z.B. verschiedene Geschäftsfelder sich den Fuhrpark teilen?

Frantzen: Wir als Telekom Mobility Solutions betreuen als interner Dienstleister das Flottenmanagement konzernübergreifend. Dabei gibt es zu beachten, dass es sehr unterschiedliche Nutzungsszenarien gibt. Nehmen wir als Beispiel die Nutzfahrzeuge: Die Kollegen aus dem Infrastrukturbetrieb haben umfangreiche Ausbauten in ihren Kleintransportern. Das reicht bis hin zu Arbeitsplätzen mit Schweißgeräten. Das sind ganz andere Anforderungen als sie der Technische Service in den Großstädten hat, wo es eher darum geht, dass die Fahrzeuge möglichst klein sind, aber trotzdem Platz für Werkzeug haben. Das Pooling  und der gegenseitige Austausch der Fahrzeuge kommt da schnell an Grenzen. Dennoch arbeiten wir an Car Sharing-Lösungen, insbesondere für das Mietfahrzeug-Segment.

Gibt es eine Strategie für CO2-Obergrenzen der Fahrzeugflotte?

Frantzen: Im Jahr 2010 wurde bei uns die „Green Car Policy“ eingeführt. Sie beinhaltet im Wesentlichen drei Eckpunkte: Sie lauten right size, economize and substitute. Was verstehen wir darunter? Bei right size analysieren wir die Bedürfnisse und Ansprüche der Mitarbeiter und schauen, dass wir ihnen dafür moderne, aber dennoch sparsame Fahrzeuge zur Auswahl im Portfolio anbieten. Das gilt sowohl für das Segment der Geschäftsfahrzeuge als auch für die Servicefahrzeuge. Hier haben wir in den letzten drei, vier Jahren große Fortschritte gemacht. So wurden vor allem die Servicefahrzeuge in eine neue Modellreihe überführt und die CO2-Werte dadurch deutlich verbessert.

Bei economize konzentrieren wir uns auf Fahr- und Sicherheitstrainings. Wir haben bisher schon 11.000 Fahrer mit solchen Trainingseinheiten begleitet. Das Programm umfasst sowohl Fahrsicherheitstraining als auch explizit sogenannte Öko-Fahrtrainings.

Der letzte Bereich ist substitute: Hier schauen wir kontinuierlich, wo wir schadstoffärmere Antriebe im Fuhrpark-Portfolio berücksichtigt können. Das sind Themen wie Erdgasfahrzeuge, Elektromobilität und der ganze Komplex der Hybridfahrzeuge.

Jonathan Frantzen ist Leiter Marketing, Vertrieb und Personal bei Telekom Mobility Solutions, Foto: Deutsche Telekom
Jonathan Frantzen ist Leiter Marketing, Vertrieb und Personal bei Telekom Mobility Solutions, Foto: Deutsche Telekom

Lässt sich die Zielvorgabe auch in Zahlen ausdrücken?

Frantzen: Wir haben eine CO2-Obergrenze bei Geschäftsfahrzeugen von 190 Gramm CO2/km in Deutschland. Über 190 Gramm geht gar nichts. Im gesamten Fuhrparkportfolio der Deutschen Telekom gibt es, zumindest bei Neuanschaffungen, keine Pkw, die diese 190 Gramm CO2/km überschreiten. Daneben gibt es je Berechtigungskategorie gestaffelte Referenzwerte und gestaffelte CO2-Obergrenzen. Auch der Konzernvorstand ist dieser Regelung einheitlich gefolgt und hält sich daran. Zwei Mitglieder des Vorstands verzichten sogar ganz auf einen eigenen Dienstwagen.

Ist die Europäische Union mit ihren eingeforderten CO2-Obergrenzen da nicht ambitionierter?

Frantzen: Überhaupt nicht. Insbesondere wenn wir in die Zukunft schauen, sind wir ambitionierter als die EU. Wir haben uns vorgenommen, bis 2015 den durchschnittlichen Verbrauch in der Gesamtflotte von 110 Gramm CO2/km für neue Pkw zu erreichen. Damit sind wir sogar deutlich unter dem EU Ziel von 120 Gramm CO2/km. In 2012 haben wir das EU-Ziel mit durchschnittlich 120 Gramm CO2-Austoß sogar bereits erreicht.

Gibt es Anreize wie Bonus-/Malus-Instrumente, um die Mitarbeiter bei der Wahl der Fahrzeuge einzubinden?

Mit der Einführung der „Green Car Policy“ haben wir auch  entsprechende Richtlinien bei Neufahrzeugen festgelegt. Wenn Mitarbeiter ein CO2-ärmeres Geschäftsfahrzeug auswählen, erhalten sie einen Bonus. Wenn jemand ein Fahrzeug mit einem höheren CO2-Wert bestellen möchte, dann muss er einen Malus zahlen. Schon im ersten Quartal nach der Einführung der Regelung konnten wir eine Reduktion von durchschnittlich 10 Gramm CO2 bei Neubestellungen erreichen. Bei einer durchschnittlichen Laufzeit der Geschäftsfahrzeuge von etwa drei bis dreieinhalb Jahren haben wir mittlerweile die gesamte User-/Chooser-Flotte einmal getauscht. So konnten wir Ende 2012 den Durschnittswert von 120 Gramm CO2 bei Neuwagen erreichen. Es gibt also einen konzernübergreifend festgelegten Maximal-Richtwert, der dafür sorgt, dass im Fahrzeugportfolio nur bestimmte Modelle aufgenommen werden. Darüber hinaus gibt es die Bonus/Malus-Regelung. Die Erlöse aus der Malus-Regelung stellen wir übrigens Umweltprojekten zur Verfügung, z.B. für Spritspartrainings.

Inwieweit nutzen Sie klimafreundlichere Antriebe wie Hybrid, Erdgas oder ähnliches?

Frantzen: Wir schauen uns diese Antriebe kontinuierlich an. In der Servicefahrzeug-Flotte haben wir bereits einen kleinen Anteil an Erdgasfahrzeugen im Betrieb. Gleichzeitig haben wir gerade ein Pilotprojekt gestartet, bei dem wir in der zweiten Hälfte dieses Jahres auch den Geschäftsfahrzeugnutzern Erdgasmodelle zu besonders guten Konditionen anbieten können. Auch Elektrofahrzeuge beobachten wir. So betreiben wir auf der autofreien Insel Hiddensee seit Jahren ein Elektromobil, und auch in Berlin und in der Bonner Zentrale stehen zwei E-Smarts als Mietfahrzeug zur Verfügung.

Das Problem bei Elektrofahrzeugen ist für uns derzeit die Reichweite und wie sie sich durch Zuladung und Zusatzverbraucher verändert. Das ist für uns sehr wichtig, denn unsere Servicefahrzeuge haben durch das viele Werkzeug extreme Zuladung. Außerdem haben wir im Alltagsgeschäft keine festgelegten Routen, in die wir vorab Pausen zum Aufladen der Akkus einplanen können.

Welche Angebote wie ÖPNV-Tickets oder Fahrradförderung machen Sie den MitarbeiterInnen, um umweltfreundlich zur Arbeit zu kommen?

Frantzen: An vielen deutschen Telekom-Standorten, insbesondere in den großen Verkehrsballungsräumen, steht den Mitarbeitern ein regionales Jobticketangebot zur Verfügung. In 2012 nutzten durchschnittlich 23.700 Mitarbeiter der Telekom in Deutschland eine vergünstigte Jobticket-Monatsfahrkarte. Bei Bedarf werden wir uns bemühen, das Angebot auf weitere Standorte auszudehnen.

Die Telekom Mobility Solutions hat sich im letzten Jahr intensiv mit einer Ausweitung des Portfolios in Richtung Fahrrad-Bereitstellung auseinander gesetzt. Hier in Bonn haben wir ein großes Angebot an Fahrrädern, die die Mitarbeiter für die Fahrt von einem Standort zum nächsten nutzen können. Eine mögliche Ausweitung auf andere Städte wird zur Zeit geprüft. Das Angebot in Bonn haben wir ergänzt um ein Pilotprojekt mit Elektrofahrrädern. Diese Technologie ist aber noch in der Entwicklung, und wir erarbeiten uns gerade gemeinsam mit den Mitarbeitern, was dabei alles für eine umfassende Bereitstellung zu berücksichtigen ist.  

Außerdem haben wir schon seit langem in Bonn einen Shuttle-Service eingerichtet. Das ist ein regelmäßiger Pendelverkehr zwischen den Hauptstandorten in Bonn, aber auch dem Flughafen und der IC-Trasse. Jedes Jahr befördern wir rund 130.000 Fahrgäste. Dieses Angebot bauen wir kontinuierlich weiter aus. Wir binden dabei natürlich auch gerne Innovationen des Telekom-Konzerns zielgerichtet ein und bauen so in den Bussen LTE und W-Lan ein, so dass die Fahrtzeiten als Arbeitszeit genutzt werden können.

Wir danken Ihnen herzlich für das Gespräch!

Quelle: UD
 

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