Zertifikate & Siegel

Umweltmanagement zertifizieren lassen: Wo liegen die Herausforderungen?

Mit einem zertifizierten Umweltmanagement nach ISO 14001 zeigen Unternehmen, dass sie umweltverträglich agieren und Gefahren für Gesundheit und Klima minimieren. Sie können glaubhaft versichern, dass sie gesetzeskonform handeln und sich kontinuierlich verbessern wollen. Welche weiteren Chancen und Herausforderungen mit einer Zertifizierung verbunden sind, hat DNV Business Assurance jetzt anhand von Auditdaten seiner Kunden untersucht. UmweltDialog stellt die zentralen Ergebnisse vor.

25.11.2022

Umweltmanagement zertifizieren lassen: Wo liegen die Herausforderungen?

Ob Umweltschützer:innen oder Nachhaltigkeitsforscher:innen: Egal, wen man fragt, alle kommen zu demselben Ergebnis, wenn es um den Zustand unserer Erde geht – die Lage bleibt kritisch. So sagt etwa Christoph Heinrich, geschäftsführender Vorstand des WWF Deutschland, im 14. Living Planet Index: „Die Bestandsaufnahme der Artenkrise deprimiert: Der Zustand der biologischen Vielfalt hat sich global weiter verschlechtert.“ Das Wuppertal Institut wiederum warnte im Vorfeld der jüngsten Weltklimakonferenz COP27: Die Auswirkungen des Klimawandels würden „mit zunehmender globaler Erwärmung weiter eskalieren.“

Einigkeit herrscht auch darüber, dass es eine gesamtgesellschaftliche Transformation braucht, um die Arten- und Klimakrise zu bewältigen. Das Engagement der Wirtschaft spielt bei der Bekämpfung der Ursachen – wie Lebensraumzerstörung, Übernutzung, Umweltverschmutzung – sowie bei der Erreichung internationaler Klimaschutzziele eine zentrale Rolle. Sich zu nachhaltigem Wirtschaften und Klimaschutz zu bekennen, ist dabei die eine Sache. Ein systematisches Umweltmanagementsystem einzuführen, das gesetzlichen und anderen Anforderungen entspricht und zu einer kontinuierlichen Verbesserung der Umweltleistung über die gesamte Wertschöpfungskette führt, ist jedoch eine andere Sache.

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Durch Zertifizierung zukunftsfähig bleiben und zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen

„Mit Umwelt- und Energiemanagementsystemen leisten Unternehmen und sonstige Organisationen einen Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften, indem sie etwa Energie- und Materialverbräuche reduzieren oder schädliche Emissionen vermeiden. Dies zahlt sich für die Umwelt und die Organisationen aus“, informiert das Umweltbundesamt. Das gilt nicht nur für die Reputation und Wettbewerbsfähigkeit, sondern, bedingt durch einen effizienteren Ressourceneinsatz, auch ökonomisch. Immer mehr Unternehmen und Organisationen weltweit lassen sich deshalb, wie der ISO Survey 2021 zeigt, gemäß der ISO-Standards von unabhängigen Zertifizierungsgesellschaften zertifizieren. Das gilt besonders für den Standard zur Umsetzung eines betrieblichen Umweltmanagementsystems ISO 14001.

Mit einer Zertifizierung nach ISO 14001 schaffen Unternehmen nicht nur die Voraussetzung dafür, die eigene Umweltleistung zu verbessern, sondern wirken auch beim Erreichen der von den Vereinten Nationen beschlossenen Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) mit. So lassen sich etwa Parallelen zwischen den Anforderungen aus der Umweltnorm und SDG 13 erkennen, das das Ergreifen von Klimaschutzmaßnahmen fordert. Ein Unterziel ist, die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit an klimabedingte Gefahren und Naturkatastrophen zu stärken. Weitere Unterziele sind die Aufklärung und Sensibilisierung sowie die Verbesserung der Frühwarnsysteme sowie der personellen und institutionellen Kapazitäten zwecks Anpassung an das Klima, Abschwächung des Klimawandels und Reduzierung der Klimaauswirkungen. Auch SDG 14 und SDG 15, die auf den Schutz des Lebens im Wasser und an Land zielen, decken sich mit den Anforderungen der Umweltnorm.

Die ISO 14001, deren dritte Auflage 2015 veröffentlicht wurde, ist eine international gültige Norm, die so gestaltet ist, dass sie auf Organisationen jeglicher Art und Größe anwendbar ist, die ihr Umweltmanagement verbessern möchten. Ihre zentralen Elemente sind die Planung, die die Ermittlung von umweltrelevanten Risiken und Chancen sowie die Formulierung von Umweltzielen und das Ableiten von Maßnahmen, Zuständigkeiten und Verfahrensweisen umfasst, zweitens die Durchführung dieser Maßnahmen und Verfahrensweisen, drittens deren Kontrolle und viertens die Durchführung von Verbesserung.

DNV Business Assurance: ein erfahrener Partner bei der Zertifizierung

Was bei den einzelnen Schritten zu beachten ist und wo die größten Herausforderungen für Unternehmen liegen, weiß man bei DNV Business Assurance. Um ihre Kundinnen und Kunden auf dem Weg zu einer erfolgreichen Auditierung noch besser unterstützen zu können, hat die Zertifizierungsgesellschaft im Rahmen einer Mini-Serie Auditdaten zur Umweltmanagementsystemnorm ISO 14001 analysiert. Insgesamt wurden über 50.000 Audit-Feststellungen aus dem Jahr 2021 von mehr als 10.000 DNV-Kunden bewertet. Die Daten stammen aus dem hauseigenen Tool „Lumina“. Hierbei handelt es sich um einen digitalen Service, mit dem Kundinnen und Kunden ihre Auditergebnisse vergleichen, verbesserungsbedürftige Bereiche des Managementsystems identifizieren und priorisieren können. Der Service beinhaltet zum Beispiel Statistiken über Feststellungen zu jedem beliebigen Standard, Branchen-Benchmarks und internes Benchmarking zwischen Abteilungen und Standorten innerhalb der jeweiligen Organisation.

Die Ergebnisse der jüngsten Espresso-Analyse wurden im Oktober veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass die Anforderungen in den Kapiteln 6 „Planung“ (62,5 Prozent Findings) und 8 „Betrieb“ (65 Prozent Findings) die Kundinnen und Kunden vor besonders große Herausforderungen stellen. Das Unterkapitel 6.1 „Maßnahmen zum Umgang mit Risiken und Chancen“ verursachte dabei mit knapp 56 Prozent der registrierten Feststellungen die meisten Herausforderungen.

Unter einer Feststellung, auch Finding genannt, versteht man bei DNV eine begründete Schlussfolgerung, die sich auf Nachweise des Auditors stützt. Dabei wird zwischen Haupt- und Nebenabweichungen unterschieden. Als Hauptabweichung gilt eine Nichtkonformität, die die Fähigkeit des Managementsystems, die beabsichtigten Ergebnisse zu erzielen, beeinträchtigt. Eine Nebenabweichung beeinträchtigt diese Fähigkeit nicht. Außerdem zählen zu den Feststellungen auch Beobachtungen sowie Chancen zu Verbesserungen. Nicht mehr zu den Findings gehören die positiven Aspekte, die aber auch im Audit registriert werden. Diese heben besondere Leistungen des Unternehmens in Bezug auf das Managementsystem hervor.

In Kapitel 8, in dem es um die konkrete Umsetzung geht, ist die gesamte Wertschöpfungskette zu berücksichtigen, sprich nicht nur die eigenen, sondern auch vor-, nach- und ausgelagerte Prozesse sowie Prozesse von Partnerunternehmen. Zudem wird hier gefordert, Maßnahmen für die Notfallvorsorge zu treffen. Für die entsprechenden Unterkapitel 8.1 „Betriebliche Planung und Steuerung“ und 8.2 „Notfallvorsorge und Gefahrenabwehr“ erhielten knapp 54 Prozent beziehungsweise 33 Prozent Feststellungen, die Verbesserungen erfordern. Auch die Kapitel 7 „Unterstützung“ (42,3 Prozent Findings) und 9 „Bewertung der Leistung (55,4 Prozent Findings) scheinen den Anwendern Probleme zu bereiten. In Ersterem geht es zum Beispiel um den Aufbau von Ressourcen, Kapazitäten und Bewusstsein; in Kapitel 9 geht es um die Überwachung, Messung, Analyse und Bewertung.

„Die Ergebnisse der Analyse decken sich mit meinen Erfahrungen aus Audits und Trainings“, sagt Beatrice Maier, Auditorin und Trainerin bei DNV. „Es ist ungeheuer wichtig, dass schon in der Planungsphase (Kapitel 6) alle Forderungen umgesetzt werden. Denn wenn dies nicht geschieht, entstehen automatisch Schwachstellen in der Umsetzungsphase (Kapitel 8) und der Überwachungsphase (Kapitel 9). Ein Beispiel hierfür ist die Forderung in Kapitel 6.1., dass potenzielle Notfallsituationen ermittelt werden müssen, die dann auch hinsichtlich ihrer Risiken zu bewerten sind. In Kapitel 8.2 wird gefordert, dass für die identifizierten Notfallsituationen, Maßnahmen zur Vermeidung und Beherrschung der Notfallsituation festzulegen und zu trainieren sind“, erklärt sie weiter.

Das Umweltmanagementsystem kann separat oder in Form von integrierten Audits mit bereits bestehenden Managementsystemen, wie zum Beispiel Qualität (ISO 9001) und Arbeitsschutz (ISO 45001), kombiniert und auditiert werden. Weitere Informationen hierzu sowie zu weiteren Unterstützungsmöglichkeiten erhalten Sie bei DNV. Die nächste Espresso-Analyse wird zu der Norm ISO 45001, Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, erfolgen. Hier gelangen Sie zur vorigen Analyse von DNV zum Qualitätsmanagement nach ISO 9001.

Quelle: UmweltDialog
 

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