Soziales Engagement

youvo: "das Team ist alles"

Wie können digitale Tools und Medien für mehr Nachhaltigkeit und soziales Engagement genutzt werden? Tobias Oertel und sein Team haben darauf ihre ganz eigene Antwort gefunden. Mit "youvo" haben sie eine Online-Plattform entwickelt, die junge kreative Leute und Nonprofit-Organisationen zusammenbringt. Bis heute sind bereits über 60 Projekte umgesetzet worden, bei denen kreative Köpfe ihr Können für den guten Zweck eingesetzt haben. Im Gespräch mit UmweltDialog erklärt Tobias Oertel, vor welchen Herausforderungen junge Social Entrepreneurs heute stehen und wie es ihnen gelingen kann, ihre Geschäftsidee erfolgreich umzusetzen.

17.07.2015

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UmweltDialog: Herr Oertel, können Sie kurz erklären, worum genau es sich bei Ihrem Projekt handelt, wie die Idee zum Projekt entstanden ist und was Ihre Motivation dabei war?

Tobias Oertel: Das Ziel von youvo ist es, junge Kreative und Kommunikationstalente mit sozialen Organisationen zusammenzubringen, die Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit benötigen. Studierende und Professionals der Bereiche Gestaltung, Medienproduktion und Kommunikation bekommen durch youvo die Möglichkeit, sich mit ihren Fähigkeiten für soziale Projekte einzusetzen und gleichzeitig Praxiserfahrung zu sammeln. Von den Nonprofits erwarten wir im Gegenzug für die Unterstützung, dass sie sich die Zeit nehmen, die Kreativen zu betreuen und ihrer Arbeit Wertschätzung entgegenzubringen. Der ehrenamtliche Einsatz soll keine bezahlten Arbeitsplätze ersetzen, sondern professionelle Kommunikation ermöglichen, wo sonst die Mittel dazu fehlen.

Die Idee ist 2012 während des Studiums der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste in Berlin entstanden. Dort haben wir festgestellt, dass es viele gute Ideen und Initiativen gibt, die die Welt ein Stück besser machen wollen. Diese stehen insbesondere in Zeiten der Digitalisierung vor der Herausforderung, ihre Anliegen gut kommunizieren zu müssen. Gleichzeitig haben wir selbst nach sozialen Projekten gesucht, für die wir uns mit unseren Fähigkeiten engagieren konnten und auf herkömmlichen Wegen keine gefunden. Das wollten wir mit youvo ändern und ein solches Angebot schaffen.

Nachdem Sie sich entschlossen hatten, die Idee in die Tat umzusetzen: Vor welchen Problemen standen Sie da? Was war die größte Herausforderung?

Oertel: Nachdem wir im Rahmen eines universitären Praxisprojekts die Konzeption für youvo empirisch unterfüttert hatten, war wohl der Aufbau eines festen Teams eine der größten Herausforderungen. Da youvo ein ehrenamtliches Projekt ist, ist ein verlässliches Team essentiell, das in der Lage ist, das Potenzial der kreativen Community für soziale Projekte auszuschöpfen. Mittlerweile sind fast 1.000 Kreative auf youvo.org angemeldet und wir stehen vor der Herausforderung youvo zu finanzieren, da unsere Organisationsentwicklung und die engmaschige Betreuung der Projekte ehrenamtlich nicht mehr zu stemmen ist.

Tobias Oertel von youvo.
Tobias Oertel von youvo.

Im Oktober 2014 hat youvo es in die aktuelle Runde von Think Big Pro, der höchsten Förderstufe des Jugendprogramms Think Big der Telefónica Stiftung und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung gemeinsam mit o2, geschafft. Ende Juni diesen Jahres wurden Sie dann im Rahmen der Abschlussveranstaltung für Ihr gesellschaftliches Engagement ausgezeichnet. Wie lautet Ihr Fazit nach der achtmonatigen Projektphase? Wo steht Ihr Projekt heute?

Oertel: Wir haben unsere gesetzten Ziele für diese Förderperiode glücklicherweise alle erreicht: youvo ist jetzt ein gemeinnütziger Verein und wir haben unsere Seite einer umfassenden Neustrukturierung unterzogen, sodass wir sie Anfang Juni neu launchen konnten. Think Big Pro hat uns in diesen Schritten maßgeblich unterstützt - durch finanzielle Mittel, professionelles Coaching und die Möglichkeit, in Berlin und Leipzig den Coworkingspace des Social Impact Labs zu nutzen. Letzteres war eine entscheidende Verbesserung unseres Arbeitsalltags, da unser Team dezentral an verschiedenen Orten sitzt und der Austausch und Wissenstransfer innerhalb einer Bürogemeinschaft mit anderen sozialen Projekten und Social Startups sehr gewinnbringend für die Weiterentwicklung von youvo wirkt.

Was war der größte Erfolg für Sie?

Oertel: Der größte Erfolg in diesem Jahr ist wahrscheinlich der Relaunch unserer Website, in den wir viel Arbeit und Herzblut gesteckt haben. Wir sind aber auch immer wieder motiviert durch die Erfolge unserer Community, die schon zahlreiche interessante Projekte für soziale Initiativen erfolgreich absolviert hat. Deren Ergebnisse zu sehen macht uns stolz und zeigt, welches Potenzial in der Idee von youvo steckt.

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Wie geht es jetzt mit youvo weiter? Was sind die nächsten Schritte?

Oertel: Das nächste Ziel ist es, youvo finanziell nachhaltig zu gestalten, damit wir auch langfristig genügend Zeit haben, die Wirkung von youvo zu vergrößern. Des Weiteren möchten wir uns gern in der Nachwuchsförderung positionieren und unsere Offline-Angebote wie Workshops und Community-Treffen ausbauen.

Wie kann man bei youvo mitmachen?

Oertel: Wenn man seine Fähigkeiten aus Design, Film, Fotografie, PR&Text, Konzept und Onlinekommunikation einbringen möchte, kann man sich einfach auf youvo.org anmelden und spannende Projekte finden, die Unterstützung brauchen. Ansonsten sind wir momentan dabei, einen Förderkreis aus Unternehmen und anderen UnterstützerInnen aufzubauen, die unsere Arbeit finanziell wertschätzen und für das Fortbestehen von youvo sorgen wollen.

Welche Tipps haben Sie für andere Social Entrepreneurs, die eine Projektidee umsetzen möchten?

Oertel: Eine der wichtigsten Erfahrungen bei youvo war die Erkenntnis, dass das Team alles ist. Nur mit einem guten Team, in dem jeder seine Aufgabe kennt und die Zusammenarbeit Spaß macht, kann man langfristig ein größeres Projekt stemmen. Da wir dezentral arbeiten, geben wir uns Mühe, dass regelmäßig alle zusammenkommen und nehmen uns dann auch Zeit für gemeinsame Freizeitaktivitäten. Wir sind auch über youvo hinaus gut befreundet und mussten erst lernen, dass es wichtig ist, auch mal nicht darüber zu reden, wenn wir uns sehen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Zielgruppenorientierung – wir haben von Anfang an unsere Community in die Entwicklung von youvo miteinbezogen – Was wünscht sie sich, was motiviert sie und was soll eine Plattform wie youvo.org bieten? Dafür ist es entscheidend, auch persönliche Gespräche zu führen – auch wenn das trocken klingt: Quantitative und qualitative Forschung sind für eine Idee unserer Meinung nach der wichtigste Schritt auf dem Weg zum Erfolg.

Der dritte Tipp, den wir Social Entrepreneurs mit auf den Weg geben möchten, ist die Relevanz von Wissenstransfer. youvo wäre nicht so toll, wenn uns nicht zahlreiche Menschen beraten, Feedback zu unseren Ideen gegeben und uns unterstützt hätten. Konkurrenzgedanken sind in diesem Bereich völlig fehl am Platz. Jemand hatte dieselbe Idee wie Du? Sprich mit ihm und vielleicht könnt ihr gemeinsam viel besser eure Ziele erreichen und die Wirkung eures Start-ups potenzieren!

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Quelle: UmweltDialog
 

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