Wirtschaft

Frischer Kaffee, erneuerte Maschine: So funktioniert Tchibo Refurbished

Seit Mai 2025 baut Tchibo ein neues Kreislaufmodell für Kaffeevollautomaten auf. Dabei werden ausgediente Kaffeemaschinen fachgerecht aufbereitet. Warum das für Tchibo der nächste logische Schritt war und wie die Kundinnen und Kunden ihre Maschinen verkaufen können, erklärt Karoline Reperich, Projektverantwortliche bei Tchibo Refurbished, im UmweltDialog-Interview.

01.12.2025

Frischer Kaffee, erneuerte Maschine: So funktioniert Tchibo Refurbished
Karoline Reperich

UmweltDialog: Frau Reperich, Tchibo hat im Mai 2025 das Programm „Tchibo Refurbished“ für Kaffeevollautomaten gestartet. Was war der Impuls für diesen Schritt – Nachhaltigkeit, Kundennachfrage oder wirtschaftliche Überlegung?

Karolin Reperich: Das Schöne an Kreislaufwirtschaft ist ja, dass sie viele Bedarfe gleichzeitig bedienen kann – und genauso war es auch bei uns. Für Tchibo war die Entscheidung zum Projekt letztlich ein Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren. Wir bieten seit sehr langer Zeit Reparaturdienstleistungen für unsere Kaffeevollautomaten an. Die Aufbereitung ganzer Geräte war da ein konsequenter nächster Schritt. Entstanden ist das Programm außerdem durch das Kennenlernen des Start-ups koorvi, die digitale Lösungen für den Rückkauf und Wiederverkauf von Produkten bauen. Ab da ging es ziemlich schnell: Wir haben uns zusammengetan und sind direkt in die Projektplanung eingestiegen.

Warum fiel die Wahl gerade auf Kaffeevollautomaten als erstes Produkt für den Refurbished-Einstieg? Hat das etwas mit Ihrem Reparaturservice zu tun?

Reperich: Diese Kategorie gehört intern bei Tchibo zu den sogenannten Kaffeekompetenzartikeln. Das ist ein etwas sperriger Begriff, aber er beschreibt gut, dass wir in diesem Bereich wirklich eine große Kompetenz haben. Wir entwickeln die Maschinen selbst, und sie sind von Anfang an so ausgelegt, dass sie reparaturfähig sind. Darum lag es für uns sehr nahe, dass sich gerade diese Produkte gut für ein Refurbished-Angebot eignen. Die Maschinen sind auf viele Tausende Tassen getestet und das Thema Ersatzteile haben wir ebenfalls schon sehr lange im Blick – sie müssen schließlich verfügbar sein, wenn man so ein Angebot macht. Der Reparaturservice war für uns also eine super hilfreiche Grundlage für den Aufbau des Refurbishment-Programms.

Auf (immer) Wiedersehen! Tchibo launcht Refurbished-Angebot für Kaffeevollautomaten
Auf (immer) Wiedersehen! Tchibo launcht Refurbished-Angebot für Kaffeevollautomaten

Was haben die Kundinnen und Kunden konkret von dem Angebot?

Reperich: Wenn jemand eine Maschine von uns gekauft hat und jetzt zum Beispiel merkt, dass es Zeit für eine andere Kaffeezubereitungsmethode ist, wie beispielsweise eine Siebträgermaschine, dann bieten wir hier ein Rundum-sorglos-Paket. Unser Ziel war, ein Angebot zu stricken, bei dem man sich schnell durch ein Ankaufsportal klicken kann, die Maschine an uns schickt, und wir kümmern uns um den Rest. Man muss nichts fotografieren, nichts hochladen und nicht mit möglichen Verkäuferinnen oder Verkäufern in Kontakt treten. Das wollten wir so komfortabel wie möglich machen.

Und auf der anderen Seite bieten wir mit dem Verkauf der refurbished Maschinen eine Art neues Angebot zu einem fairen Preis an. Die Maschinen sind technisch einwandfrei, aber günstiger. Und wir weisen auch ganz konkret die Zustände aus: Beim sehr guten Zustand können kleinere Kratzer dran sein, beim guten vielleicht etwas stärkere. Das heißt, man kauft nicht die Katze im Sack, sondern weiß, was einen erwartet.

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Wie funktioniert das Rückkauf- und Aufbereitungsmodell vom Ankauf gebrauchter Maschinen bis zum Wiederverkauf konkret?

Reperich: Also, wenn man einen Kaffeevollautomaten bei uns verkaufen möchte, geht man auf unser Rückkaufportal. Dort klickt man sich durch wenige Fragen und gibt selbst eine Zustandsbeschreibung ab. Man beantwortet zum Beispiel, ob die Maschine regelmäßig entkalkt und gereinigt wurde, und es gibt Fragen zur Anzahl der Tassenbrühungen. Das sind für uns wichtige Prämissen, weil wir sicherstellen müssen, dass wir die Maschine wieder instand setzen und in den Verkauf geben können. So entsteht am Ende das Ankaufsprofil. Wir haben uns entschieden, drei verschiedene Zustände anzukaufen: defekt, gebraucht und gut.

Der Verkäufer oder die Verkäuferin erhält dann eine Einschätzung über das Angebot. Die Maschine wird ins Repair Center geschickt, dort noch einmal geprüft und validiert, und anschließend wird der entsprechende Wert als Tchibo-Gutschein ausgezahlt. Und wir verkaufen die Maschine in unserem Online-Shop, wenn sie wieder instand gesetzt wurde.

Welche Aufgaben übernehmen dabei Ihre Partner, wie etwa das Start-up koorvi?

Reperich: koorvi hat (zum Beispiel) das Rückkaufportal für uns gebaut. Wir wussten, dass eine digitale Infrastruktur für so einen komplexen Prozess natürlich sehr zeitaufwendig ist. Wir sind bei Tchibo im „Circular Solutions Lab“ organisiert, einem Ableger des Umweltteams, unser Ziel ist es, sehr schnell die Testphase zu erreichen. Da war es extrem hilfreich für uns, dass ein Start-up ein bisschen schneller agieren kann. So konnten wir schon nach einem Jahr Planung mit einer fertigen Lösung auf den Markt gehen, die vollkommen automatisiert läuft. Das war uns wichtig, weil wir keine halbfertige Lösung launchen wollten – der Teufel steckt im Detail. Und wir wollen natürlich keine unzufriedenen Kundinnen und Kunden.

Stichwort zufriedene Kundinnen und Kunden: Wie stellen Sie sicher, dass die aufbereiteten Geräte qualitativ und auch hygienisch mit Neugeräten mithalten können? Zumal eine gründliche Reinigung solcher Vollautomaten zu Hause oft nicht so leicht ist.

Reperich: Wir bauen auf das Vertrauen zu unserem Reparaturdienstleister. Dieser ist ganz anders ausgestattet als wir zu Hause und hat ganz andere Möglichkeiten, die Geräte auseinanderzubauen, fachgerecht zu reinigen und wieder instand zu setzen. Das ist eine absolute Prämisse bei diesem Angebot.

Gleichzeitig haben wir nicht den Anspruch, uns eins zu eins mit Neuware zu vergleichen. Deshalb kommunizieren wir auf unserer Websitetransparent: Technisch einwandfrei muss das Gerät sein, das ist ein Muss. Aber wir weisen darauf hin, dass es zu optischen Einschränkungen kommen kann.

Vielen Dank für das Gespräch!

Erfahren Sie in der kommenden Woche im zweiten Teil des Interviews, wie die erste Zwischenbilanz von Tchibo Refurbished ausfällt, warum das Unternehmen schon kurz nach Projektstart das Ankaufsportal nachsteuerte und welche Rolle Wirtschaftlichkeit und Impact-Messung für die Weiterentwicklung spielen.

Quelle: UmweltDialog
 

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