Geldanlage

HVB verstärkt Vertrieb nachhaltiger Anlageprodukte

Obgleich nachhaltige Investments zunehmend an Bedeutung gewinnen, wird diese Anlageklasse bei vielen Banken oft nur am Rande behandelt. Anders die HypoVereinsbank (HVB): Als erstes großes deutsches Kreditinstitut haben die Münchner seit dem letzten Jahr nachhaltige Anlageprodukte für die Beratung Ihrer vermögenden Kunden im Bereich Wealth Management ins Kerngeschäft aufgenommen und empfehlen ihren Kunden, mittelfristig gut zehn Prozent ihres Depots in ‚grüne’ Anlageprodukte zu investieren. Wir sprachen mit Sabine Pex, Expertin für Nachhaltiges Investment bei der HVB, über die neue Vertriebsstrategie ihres Hauses.

29.02.2008

UmweltDialog: Frau Pex, die HVB forciert den Vertrieb nachhaltiger Geldanlagen. Was bedeutet das konkret?
 
Sabine Pex: Es bedeutet, dass wir in 2007 nachhaltige Geldanlageprodukte als Asset-Klasse mit ins Kerngeschäft aufgenommen haben und seither systematisch an unsere Kunden herantragen. Sprich: Wir empfehlen unseren Kunden ausdrücklich, mittelfristig ca. zehn Prozent ihres Depots in nachhaltigen Investments zu platzieren, weil diese für uns eine der Asset-Klassen der Zukunft darstellen.
 
UmweltDialog: Wie kam es zu dieser Entscheidung?
 
Pex: Der Hauptgrund ist das wirtschaftliche Potenzial. Zwar haben nachhaltige Geldanlagen immer noch mit dem Vorurteil zu kämpfen, ökologische, soziale und ethische Ausschlusskriterien würden letztendlich das Anlageuniversum derart einschränken, dass sich dies zwangsläufig negativ bei der Rendite auswirken muss. Wir haben aber nun schon über einige Jahre hinweg die Entwicklung nachhaltiger Geldanlagen beobachtet und festgestellt, dass dem nicht so ist. Im Gegenteil: Die Verfolgung nachhaltiger Kriterien beim Investment hat keine negative Auswirkungen auf die Performance, sondern eher positive. Somit können wir unseren Kunden auch guten Gewissens zu einer solchen Anlageform raten.
 
UmweltDialog: Auf welcher Grundlage basiert diese Markteinschätzung?
 
Pex: Ich beziehe mich hauptsächlich auf eine Studie unseres Hauses, die wir in Kooperation mit der Ratingagentur oekom research durchgeführt haben. In diesem Rahmen haben wir sechs Jahre lang ein Universum nachhaltiger Aktien-Investments mit einem herkömmlichen Universum verglichen und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass nachhaltige Geldanlagen eine ähnliche, zum Teil sogar bessere Performance verzeichnen. Dieses Resultat bestätigen übrigens auch externe Studien, etwa von der UNEP FI.
 
UmweltDialog: Nachhaltigkeit gewinnt also auch auf dem Finanzmarkt immer mehr an Bedeutung. Inwieweit spielt die öffentliche Diskussion dabei eine Rolle?
 
Pex: Die Debatte über den Klimawandel und die daraus resultierenden politischen Entscheidungen - etwa die Erhöhung des Anteils regenerativer Energien in der EU bis 2020 auf 20 Prozent - spielen mit Sicherheit eine große Rolle, denn sie werden nicht nur verstärkt wahrgenommen, sondern auch zunehmend mit wirtschaftlichen Chancen verbunden. Mit einem Fonds wie zum Beispiel unserem Pioneer Global Ecology, der diese Entwicklung schon seit knapp 20 Jahren abbildet, können wir den Wünschen unserer Kunden bestens entsprechen. Doch bislang mussten die Anleger von sich aus nach nachhaltigen Investments fragen. Wir verfolgen nun einen neuen Ansatz, indem wir von uns gezielt auf alle Kunden des Wealth Managements - das sind alle Kunden mit einem Anlagevermögen ab 500.000 Euro - zugehen und sie auf das wirtschaftliche Potenzial und die großen Entwicklungschancen dieser Marktes hinweisen. 
 
UmweltDialog: Deutschlandweit betreut dieser Geschäftsbereich nach Ihren Angaben immerhin gut 37.000 Kunden mit einem verwalteten Vermögen von circa 33,5 Mrd. Euro. Wie setzen Sie die neue Vertriebsstrategie vor diesem Hintergrund in der Praxis um?
 
Pex: Wir haben im vergangenen Jahr damit begonnen, umfassend Know-how aufzubauen. So haben wir in allen unseren 20 Niederlassungen im Bereich des Wealth Managements jeweils einen Berater speziell zum Thema nachhaltiges Investment definiert und mit der Ausbildung begonnen - sowohl in internen als auch in externe Schulungen, wie etwa der Fortbildung zum ECO-Anlageberater. Der nächste Schritt war, ein Schreiben an alle Kunden zu versenden mit dem Hinweis auf diese neue, spannende Assetklasse. Gleichzeitig haben wir eine Kampagne mit dem Titel „Verantwortung leben - Zukunft gestalten“ gestartet. In diesem Rahmen haben wir diverse Großveranstaltungen und Infoabende für die Kunden durchgeführt und in unserem Kundenmagazin und anderen Publikationen verstärkt auf das Thema hingewiesen.
 
UmweltDialog: Wie sind die Reaktionen ausgefallen?
 
Pex: Überwiegend positiv. Aber natürlich gab es auch kritische Stimmen von Anlegern, die darin lediglich einen Modetrend sehen.
 
UmweltDialog: Wie begegnen Sie dieser Kritik?
 
Pex: Wir erklären den Kunden, dass wir erst am Anfang einer Entwicklung stehen, die zwangsläufig weitere Auswirkungen nach sich ziehen wird, auf die wir nun reagieren - auch auf dem Finanzmarkt. Allerdings machen wir auch klar: Nachhaltiges Investment ist bei uns ein Teil des Kerngeschäfts, aber eben nur ein Teil. Kunden, die dieser Thematik grundsätzlich skeptisch gegenüber stehen, bieten wir natürlich auch klassische Anlageformen an; das gebietet unsere Geschäftsphilosophie. Wir wollen mit der neuen Vertriebsstrategie jedoch all diejenigen von nachhaltigen Investments überzeugen, die noch unentschlossen sind. Diesen Kunden wollen wir erklären, dass sich gutes Gewissen und gute Renditen nicht ausschließen.
 
UmweltDialog: Wie sieht die bisherige Bilanz der neuen Vertriebsstrategie aus?
 
Pex: Wir haben Anfang 2007 eine Analyse vorgenommen und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass lediglich gut ein Prozent des bei uns deponierten Vermögens in nachhaltige Geldanlagen investiert wurde - so wie damals im Marktdurchschnitt. Diesen Anteil haben wir mit unserer Nachhaltigkeitskampagne 2007 zwar schon signifikant erhöhen können. Von unserem Ziel, der Zehn-Prozent -Marke, sind wir allerdings noch ein gutes Stück entfernt. Es gilt also noch einiges an Potential zu realisieren…


Quelle: UD
 
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