Lieferkette

„Wir bei HAKRO betrachten unsere Lieferkette immer ganzheitlich“

Anbau, Ernte, Weiterverarbeitung, Transport: Der Weg von der Baumwollpflanze bis hin zum fertigen Kleidungsstück ist weit und komplex. Grund genug, sich intensiv mit der textilen Lieferkette auseinanderzusetzen. Wie Textilhändler HAKRO seine Wertschöpfungskette nachhaltig macht, erklärt Anna Rüchardt, Team Qualität, Werte & Nachhaltigkeit bei HAKRO im Interview mit UmweltDialog.

06.01.2020

Nachhaltige Lieferkette von Baumwolle

UmweltDialog: Im ersten Teil des Interviews ging es vor allem um den nachhaltigen Anbau von Baumwolle aus der Initiative Cotton made in Africa. Aber die textile Wertschöpfungskette fängt an dieser Stelle ja erst an.

Anna Rüchardt: Über die Rohfasern hinaus betrachten wir bei HAKRO unsere Lieferkette immer ganzheitlich – von der Faser bis zum Endkunden und möglichst auch darüber hinaus. Ein Baustein ist dabei auch die Zusammenarbeit mit diversen Stakeholdern – von Nichtregierungsorganisationen über Standardgeber bis hin zu Kunden und Marktbegleitern. Cotton made in Africa ist darin ein wesentlicher Baustein in Bezug auf die nachhaltige Produktion des Rohstoffs Baumwolle. Der Nachhaltigkeitsstandard deckt sowohl den Anbau als auch den ersten Schritt der Weiterverarbeitung – die Entkörnung der Baumwolle – mit seinen umfangreichen Sozial- und Umweltkriterien ab. 

Wie geht es dann weiter?

Rüchardt: Wir als HAKRO haben ein besonderes Augenmerk auf die Weiterverarbeitung der Rohstoffe zu Textilien, dem zentralen und besonders arbeitsintensiven Prozess in unserer Lieferkette. Hier arbeiten wir mit einer Handvoll ausgewählter Produktionspartner zusammen, mit denen wir sehr gute und vor allem langfristige Partnerbeziehungen pflegen.

Anna Rüchardt, Team Qualität, Werte & Nachhaltigkeit bei HAKRO
Anna Rüchardt, Team Qualität, Werte & Nachhaltigkeit bei HAKRO

Können Sie das näher erläutern?

Rüchardt: Unsere beiden wichtigsten Partnerbetriebe zählen schon seit über 20 Jahren zur HAKRO-Familie. Das ermöglicht uns natürlich ganz besondere Partnerbeziehungen, teils sogar schon in zweiter Generation. Der kleine Kreis an Produktionspartnern hat außerdem den Vorteil, dass wir alle unsere Partner und deren Produktionsstätten persönlich kennen und uns mindestens einmal im Jahr selbst vor Ort ein umfangreiches Bild machen können. Darüber hinaus werden alle Standorte jährlich durch unabhängige Dritte nach den Sozialstandards von amfori BSCI auditiert, die Betriebe in Bangladesch und in der Türkei zudem nach den umfangreichen Sozial- und Umweltstandards von GOTS (Global Organic Textile Standard).

Neben Anbau und Produktion ist es häufig der Bereich der Logistik, der viele CO2-Emissionen verursacht. Wie handhabt HAKRO das?

Rüchardt: Was das Thema Transportemissionen betrifft, versenden wir beispielsweise schon seit Jahren ausschließlich klimaneutral an unsere Kunden. Auch die vorgelagerten Transportemissionen bemessen wir bereits seit zwei Jahren, und wir verzichten soweit wie möglich auf den Warentransport per Flugzeug. Das gelingt uns auch schon sehr gut, da wir bei HAKRO keine saisonalen Kollektionen haben, sondern ein konstantes Produktportfolio führen und über sechs Millionen Textilien in unserem eigenen NOS Lager halten. Dieses Geschäftsmodell ermöglicht uns, mit sehr langen Vorlaufzeiten zu bestellen und gibt unseren Partnern sowohl Planungssicherheit als auch eine konstante Auslastung. Trotzdem können wir natürlich gerade beim Transport noch deutlich besser werden – deshalb untersuchen wir derzeit alternative Transportwege und -mittel, um unsere Treibhausgas-Emissionen auch an diesem Hebel deutlich zu reduzieren. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen in unserer textilen Lieferkette von 2015 bis 2022 um 30 Prozent zu reduzieren.

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Am Ende der Lieferkette steht schließlich der Kunde. Viele glauben, dass nachhaltig produzierte Ware auch gleich teurer ist. Stimmt das?

Rüchardt: Die Daumenregel „Nachhaltigkeit = teurer“ gilt nicht immer – das ist eines der vielen Vorurteile, die wir oft widerlegen können. Grundsätzlich bedeutet Nachhaltigkeit für uns immer einen Dreiklang aus Ökologie, Ökonomie und Sozialem – denn wenn etwas ökonomisch gar keinen Sinn macht, kann es auch auf lange Sicht nicht halten und ist somit in sich nicht nachhaltig. Und gerade durch ökologische Maßnahmen lässt sich der Ressourcenbedarf oft deutlich verringern, was wiederum Kostenreduktionen mit sich bringt.

Was heißt das für die Baumwolle von Cotton made in Africa?

Rüchardt: Nachhaltige Cotton made in Africa-Baumwolle wird zu Marktpreisen gehandelt und ist damit nicht teurer als konventionelle Baumwolle. Anders als beispielsweise bei Fairtrade-Baumwolle ist der Ansatz von CmiA nicht, den Bauern einen Preisaufschlag für ihre Baumwolle zu geben, sondern sie indirekt über Schulungen und Verifizierungen bei der Entwicklung ihrer (land-)wirtschaftlichen Kompetenzen zu unterstützen. Dieses Prinzip der „Hilfe zur Selbsthilfe“ wird ergänzt um die Nachfrage-Allianz aus Textilunternehmen, die weltweit Nachfrage für CmiA Baumwolle generiert.

Wie soll es in Zukunft weitergehen?

Rüchardt: Wir haben schon einiges erreicht – beispielsweise konnten wir im Jahr 2018 bereits 24 Prozent unseres Baumwollbedarfs mit nachhaltiger Baumwolle decken (CmiA und Global Organic Textile Standard). Doch wir können natürlich auch noch einiges besser machen und haben entlang der gesamten Lieferkette noch viele Ziele und Vorhaben. Diese fassen wir in unserer umfangreichen Nachhaltigeitsstrategie 2017-2022 zusammen. Im Bereich Baumwolle wollen wir beispielsweise bis 2022 einen nachhaltigen Baumwollanteil von bis zu 50 Prozent erreichen. Unsere Partnerschaft mit Cotton made in Africa werden wir daher auch in Zukunft weiter ausbauen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Den ersten Teil des Interviews finden Sie hier

Quelle: UmweltDialog
 

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