Innovation & Forschung

Teststrecke für High-Speed-Internet im Zug eröffnet

Bahnreisende sollen künftig im Zug schnelles Internet und gute Mobilfunkverbindungen nutzen können. Ziel ist es, dass die Fahrgäste ihre Zeit im Zug noch effektiver gestalten können, indem sie mit minimalen Lade- und Reaktionszeiten unterbrechungsfrei telefonieren und online gehen können. Hervorragende Daten- und Mobilfunkverbindungen sollen zudem den Umstieg auf die umweltfreundliche Bahn attraktiver machen. In Mecklenburg-Vorpommern wurde jetzt eine Teststrecke für Highspeed-Internet im Zug eröffnet.

05.04.2024

 
 

Im Rahmen des Forschungsprojekts „Gigabit Innovation Track“ (GINT), das vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr mit 6,4 Millionen Euro gefördert wird, erproben die Deutsche Bahn, Ericsson, O2 Telefónica und Vantage Towers die Nutzung von Gigabit-Datenraten entlang der Bahnstrecken. Dabei werden auch innovative Infrastrukturen für die weitere Digitalisierung des Bahnbetriebs und das zukünftige Bahnfunksystem „Future Rail Mobile Communication System“ (FRMCS) erforscht.

Erprobt werden neuartige Masten in Gleisnähe sowie Kombinationen verschiedener Funkeinheiten und Antennen für Mobilfunk und Zugfunk. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass bis Anfang der 2030er Jahre Datenraten von bis zu fünf Gigabit pro Sekunde und Zug zwischen den Funkmasten entlang der Strecke und den vorbeifahrenden Zügen erforderlich sein werden, damit die Fahrgäste an Bord Telefon- und Datenverbindungen in dann üblicher Mobilfunkqualität nutzen können.

O2 Telefónica und ihre Partner haben eine rund zehn Kilometer lange Gigabit-Teststrecke in Betrieb genommen
O2 Telefónica und ihre Partner haben eine rund zehn Kilometer lange Gigabit-Teststrecke in Betrieb genommen

In kürzester Zeit haben die Projektpartner die Funkmasten, die Kommunikations- und Netzwerktechnik sowie die Antennen für den Test der schnellen Mobilfunktechnik aufgebaut: Vantage Towers benötigte nur einen Monat, um dreizehn Funkmasten zu installieren. Möglich wurde dies durch die innovative Konstruktion der rund 15 Meter hohen Masten: Die Elemente wurden am Boden vormontiert, mit einem Zweiwegebagger übereinandergesetzt und miteinander verschraubt. Die Masten sind mit Stahlstreben im Boden verankert, wodurch Betonfundamente überflüssig werden. Dadurch wird der CO2-Ausstoß bei der Zementherstellung deutlich reduziert. Diese Bauweise soll einen effizienten, kostengünstigen und umweltfreundlichen Rollout des FRMCS ermöglichen.

Die Projektpartner testen neue Mastkonzepte und schnelles 5G entlang der Schienenwege
Die Projektpartner testen neue Mastkonzepte und schnelles 5G entlang der Schienenwege

Die neuen Funkmasten wurden so entwickelt, dass sie von der Bahn- und der Mobilfunkindustrie gemeinsam verwendet werden können. Geschäfts- und Kooperationsmodelle sind ebenfalls Teil der GINT-Forschung. Die gemeinsame Nutzung der Mobilfunktechnologie könnte die Bereitstellung von Gigabit entlang der Schienen erheblich beschleunigen. Der hohe Integrationsgrad der neuesten Funkzugangsnetzwerktechnologie wird auch die Installation, Integration und Inbetriebnahme entlang der Strecke beschleunigen.

Ausschlaggebend für den schnellen Bau der rund zehn Kilometer langen Teststrecke zwischen Karow (Mecklenburg) und Malchow war neben den technischen Fortschritten die gute Zusammenarbeit der Projektpartner mit dem Bundesministerium für digitale Infrastruktur und Verkehr (BMDV), den lokalen Behörden und dem Infrastrukturbetreiber Regio Infra Nordost (RIN). Dank dieser Zusammenarbeit konnten Vorbereitung, Entwicklung, Planung und Bau in weniger als acht Monaten abgeschlossen werden – deutlich schneller als beim üblichen Ausbau.

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Im Mai 2023 gab das BMDV mit seiner Förderung das Startsignal für das Projekt. Ab Frühjahr 2024 wird das „Advanced TrainLab“, ein ehemaliger ICE der Deutschen Bahn, der heute als Laborzug genutzt wird, auf der Teststrecke fahren, um die Anlagen zu testen und zu optimieren. Die Forschungsergebnisse sollen bis Ende 2024 vorliegen.

Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr: „Vom Förderbescheid zur Inbetriebnahme in nur acht Monaten – das ist das Tempo, das wir beim Netzausbau brauchen. Ich hoffe sehr, dass wir die hier gewonnenen Erkenntnisse bald auf den restlichen Netzausbau übertragen können. Denn die Fahrgäste erwarten zu Recht in einem Land wie Deutschland, während der Fahrt unterbrechungsfrei telefonieren und mit Highspeed surfen zu können“

Dr. Daniela Gerd tom Markotten, DB-Vorständin für Digitalisierung und Technik: „Wir wollen, dass sich unsere Reisenden in der Bahn wie zuhause fühlen. Dazu gehört auch ein exzellentes Telefon- und Surferlebnis. Das GINT-Projekt zeigt: Wir können High-Speed-Mobilfunk in Rekordzeit in den Zug und an das Gleis bringen. Damit machen wir den Zug nicht nur zum rollenden Büro oder Heimkino, sondern schaffen gleichzeitig die Basis für eine zukünftige Digitalisierung des Bahnverkehrs mit FRMCS.“

Valentina Daiber, Vorständin für Legal und Corporate Affairs bei O2 Telefónica: „Wir testen mit dem Gigabit Innovation Track einen Paradigmenwechsel und denken Konnektivität an der Schiene neu. Die Mobilfunkinfrastruktur rückt näher an die Gleise, um Zugreisende zuverlässig mit mobilem High-Speed-Internet zu versorgen. Die GINT-Studie soll die Machbarkeit von schnellem 5G in schnellen Zügen aufzeigen. Gleichzeitig soll sie einen wichtigen Beitrag zu der anstehenden Diskussion über den zukünftigen Mobilfunkausbau entlang der Schienen, dessen Kosten und Finanzierung liefern.“

Daniel Leimbach, Geschäftsführer der Ericsson GmbH: „Der Aufbau der besonders leistungsfähigen 3,5-GHz-Funktechnik an der Teststrecke erfolgte in Rekordzeit. Für das GINT-Projekt haben wir ein spezielles kleines aber vollständiges Mobilfunknetz, samt Kern- und Funkzugangsnetz, in unserem Aachener Forschungsstandort Eurolab vorkonfiguriert. Dadurch konnten wir es dann extrem schnell ausliefern und die Technik an den Start bringen.“

Christian Hillabrant, Vorstandsvorsitzender Vantage Towers: „Mit dem GINT-Projekt beweisen wir, dass Gigabit am Gleis keine Zukunftsvision mehr ist, sondern innerhalb weniger Monate Realität werden kann. Indem Bahn- und Mobilfunknetze dieselbe Infrastruktur nutzen, heben wir wertvolle Synergien beim Netzausbau und schonen wertvolle Ressourcen. Als einer der führenden Funkmastbetreiber in Europa freuen wir uns, unser Know-how in dieses wegweisende Zukunftsprojekt einzubringen.“

Quelle: UD/cp
 

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