Politik

Eingriffe des Staates umstritten - Verteilungsgerechtigkeit gefordert

Im Rahmen des zweiten Wiener SOT-Frühjahrsgespräches haben Experten ein heterogenes Bild des Kapitalismus gezeichnet. Zwar lässt sich Marktwirtschaft ökologisch oder sozial einfärben, nachgedacht werden muss hingegen über die Verteilung des Kapitals, erklärt Friedrich Spritzey, Partner bei Süd-Ost Treuhand, und fügt hinzu: "Steuern sollten auch wieder der Steuerung dienen." Laut Erhard Busek, Vorstand des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa, haben die Menschen bereits die Lust am Markt verloren.

25.03.2013

Bild: TU Berlin
Bild: TU Berlin
Busek, der auch Ehrenpräsident des Europäischen Forums Alpbach ist, sieht die öko-soziale Marktwirtschaft im Vorteil, wobei sozial oft mit staatsnah verwechselt würde. "Wir leben vom Wettbewerb, der leider oft versagt." Politiker müssten sich mehr für Märkte einsetzen und Europa insgesamt marktfreundlicher gestalten. "Die soziale Marktwirtschaft hatte zumindest noch ordnungspolitische Zielsetzungen", meint Busek.

Laut Franz Schellhorn, Leiter der kürzlich gegründeten Denkfabrik Agenda Austria, soll sich der Staat aus den Märkten heraushalten. Neben Preisen und dem Wettbewerb habe dieser nur eine Schiedsrichterfunktion. "Alles ist markttauglich", findet Schellhorn und sieht generell mehr Staats- denn Marktversagen. Auch dass Marktwirtschaft immer ein Attribut brauche, stößt dem Experten auf. Diese sei per Definition schon sozial. Bei Marktversagen sollte nicht gleich nach dem Staat gerufen werden. Der Schuldenrausch der Staaten benötige jedoch ein Korrektiv.

Gegenteil von Planwirtschaft

"Ohne Egoismus und Gier lassen sich keine Märkte entwickeln", meint hingegen Willi Hemetsberger, Gründer und Präsident ithuba Capital AG. Seiner Ansicht nach zählen Angebot und Nachfrage, nicht jedoch die Motive dahinter. Marktversagen sei der Politik geschuldet und die Mischung aus Staat und Privat überhaupt am gefährlichsten. "Wenn der Markt nicht funktioniert, dann muss man ihn zum Funktionieren bringen", so der Experte. Marktwirtschaft sei gut, gehe derzeit aber verloren. Innovationen würden weltweit abnehmen.

In diese Kerbe schlägt auch Franz List, Geschäftsführer List components & furniture. Mit einem ausgezeichneten Produkt würden Marktverhältnisse nachrangig. Statt zu jammern, seien Innovationen wichtig. Dass das Gegenteil von Marktwirtschaft Planwirtschaft bedeutet, darin war sich die Expertenrunde einig. Letztere sei aber nicht einmal mehr in China gegeben. "Marktwirtschaft ist auch ohne Demokratie möglich", unterstreicht Schellhorn. Umgekehrt sei das nicht der Fall.
Quelle: UD / pte
 
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