Politik

KfW-Studie: Rohstoffmangel bedroht deutsche Wirtschaft

Eine von der KfW-Bankengruppe in Auftrag gegebene Studie mit dem Titel „Kritische Rohstoffe für Deutschland" untersucht erstmalig umfassend die Risiken der Versorgung Deutschlands mit mineralischen Rohstoffen (Metalle, Industriemineralien, Steine und Erden) unter Berücksichtigung der weltweit steigenden Nachfrage durch Zukunftstechnologien. Die Studie stuft die künftige Versorgungslage von 13 mineralischen Rohstoffen als „kritisch" beziehungsweise „sehr kritisch" ein.

16.11.2011

Seltene Erden werden unter anderem für die Herstellung von Handys benötigt. Foto: Nokia
Seltene Erden werden unter anderem für die Herstellung von Handys benötigt. Foto: Nokia

Die identifizierten kritischen Rohstoffe, die überwiegend den seltenen Metallen zuzuordnen sind, sind für viele Produktionszweige der deutschen Wirtschaft, für viele Zukunftstechnologien (zum Beispiel Elektromobilität, Informations- und Kommunikationstechnik) sowie für den nachhaltigen Umbau der Energieversorgung von herausragender Bedeutung.

Die Studie wurde vom unabhängigen Berliner IZT - Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung und adelphi durchgeführt. Dr. Siegfried Behrendt (IZT): „Zu den sehr kritischen Rohstoffen, die wir identifizierten, zählen Germanium, Rhenium und Antimon. Als ‚kritisch' stuften wir ein: Seltene Erden, Indium, Wolfram, Gallium, Palladium, Silber, Zinn, Niob, Chrom und Bismut." Im Gegensatz zu Vorgängerstudien wurde bei dieser Forschungsarbeit erstmals die Rohstoffversorgung aus dem Blickwinkel der deutschen Unternehmen analysiert. Zudem sorgen methodische Fortschritte für eine hohe Validität und Transparenz der Ergebnisse.

Siegfried Behrendt (IZT) betonte: „Noch vor wenigen Jahren war die Rohstoffversorgung für viele deutsche Unternehmen eine reine Beschaffungsaufgabe. Durch die erheblichen  Preisschwankungen, die hohen Preisniveaus und die schwierige Verfügbarkeit einiger Rohstoffe wird die Rohstoffversorgung in Zukunft für Unternehmen zu einer Kernaufgabe."

Im Rahmen der Studie wurden insgesamt 52 Rohstoffe hinsichtlich ihrer Risiken für die Rohstoffversorgung und der Verletzbarkeit der deutschen Wirtschaft bei Eintritt einer Versorgungsstörung analysiert. Beispielsweise wird Germanium für die Glasfaserkabelproduktion, Rhenium für hocheffiziente Gasturbinen für Kraftwerke, Seltene Erden für Magnete der Windkrafttechnologie, für Batterien der Elektromobilität und in der Informations- und Kommunikationstechnik eingesetzt. Gallium und Indium werden für die Dünnschicht-Photovoltaik benötigt, Wolfram bei den Hartmetallen in Schneidwerkzeugen und verschleißfesten Werkzeugen sowie Zinn zur Herstellung von Weißblech.

Hohe Versorgungsrisiken ergeben sich für die als kritisch eingestuften Rohstoffe insbesondere durch die Konzentration der globalen Rohstoffproduktion auf wenige Länder, hier vor allem auf die Volksrepublik China (unter anderem Germanium, Antimon, Seltene Erden, Wolfram). Bei einzelnen Rohstoffen ergeben sich darüber hinaus Marktrisiken durch ein geringes Verhältnis von globalen Reserven zur globalen Produktion, so dass hier mittel- bis langfristig Versorgungsengpässe drohen können (unter anderem Antimon, Chrom, Germanium, Silber, Zinn).

Des Weiteren ist das Recycling einiger kritischer Rohstoffe (unter anderem Gallium, Seltene Erden) aufgrund ihrer kleinteiligen und räumlich verteilten Verwendung erschwert. Siegfried Behrendt (IZT): „Teilweise fehlt es auch an geeigneten Recyclingverfahren, für Niob beispielsweise ist das Recycling bisher ein Downcycling - denn die besonderen Materialeigenschaften können am Ende nicht mehr genutzt wird."

Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, betonte: „Vor dem Hintergrund der beschriebenen Versorgungsrisiken wird es für den Technologie- und Innovationsstandort Deutschland immer bedeutender, dass die Unternehmern stärker als bisher Strategien für eine nachhaltige Rohstoffsicherung entwickeln, zum Beispiel über Beteiligungen an Bergbauprojekten. Um den primären Rohstoffbedarf insgesamt zu senken und damit die Importabhängigkeit zu verringern, sollten von den Unternehmen zudem verstärkt Maßnahmen zum effizienteren Einsatz von Ressourcen und zur Nutzung von Sekundärrohstoffen umgesetzt werden."

Quelle: UD / cp
 

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