Lieferkette

Was kann ein kleines Unternehmen schon bewirken? Viel!

In China erfolgt der Abbau Seltener Erden oft unter eher schlechten Arbeitsbedingungen. Der Mittelständler Haas & Co. Magnettechnik findet dafür pragmatische Lösungen.

07.07.2022

Was kann ein kleines Unternehmen schon bewirken? Viel!
Das seltene Erdenmetall Neodym wird unter schwierigen Bedingungen gewonnen.

Wer ein Smartphone, einen Computer oder ein Elektroauto sein Eigen nennt, besitzt auch sogenannte Seltene Erden. Denn diese Metalle sind essenzielle Materialien für viele Hightechprodukte. Die größten derzeit bekannten Vorkommen der Seltenen Erden liegen in China, berichtet der Bayerische Rundfunk. Mit einem Marktanteil von rund 90 Prozent der globalen Produktion habe das Land damit eine Monopolstellung. Zwar gebe es auch in anderen Ländern Vorkommen Seltener Erden. Diese seien aber zu gering, weshalb sich der Abbau nicht lohnt. Der Abbau und die Verarbeitung der Metalle in China sind allerdings mit menschenrechtlichen und ökologischen Risiken verbunden.

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Diese Erfahrung machte auch Haas & Co. Magnettechnik. Dass Menschenrechte in der Lieferkette auch für den deutschen Mittelständler ein Thema sind, wurde Christopher Haas allerdings erst richtig klar, als das Unternehmen für einen Kunden ein Nachhaltigkeitsaudit absolvieren musste. Für die Herstellung der Magnete, die nicht nur in Smartphones und E-Autos, sondern auch in Windrädern zum Einsatz kommen, benötigt das etwa 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter starke Unternehmen nämlich das seltene Erdenmetall Neodym. Dieses wird unter schwierigen Bedingungen gewonnen: „In den Minen verwenden die Arbeiter Säuren, um den Rohstoff aus dem Gestein zu waschen, wodurch radioaktives Thorium freigesetzt wird“, erklärt Geschäftsführer Christopher Haas im Interview mit dem Online-Magazin Markt und Mittelstand. „Das ist nicht nur eine Belastung für die Umwelt, sondern auch für die Arbeiter, da sie oft keine ausreichende Schutzkleidung haben.“ 

Große Herausforderungen … 

2011 nahm Haas & Co. seine Lieferkette daher genauer unter die Lupe und identifizierte zunächst mithilfe eines Mappings die wichtigsten menschenrechtlichen Risiken im Zusammenhang mit seiner Geschäftstätigkeit. Dies bestätigte, dass die größten Herausforderungen im Bereich der Lieferketten liegen. Gegenüber seinen direkten Lieferantinnen und Lieferanten hat das KMU bereits die Achtung der Menschenrechte in den Einkaufsbedingungen festgeschrieben. Der Mittelständler überprüft zudem durch regelmäßige Besuche, ob die Anforderungen auch eingehalten werden und sucht dabei auch immer den direkten Austausch mit seinen Geschäftspartnerinnen und -partnern. 

Bei einem seiner chinesischen Zulieferbetriebe stellte Haas & Co. schließlich Handlungsbedarf fest. Die mangelhaften Arbeitsbedingungen machten sich auch bei der Qualität der Produkte bemerkbar. So hatte dieser Zulieferbetriebe zeitweise mit Fluktuationsraten im Bereich Personal von bis zu 40 Prozent zu kämpfen. Der Grund: Rund um das chinesische Neujahrsfest kehren Wanderarbeitende oft gar nicht zu ihrer alten Arbeitsstelle zurück, sondern suchen sich eine neue Anstellung mit besseren Bedingungen. Hieraus entstanden messbare Qualitätsprobleme der importierten Waren und erhöhte Kosten für Reklamationen und Neuproduktionen.

… pragmatische Lösungen 

Haas & Co. musste also Herausforderungen angehen, die selbst für große Unternehmen mitunter schwer lösbar sind. „Es ist zwar im Moment nicht möglich, bei Magneten eine komplett saubere Lieferkette zu haben, aber wir können dennoch einige Dinge umsetzen, um die Bedingungen zu verbessern“, meint Haas. Im Falle der chinesischen Fabrik, die mit hoher Fluktuation zu kämpfen hatte, regte das mittelständische Unternehmen zum Beispiel verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung des Arbeitsschutzes an. So baute der Lieferant etwa Notschalter in Maschinen ein und setzte die Unterkünfte der Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter instand. Außerdem wurde Arbeitsschutzkleidung zur Verfügung gestellt und den Arbeiterinnen und Arbeitern angepasst. Dank der besseren Arbeitsbedingungen zeigten sich auch schnell Verbesserungen im Betrieb: Die Fluktuation konnte auf rund zehn Prozent gesenkt werden. Dadurch stiegen die Produktivität und Produktqualität, die Kosten wiederum sanken. Die Investitionen in bessere Arbeitsbedingungen lohnten sich also auch wirtschaftlich für den Zulieferbetrieb, weiß Haas. „Das war ein wichtiges Argument für das Unternehmen, um die Verbesserungen auch wirklich umzusetzen.“ 

Um Transparenz gegenüber seinen Kundinnen und Kunden zu schaffen, spricht Haas & Co. zudem proaktiv an, wo (noch) keine Verbesserungen möglich sind. Damit möchte das mittelständische Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette das Bewusstsein für Menschenrechtsthemen schärfen, um so langfristig und partnerschaftlich auf Verbesserungen hinzuwirken. Die Umsetzung der CSR-Maßnahmen hat aber auch zahlreiche positive Auswirkungen auf Haas & Co. selbst. Zum einen wird das KMU damit seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht. Zum anderen profitiert das Unternehmen finanziell langfristig durch die Gewinnung von Neukunden und Neukundinnen, denen soziale Nachhaltigkeit und Menschenrechte – nicht zuletzt auch aufgrund steigender gesetzlicher Anforderungen – wichtig sind.

Dieser Artikel ist im Original im Magazin „UmweltDialog“ zum Thema „Globalisierung“ erschienen.

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Quelle: UmweltDialog
 

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